Kommentar: Noch ein Wahlversprechen

Einen Plan für die Entwicklung der Elektromobilität wollen die beiden SPD-Minister Sigmar Gabriel und Wolfgang Tiefensee heute aus der Taufe heben. Sie sprechen über Fördermittel für die technische Entwicklung und stellen sogar finanzielle Hilfen für die Käufer von Elektroautos in Aussicht. So weit, so gut; denn die deutschen Fahrzeughersteller haben viel zu spät begonnen, die Batterie fürs Elektroauto als ein strategisches Produkt zu betrachten. Jetzt müssen sie sich Partner in Fernost suchen. Der Regierungsplan kann die Aufholjagd beschleunigen, wenn sie nicht schon verloren ist.

Eine Million Elektroautos sollen bis 2020 über deutsche Straßen rollen. Das ist das Ziel, und das ist nicht mehr wert als ein übliches Wahlkampfversprechen. Denn die Zahl eine Million, die so gewaltig klingt, bedeutet doch nur, dass in elf Jahren nur jedes 50. Auto mit Elektroantrieb fährt. So gesehen passt die eine Million zu den Aussagen der Fachleute, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis der Elektroantrieb bei der Mobilität eine entscheidende Rolle spielen wird.

Doch das Versprechen der scheinbar großen Zahl wird dazu beitragen, die falsche Hoffnung zu unterstützen, quasi morgen schon könne man batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge mit angemessenen Reichweiten zu Preisen kaufen, die mit denen eines heutigen Personenwagens vergleichbar sind. Der Handel fürchtet solche Erwartungen, weil er sie noch lange nicht erfüllen kann, der Kunde aber Kaufentscheidungen zurückstellen könnte, um auf seinen Stromer zu warten.

Sigmar Gabriel täuschte heute das Publikum im Interview mit dem gemeinsamen Morgenfernsehen von ARD und ZDF mit der Aussage, ein Elektroauto sei im Betrieb nur halb so teuer wie ein Benziner oder Diesel. Damit nährte er die Hoffnung, das Auto der Zukunft könne mit Strom zu denselben Preisen betrieben werden wie die Waschmaschine. Glaubt denn irgendjemand, dass der Staat beim Masseneinsatz von Elektroautos auf das Geld verzichten wird, das er heute mit der Mineralölsteuer einnimmt? Zum Plan der Förderung des Elektroautos im Umwelt- und Verkehrsministerium wird sich schon bald im Finanzministerium ein Plan gesellen, der sich mit der Besteuerung von Mobilität befasst. Dann zahlen wir eben alle Maut, einerlei ob für Benziner, Diesel, Hybride oder Elektroautos.

Ebenso unaufrichtig wie dieser Umgang mit den Kosten läuft die technische Diskussion, die davon ausgeht, dass der Benziner nur 15 Prozent der Energie in Bewegung umsetzt, das Elektroauto aber 95 Prozent. Die 15 Prozent stimmen, wenn man die Verluste von der Förderung des Öl, dessen Transport, seine Raffinierung und schließlich die Verbrennung im Fahrzeug betrachtet. 95 Prozent stimmen auch, wenn man das Elektroauto als eine Insel betrachtet, bei der die Energie aus dem Himmel fällt. Erzeugung, Transport, Ladeverluste, Selbstentladung werden gern unterschlagen.

Um das klarzustellen. Das batterieelektrische Fahrzeug wird kommen, auch als Massenprodukt, vielleicht schon in zwei Jahrzehnten. Das wird die Abgas- und Geräuschbelastung durch Verkehr dort verringern, wo er dahinrollt. Ob das Batterieauto für die globale Umwelt etwas bringt, hängt aber von der Erzeugung des Stroms ab. Braunkohle und Steinkohle oder Atomkraft, Wasser, Wind und Sonne – das sind die Alternativen.

Hoffentlich ist es nicht noch so ein Wahlversprechen, wenn die Politik heute sagt, die Autos könnten in Zukunft mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Denn was für die eine Million reichen könnte, reicht sicher nicht für die rund 50 Millionen Fahrzeuge, die heute auf unseren Straßen rollen.

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