Kommentar: Vom Pfeil getroffen

Wie sich die Zeiten ändern! Was gab es nicht alles für abwertende Kommentare, wenn es um das Für und Wider des grünen Pfeils an Straßenkreuzungen ging, der das Abbiegen nach rechts bei Ampelrot gestattet, sofern kein Verkehrsteilnehmer – Fußgänger eingeschlossen – in der freigegebenen Richtung, die Grün hat, behindert oder gar gefährdet wird. Die vermeintliche Erfindung „Grüner Pfeil“ stamme aus der DDR, hieß es.

Und was in deren Terrain mit vergleichsweise spärlicher Verkehrdichte – ein Mix leistungsgebremster Gefährte namens Trabant, Wartburg, Lada und Skoda – vielleicht funktioniert hatte, sollte nun angesichts der Turbulenz vielfacher Automobilität gesamtdeutsches Allgemeingut werden? Niemals! Das würde nicht gut gehen.

Dennoch gab es zaghafte Versuche, es zu wagen. Ich erinnere mich, es ist lange her: Zufällig näherte ich mich als Autofahrer in München einer Kreuzung, an der das vermeintliche Grün-Pfeil-Experiment offensichtlich gestartet worden war. Eine auffällig große Tafel mit einem Text, der sich im Vorbeifahren nicht erfassen ließ, weckte meine Neugier. Was stand da alles drauf? – Ich spähte nach einer Parklücke, lief zurück und las, wie man sich als Rechtsabbieger angesichts eines solchen Grünpfeils zu verhalten habe. Die Länge der Textpassage machte deren sekundenschnelles Erfassen unmöglich. Erklärungsnotstand.

Ich weiß nicht, wie lange die Tafel mit dem umfänglichen Aufklärungstext überlebte und ob es den grünen Abbiegepfeil an dieser Kreuzung der Isar-Metropole bis heute gibt. Inzwischen aber – und das ist wichtiger – scheint sich höheren Orts herumgesprochen zu haben, dass dem grünen Abbiegepfeil – es geht ja nicht um den beleuchteten (!) Räumpfeil nach links – alle Ehre gebühren sollte, weil er den Verkehrsfluss ganz erheblich verbessern kann.

„Vorfahrt für den grünen Pfeil!“ forderte jetzt beispielsweise das Seminar der Pressesprecher des Landesverbandes Niedersachsen-Bremen im Deutschen Kraftfahrzeuggewerbe, weil sich die Pfeilidee als außerordentlich nützlich erwiesen habe, beispielsweise in Salzgitter, wo der grüne Abbiegepfeil an vier Ampelanlagen zu einer deutlichen Verbesserung des Verkehrsflusses beim Rechtabbiegen geführt habe.

Man muss sich ja gar nicht der Behauptung unterwerfen, dass nicht alles schlecht sei, was aus der DDR komme. Warum blicken geborene Skeptiker nicht einfach mal in die USA. Dort ist es schließlich gang und gäbe, bei Ampelrot nach rechts abzubiegen, wenn die Nutzer der Grünphase keinen Nachteil davon haben. Einen grünen Pfeil brauchen die Amerikaner gar nicht. Die Abbiegeregel gilt auch so. Und wo das aus gutem Grunde einmal nicht gewünscht ist, kann man über der Abbiegspur lesen: „No turn right!“ So geht’s natürlich auch.

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