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Seltsam war die Geschichte von Anfang an. Verständlich. Angenommen, es gäbe eine Notiz in der Zeitung, dass ein Gespann mit scheuenden Pferden trotz aller Mühen des Mannes, der die Zügel hielt, nicht zum Stehen zu bringen gewesen sei.
Am Ende verursachte das Fuhrwerk einen Unfall. Was würde derjenige, der davon erfährt, wohl denken, wenn in den Tagen danach die Medien allesamt von ganz ähnlichen Vorfällen mit durchgegangenen Pferden berichteten? – Da fragte man sich doch, warum mit einem Mal so viele Pferde verrücktspielen!
In jüngster Zeit machten nicht durchgehende Pferde Schlagzeilen. Vorbehalten waren sie angeblich nicht zum Stehen zu bringenden Pkw-Modellen von Toyota. Das Serienthema „klemmendes Gaspedal“ und der dazu passende Rückruf schienen sich binnen weniger Wochen regelrecht zu verselbständigen; weltweit, angereichert mit abenteuerlichen Geschichten. In deren Mittelpunkt ein Amerikaner, dem es – so wurde aufgeregt geschildert – nicht gelungen sei, seinen „wildgewordenen Prius“ wieder anzuhalten. Erst eine auf dem Highway patrouillierende Polizeistreife habe es vermocht, das unablässig vorwärtsdrängende Hybridgefährt zu stoppen, indem die Polizeilimousine den gewissermaßen flüchtigen Prius zunächst einholte, sich dann, zu allem entschlossen, vor ihn setzte, unerschrocken andockte und ihn auf ungewöhnliche Weise erfolgreich zum Stehen brachte. Das Verblüffende: Das Manöver hinterließ an dem angeblich zwangsgestoppten Fahrzeug keinerlei Spuren.
Kaum dass die Story die mediale Runde machte, meldeten sich nacheinander andere Besitzer von Fahrzeugen mit Toyota-Markenzeichen, die sich urplötzlich erinnerten, ebenfalls mindestens schon einmal erlebt zu haben, dass ihr Auto unaufgefordert zum Galopp übergegangen und nur mit Mühe anzuhalten gewesen sei. Amerikaner wissen, dass man zweckmäßigerweise dabei sein sollte, wann immer sich ein finanzieller Ausgleich von Schadenersatzansprüchen aus der Produkthaftung anbahnen könnte. Unter Umständen fließen üppige Gelder. Merke: Vermeintlich Betroffene, die sich nicht melden, gehen leer aus.
Den Imageschaden, der für Japans größtes Automobilunternehmen entstanden ist, kann der Laie nicht bemessen. Schon gar nicht lässt sich abschätzen, wie hoch die finanziellen Verluste sind, die alle Facetten der Kampagne zur Folge haben. Auch Toyota-Vertragspartner, die Händler, dürften die Nachwehen der medialen „Gaspedal“-Attacken noch länger zu spüren bekommen, auf die – so sieht es aus – von Toyota nicht angemessen schnell und entschieden reagiert worden ist.
Jetzt hat der Präsident des Verbandes der Toyota-Händler e.V. in Deutschland, Burkhard Weller, noch einmal darauf verwiesen, dass es in Deutschland „keinen einzigen bekannten nachgewiesenen Fall eines ‚klemmenden’ Gaspedals gibt. Das KBA habe den Rückruf als „nicht sicherheitsrelevant“ eingestuft und somit überprüfe es den Rückruf auch nicht.
„Nichts ist unmöglich – Toyota.“ Es wird einige Zeit dauern, ehe das Markenclaim wieder seine frühere Überzeugungskraft zurückgewonnen hat. Die grundsätzliche Frage aber beschäftigt weiter: Warum geriet Toyota quasi über Nacht in derart unfreundliche Schlagzeilen? Das Rätselraten darüber wird anhalten.
geschrieben von auto.de/(auto-reporter.net/Wolfram Riedel) veröffentlicht am 06.05.2010 aktualisiert am 06.05.2010
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