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Jetzt will der ADAC dem Biokraftstoff E10 „zum Durchbruch“ verhelfen. Dazu sieht er die Automobilhersteller und die Mineralölhersteller in der Pflicht, „die Autofahrer an den Tankstellen gezielt und bedarfsgerecht über ihr Produkt Super E10 zu informieren. Der ADAC fordert die Automobilhersteller auf, ihre Kunden „schriftlich über das Kraftfahrt-Bundesamt darüber aufzuklären, ob ihr Auto E10 tanken darf oder nicht“.
Beim ersten Versuch, das mit zehn Prozent Bioalkohol verlängerte Superbenzin einzuführen, war es gerade der ADAC, der dagegen wetterte. Zu der Zeit wusste niemand, ob der höhere Alkoholgehalt den Motoren schadet oder nicht. Heute weiß man, dass rund drei Millionen Fahrzeuge gefährdet sein könnten. Schon beim ersten E10-Anlauf wies auch der ADAC darauf hin, dass der Verbrauch bei E10 steigt und sogar darauf, dass der Alkohol für den Sprit möglicherweise zu Lasten von Nahrungsmitteln hergestellt wird. Auch wurde damals schon bezweifelt, ob der Alkohol so umweltfreundlich und energieeffizient hergestellt wird, dass die Beimengung zum Benzin gerechtfertigt sein könnte.
Wie immer – der E10-Sprit folgt Vorgaben aus Brüssel. Da geht es nicht immer um die tatsächliche Wirkung, sondern zu oft um die symbolische. Wenn sich der ADAC jetzt als E10-Fürsprecher positioniert, liegt der Verdacht nahe, dass auch die Münchner die Kraft der Symbole nutzen wollen und sich an den ungeliebten Größen Automobilindustrie und Mineralölwirtschaft reiben wollen.
Die Automobilindustrie hat ihre Hausaufgaben gemacht. Seit Monaten gibt es Listen der Fahrzeuge, die E10 nicht vertragen. Jeder konnte sich informieren, besonders intensiv im Internet. Die Hotlines der Hersteller liefen dieses Mal tatsächlich heiß. Man darf gespannt sein, welche sinnvollen Vorschläge zur Information nun der sogenannte Benzin-Gipfel am Dienstag kommender Woche in Berlin ergibt. Dabei kann eigentlich nichts anderes herauskommen als der Hinweis an die Bürger, dass es auch ihre Pflicht ist, sich über die Folgen von Vorschriften fürs eigene Leben oder das eigene Fahrzeug zu informieren. Nie war das so leicht wie heute.
Wenn im Zusammenhang mit der Einführung eines von oben verordneten Kraftstoffs überhaupt von Informationspflichten gesprochen werden kann, dann gilt das doch wohl für den Urheber, die Politik. Oder will man gar den Kassierern an der Tankstelle zutrauen, sich zu tausenden Automodellen kompetent äußern zu können?
Statt jetzt am Dienstag mit den Fingern auf die anderen Teilnehmer am E10-Verwirrspiel zu zeigen, sollten sie sich alle in der Pflicht sehen: Politik, Behörden, Automobilhersteller, Mineralölwirtschaft und Verbraucherverbände. Aber wahrscheinlich werden wir wieder nur Schuldzuweisungen erleben. Der gemeine Autofahrer hat seine Zweifel an der Sinnfälligkeit von E10 ebenso wie an der Preispolitik an den Tankstellen. Er ist misstrauisch. Vertrauen gegenüber E10 wird mit der aktuellen Diskussion nicht erzeugt. Ob ein Brief über das KBA etwas daran ändern würde, darf bezweifelt werden.
geschrieben von auto.de/(ampnet/Sm) veröffentlicht am 07.03.2011 aktualisiert am 07.03.2011
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