Kommentar: Vorsicht vor falscher China-Euphorie beim Autoverkauf

Audi tut es, Mercedes macht es und VW will es sowieso: Fahrzeuge aus „Good old Germany“ an den chinesischen Kunden bringen. Geht es um die Absatzziele in der neuen Weltwirtschaftsmacht China, überschlagen sich die Vorstandschefs der deutschen Automobilhersteller geradezu mit euphorischen Ankündigungen.

Allein VW will im Reich der Mitte bis 2015 rund drei Millionen Autos verkaufen. Das hat die Wolfsburger Konzernspitze bei der Vorstellung ihrer Weltmarktpläne medienwirksam verlauten lassen. Und nicht nur die Niedersachsen schielen bei deren Realisierung immer öfter nach China. Fast 130 000 deutsche Autos im Gegenwert von stattlichen 4,4 Milliarden Euro sind in der ersten Jahreshälfte 2010 dort verkauft worden.

Zweifellos sind das Zahlen, die Mut machen. Denn sie tragen dazu bei, dass die gerade wieder in Fahrt kommende Konjunktur-Lokomotive unter Dampf bleibt. Und – fast noch wichtiger – das schafft und sichert Arbeitsplätze im eigenen Land. Über eines dürfen diese positiv stimmenden Zahlen jedoch nicht hinwegtäuschen: Bisher sind die Ankündigungen der Konzernverantwortlichen fast allesamt auf eine ferne Zukunft gerichtete Absichtserklärungen – nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

Zählt man die Planzahlen aller den Weltmarkt bedienenden Hersteller zusammen, sollen bald fast mehr Autos an den (China-)Mann gebracht werden als das Riesenland Einwohner hat. Eines aber dürfen wir hierzulande bei aller Asien-Euphorie nicht vergessen. Die Konkurrenz aus Fernost schläft nicht nur nicht, sondern ist hellwach. Vor allem aber: Sie lernt schnell – vermutlich schneller als VW und Co. in China. Und die Qualitätsdefizite bei von den Chinesen selbst produzierten Autos werden sie früher oder später in den Griff kriegen. Und dann…Optimismus in allen Ehren – nur für Überheblichkeit besteht kein Anlass. Andernfalls könnte die Realität die deutschen Expansionspläne schneller überholen als den Mächtigen der Branche lieb ist.

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