Rechthaber im Verkehr

Kommentar: Nur noch Rechthaber im Straßenverkehr – Am Ende verlieren Alle 

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Ärgern Sie sich nicht auch täglich über diese ungehobelten Radfahrer, für die keine Verkehrsregeln zu gelten scheinen? Oder sind Ihnen die Autofahrer ein Dorn im Auge, bei denen Fahrradfahrer offenbar als Freiwild zum Abschuss freigegeben sind? Oder sind Sie zu Fuß unterwegs und verfluchen beide Gruppen für Ihre Rücksichtslosigkeit? Wenn Sie nur einmal „Ja“ gedacht haben, fangen Sie doch am Besten Mal bei sich selbst an! Damit wäre allen geholfen.

Bub fasst überfahren

Heute Morgen war ein gutes Beispiel dafür, dass ganz offensichtlich etwas auf deutschen Straßen falsch läuft. Mein Arbeitsweg ist nicht lang, gerade mal knapp einen Kilometer durch die Leipziger City, den ich für gewöhnlich mit dem Rad zurücklege. Nur wenige Meter vor meiner Haustür an einer Ampel werde ich Zeuge, wie ein kleiner Junge - vermutlich sieben oder acht Jahre alt - brav an der roten Fußgänger Ampel wartet. Als diese auf Grün springt, geht er los und wird um Haaresbreite - trotz Warnweste und Reflektoren am Schulranzen - von einem VW Polo umgefahren. Der Kleine schlägt erschreckt die Hände auf die Motorhaube des Fahrzeugs, das wirklich nur Zentimeter vor ihm zum Halten gekommen ist. Verstört geht er weiter, die Fahrerin des Polo fährt einfach weg. Da der Junge sichtlich außer sich ist, spreche ich ihn an, ob alles in Ordnung ist. Ich erkläre ihm, dass er alles richtig gemacht habe und die Frau hätte aufpassen müssen, was ihn sichtlich etwas beruhigte. Über die nächste Ampel begleite ich ihn noch, bevor ich ihm noch einen sicheren Weg zur Schule wünsche und weiter fahre.
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"Was ist dein Problem"?

Nur wenige 100 Meter weiter komme ich an eine Abzweigung. Vor mir biegt ein Auto nach rechts in die Straße ein, in die ich auch muss. Ich folge direkt und finde mich Sekunden Später mit dem Fuß an der Tür eines Audi A6, der von links viel schneller als mit den erlaubten 30 km/h angefahren kam und mir die Vorfahrt genommen hat. Wäre ich nur eine Sekunde früher dran gewesen, läge ich nun unter dem Wagen, statt nur an der Seite entlang zu schrammen. Der Fahrer guckt erschrocken von seinem Handy auf und brüllt mich durch die geschlossenen Scheiben an 'was mein Problem' sei?
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Was bringt es „Recht zu haben“?

Mein Problem? Abgesehen davon, dass ich hier faktisch angefahren wurde, stört mich die zunehmende Haltung aller Verkehrsteilnehmer, auf Ihr Recht oder auf die sprichwörtliche „frei Fahrt für freie Bürger“ zu pochen. Überholverbot? Nicht für mich! Rote Ampel? Es kommt doch gerade eh nichts! Warum soll ich bremsen, ich hatte doch grün? Jeder hat immer recht, keiner will sich einen Fehler eingestehen. Doch was bringt es denn auf sein Recht zu pochen, und dafür mit seiner Gesundheit oder dem Leben zu bezahlen?

Es gibt nur Verlierer

Denn egal ob Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger mal gerade im Recht ist, im Zweifelsfall verlieren alle Beteiligten. Was bringt es mir als Fußgänger, dass ich doch grün hatte, wenn der Rotlichtfahrer mich überrollt? Was habe ich als Radfahrer gewonnen, wenn ich auf meine Vorfahrt bestehe, ein unachtsamer Autofahrer mich aber zum Invaliden macht? Oder fühle ich mich als Autofahrer wirklich als Sieger, wenn ich dem Fahrradkurier, der mal wieder bei Rot gefahren ist, die Vorfahrt nehme und seinen Sohn zum Halbweisen mache?

Immer an die Folgen denken

Die meisten scheinen in der hektischen Zeit nur noch an sich und das Hier und Jetzt zu denken. Die Folgen ihres tun und Handelns blenden Sie offenbar aus. Denn abseits von Schäden am eigenen Leib und Eigentum bringt ein Unfall immer noch viel mehr Leid mit sich. Ist es mir Wert auf meine Vorfahrt zu pochen und danach mit den Schuldgefühlen zu leben, einen Menschen in den Rollstuhl oder gar unter die Erde befördert zu haben? Glauben Sie mir aus Erfahrung im Bekanntenkreis: Es hilft wenig zu wissen, dass man eigentlich im Recht war. So etwas verfolgt einen sein Leben lang. Oder werden Sie ihr ganzes Leben stolz darauf sein, dem dämlichen Autofahrer gezeigt zu haben, dass Sie als Radfahrer das Recht auf Ihrer Seite hatten, während Sie den Rest Ihrer Tage im Rollstuhl verbringen müssen?
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Ein Fünkchen Rücksicht sorgt für Entspannung

Wenn jeder nur ein Fünkchen mehr Rücksicht im Straßenverkehr walten lässt, auch mal jemanden die Vorfahrt gewährt, mal eben in die Spur einscheren lässt, eben nicht stur auf sein Recht pocht, und nicht jeden Fehler eines anderen „bestrafen“ will, wäre der Alltag auf deutschen Straßen nicht nur viel sicherer, sondern für alle auch deutlich entspannter.

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Nicht Träumen -

Januar 9, 2015 um 1:56 pm Uhr

Herr Zehden, das was Sie hier als Problem der Teilnehmer Straßenverkehrs ausmachen beschränkt sich leider nicht darauf.
Jeder von uns wird auf Leistung und Erfolg ausgerichtet – um jeden Preis.
Oder ist das bei ihnen im Büro anders?

Praktikanten arbeiten jahrelang ohne Bezahlung. Vermieter optimieren laufend Ihre Mieten. Unternehmen optimieren Ihre Mitarbeiter.

Und im Privatleben ist es das gleiche. Einfach einen Radausflug machen geht nicht. Man muß in einer Woche Urlaub schon die Alpen mit dem Hochleistungsrennrad überqueren.
Kinder stören nur – wenn sie 2 davon haben gelten Sie in einigen Regionen bereits als Asozial.
Alte müssen sehen wie sie klar kommen.

Und wer bei dieser Gesellschaft nicht ununterbrochen die Ellbogen herausdrückt wird überfahren.

Politiker, Lehrer, Beamte und Vorgesetzte haben längst keine Vorbildfunktion mehr.

Und denen die Macht und Geld besitzen sind vereinzelnte Menschen im Kampf “ Jeder gegen Jeden“ sowieso lieber – da sie einfacher zu manipulieren sind.
Und die Journalisten sind hier sehr hilfsbereit die Menschen weiterhin gegeneinander aufzuwiegeln, zu verängstigen und gewissen Interessen Vorschub zu leisten.

Ihr Apell in Ehren, aber daran wie es ist, wird sich nichts ändern.

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