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Auf viele erste Seiten hat es heute eine Rekordfahrt mit einer Wunderbatterie gebracht. 600 Kilometer fuhr ein Audi A2 mit einer Lithium-Metall-Polymer-Batterie, und die war noch nicht einmal leer, wurde berichtet. Unser Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) nannte das einen Durchbruch. Und auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) setzte sich für Kameras und Korrespondenten ans Steuer des Rekordwagens. Bei Fachleuten hinterließ das Ereignis mehr Frage- als Ausrufezeichen. Wirklich ein Durchbruch?
Viel sagten die Herren von DBM Energy nicht zu der Batterie, nur das: Sie besteht aus metallischem Lithium, das gegen Polymer gezykelt wird. Ihre Energiedichte soll doppelt so hoch sein wie bei den heutigen Lithiumionen-Batterien. Sie soll 500 000 Kilometer überstehen. Der Preis soll dereinst bei der Hälfte der heutigen Fahrzeugbatterien liegen. Die Batterie soll insgesamt nur 100 Kilogramm schwer gewesen sein. Das Gesamtgewicht des A2 soll bei 1600 Kilogramm gelegen haben.
Das alles ist wenig erhellend. Denn der A2 wiegt nur rund 1000 Kilo. Stimmt das Gesamtgewicht, müssen also 600 Kilogramm erklärt werden. Aber das eigentliche Rätsel steckt im metallischen Lithium. Ich hatte einst das denkwürdige Erlebnis, als man der Werksfeuerwehr von Varta die Gefahr von metallischem Lithium vor Augen führen wollte. Man ließ sie aus sicherer Entfernung den Wasserstrahl auf einen Block Lithium richten. Das Ergebnis war eine spektakuläre Explosion. Auch DBM hat solche heißen Erfahrungen schon hinter sich, und aus dem Juni ist ein Zwischenfall bei der Firma Papstar in Nordrhein-Westfalen bekannt geworden, bei der eine solche Batterie die Feuerwehr auf den Plan rief.
Der Sicherheit wegen haben die Batterie– und auch die Autoindustrie auf die Entwicklung von Batterien mit metallischem Lithium verzichtet, obwohl man auf diese Weise höhere Energiedichten erzielen kann. Was ist anders bei der sogenannten Kolibri-Batterie von DBM Energy? Das zu wissen, wäre wichtig, wenn man einschätzen können will, ob Korrespondenten und Politiker auf einen Werbe-Gag hereingefallen sind. Hoffentlich endet der „Quantensprung in der Elektromobilität“, von dem gestern die Rede war, nicht in einem tiefen Loch, hervorgerufen durch eine Lithiumexplosion.
geschrieben von auto.de/(ampnet/Sm) veröffentlicht am 28.10.2010 aktualisiert am 28.10.2010
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