Kommentar: Nur keine Panik!

Vor vier Wochen noch waren alle Beteiligten froh, dass in unseren Automobilfabriken inzwischen Flexibilität den Alltag bestimmt. Von der „atmenden Fabrik“ war die Rede, in der die Mitarbeiter in Hochzeiten mehr arbeiten und ihre Zeitkonten auffüllen konnten, die dann später wieder ausgeglichen werden sollten. Jetzt atmen unsere Autofabriken aus, und sofort wird das als ein Indiz dafür gedeutet, dass es mit unserer Wirtschaft insgesamt bergab geht.

Jedem ist klar, dass die Finanzkrise nicht ohne Folgen für den Automarkt bleiben wird. En Freund aus USA erzählte mir kürzlich, das er trotz guter Bonität in Detroit keine Bank findet, die mit ihm einen Leasingvertrag für ein neues Auto abschließen kann. Er steht auf der Warteliste, für den Fall, dass die Bank wieder über Gelder verfügt, die sie verleihen kann.

Wir wissen auch, dass gerade die Unternehmen, die große Fahrzeuge per Leasing an den Mann gebracht haben, besonders in den USA nun gleich zwei Probleme haben. Denn viele Leasingnehmer können die Raten nicht mehr zahlen, und viele Leasingfahrzeuge stehen in den Büchern der Leasinggeber mit viel zu hohen Restwerten, die der Gebrauchtwagenmarkt heute nicht mehr hergibt.

Diese Probleme kennen wir in Europa ebenfalls. Außerdem schlägt auch hier die Kaufzurückhaltung zu Buche. Man gut, dass wir die atmende Fabrik haben. Das erspart den Mitarbeitern der Hersteller das leidige Thema Kurzarbeit, und das ist gut so.

Leicht werden es die Hersteller auch in den nächsten Wochen und Monaten nicht haben. Der Markt, der sich gerade wieder erholt hatte, erlebt nun ein neues Minus. Wir haben Grund zur der Annahme, dass die Hersteller sich mit Hilfe der Flexibilität darauf einstellen können. Sie müssten ja auch mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn sie jetzt auf Halde produzierten. Seien wir doch froh, dass die Unternehmen heute so reagieren können. Das sichert Arbeitsplätze, zumindest jetzt. Wer da davon spricht, die Branche sei ins Schleudern gekommen, schafft eine Panikstimmung, die wir nun unsere Wirtschaft nicht gebrauchen kann.

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