Kommentar: Strahlend gegen die Krise

Die bedeutendste europäische Automobilmesse öffnet in wenigen Tagen ihre Tore. Unter dem Motto „Erleben, was bewegt“ will die IAA (17. bis 27. September) das Thema Auto einmal im krisenfreien Rahmen präsentieren.

Statt Streit um Opel, Insolvenzmeldungen und einbrechende Absatzzahlen zeigen sich die Hersteller von ihrer besten Seite: Glänzendes, wohlgeformtes Blech und jede Menge PS garniert mit weiblichen Schönheiten sorgen für andächtige und bewundernde Blicke aller. Von schlechter Stimmung ist nichts zu spüren.

Gute Miene zum bösen Spiel? Nein, denn selbst wenn die Kassen leer sind und die Automobilindustrie in einer schweren Krise steckt, dürfen die Erwartungen der Messebesucher und damit der potenziellen Kunden nicht enttäuscht werden. Es muss weiter geträumt werden dürfen ganz nach dem Prinzip Hoffnung. Oder wer möchte schon wie einst in Detroit in halbleeren Hallen an vereinzelten Autos vorbeiziehen? Das drückt auf die Stimmung und ist mit Sicherheit nicht dazu geeignet, Kauflust zu wecken.

Niemand will ein Auto von einem marode erscheinenden Automobilhersteller kaufen. Gerade deshalb sind in Krisenzeiten Werbung und Image wichtig, und Blech, Spots und Hostessen müssen strahlen wie nie zuvor. Und wer sich keinen strahlenden Auftritt leisten will, der sollte lieber zu Hause bleiben. Denn für angestaubte Tristesse ist die Standmiete auf der Internationalen Automobil Ausstellung definitiv zu teuer.

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