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Offenbar hat Sigmar Gabriel, gerade zum SPD-Chef gewählt, von seinem früheren Amt als deutscher Umweltminister liebgewonnenes Vokabular übernommen. Im Dresdener SPD-Parteiltag sieht Gabriel einen „neuen Aufbruch“ seiner Partei. Darauf angesprochen, ergänzte er, die SPD müsse „die Deutungshoheit“ wieder erringen.
Deutungshoheit! Was ist – oder aber was nicht ist, das möchten Politiker zu gern allein bestimmen. Auch in der Umweltpolitik wird so verfahren. Besonders gut ablesen lässt sich das von der Klimadebatte, in der sich mittlerweile nahezu alles ums böse CO2 dreht. Kohlendioxid wird gejagt, als habe es auf der Erde ganz und gar nichts zu suchen. Das IPCC, der „Weltklimarat“, sieht sich schon unter einer Glocke aus Treibhausgasen und malt passend dazu emsig Bilder des Schreckens.
Schaurige Szenarien sind der Politik willkommen. Man kann sie dazu nutzen, dem Bürger zur Gefahrenabwehr immer neue Auflagen zu erteilen, die mit finanziellen Opfern verbunden sind. Auch Umweltabgaben lassen die Staatskasse freudig klingeln. Schon früh erwachte das Verlangen nach Opfergaben vor allem der Autofahrer. Wissend, dass sich der Bürger individuelle Automobilität durchaus etwas kosten lässt. Das hat die niederländische Regierung jetzt auf die Idee gebracht, ab 2012 von Autobesitzern eine „Kilometergebühr“ zu fordern. Mit der Abgabe wolle man den schädlichen Abgasen den Kampf ansagen. Und den Staus. Eine alte Platte also, diesmal lediglich mit ein paar Rillen mehr.
Doch sie bröckelt, die Deutungshoheit übers CO2, die die Umweltpolitik seit Jahren beansprucht. Immer öfter wird Widerspruch angemeldet. Weil vieles, was geschieht, einfach nicht zu den fürchterlichen Prognosen von Hitzewellen, Dürreperioden und Wassermangel passt, angesichts derer beim verängstigten Bürger Einsicht und Disziplin eingefordert werden. Wie oft war schon die Rede von zunehmender Erwärmung auf der Erde, die zu einem Abschmelzen der Gletscher führe!
Jetzt konfrontiert die indische Regierung solche Behauptungen mit eigenen Forschungsarbeiten über den angeblichen Rückzug der Gletscher im Himalaya. Bei der Präsentation der Studie sagte der indische Umweltminister Jairam Ramesh, ein direkter Zusammenhang zwischen der Gletscherschmelze im Himalaya und dem globalen Klimawandel könne nicht festgestellt werden. Auch wenn sich einige Gletscher im Himalaya nach wie vor auf dem Rückzug befänden, vollziehe sich der Vorgang aber mit einer Geschwindigkeit, die – historisch betrachtet – nicht besorgniserregend sei.
Man erinnert sich: Vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde 2007 vor einem totalen Verschwinden der meisten Himalaya-Gletscher bis 2035 gewarnt. Die indische Studie schlussfolgert, das es ein Fehler sei, die Schmelzraten aus anderen Teilen der Welt einfach auf den Himalaya zu übertragen. Herausfinden können habe man unter anderem, dass der Gangotri-Gletscher, Hauptquelle des Ganges, den stärksten Rückzug 1977 erlebte und heute praktisch zum Stillstand gekommen sei.
Rameshwar Bali, Professor für Geologie an der Universität Lucknow, konstatierte: Vorhersagen, die das Verschwinden der Himalaya-Gletscher sehen, seien Unsinn. Bali: „Das ist organisierte Propaganda von Klimawandel-Aktivisten.“
Offensichtlich wird es immer schwieriger, Wissenschaftler und Forscher, die sich mit dem Klima beschäftigen, unter einen Hut zu bekommen. Erhebliche Meinungsverschiedenheiten dürften demnächst beim kommenden UN-Klimagipfel in Kopenhagen zutage treten. Der eigentlich geplante neue Weltklimavertrag werde möglicherweise platzen, deutete Dänemarks Ministerpräsident Lars Lokke Rasmussen an. Nicht einigen können sich die Länder vor allem auf die Reduzierung von Treibhausgasen um 50 Prozent bis 2050. Zu unterschiedlich sind Interessenlagen und Ausgangspositionen der Länder.
Widersprüchliches in der Klimadebatte beschäftigt nicht nur Expertenkreise. Wenn bei allem, was geschieht, Zusammenhänge nicht erkennbar sind, wird am Ende jeder stutzig. Anzeichen mehren sich, dass die Deutungshoheit, die das IPCC und die sich am „Weltklimarat“ orientierende Politik seit Jahren beansprucht, endlich einem unvoreingenommenen Austausch der Meinungen und der Verarbeitung sämtlicher wissenschaftlicher Erkenntnisse weichen muss.
Einst urteilte der indische Schriftsteller Rabindranath Tagore, „die Wahrheit fließt durch die Kanäle von Irrtümern“. Deshalb wohl kommt sie manchmal nur langsam ans Licht.
geschrieben von auto.de/automobilreport.com/ar/Wolfram Riedel veröffentlicht am 19.11.2009 aktualisiert am 19.11.2009
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