Konjunktur- und Trendmotor Fahrrad

Fahrradfahren ist für viele Menschen die schönste Freizeitbeschäftigung. Neben gemütlichen Radtouren mit der Familie suchen fitnessbewusste Radfahrer die sportliche Herausforderung mit Leichtbau-Fahrrädern oder Rahmen aus Bambus: Die „Drahtesel“ von einst sind heute innovative Hightech-Räder. Einen Ausblick auf die Fahrrad-Trends von Morgen gewährt vom 1. bis 4. September 2010 die Eurobike in Friedrichshafen am Bodensee.

Hersteller von Rennrädern setzen bei der Entwicklung von regulären Straßenmodellen verstärkt auf den Windkanal. Schließlich entwickelten die ehemaligen Fahrradproduzenten und Flugzeug-Pioniere Gebrüder Wright dieses Hilfsmittel, um den Traum vom Fliegen zu realisieren. Heute trägt der Windkanal dazu bei Fahrradkonstruktionen mit luftwiderstandsarmen Formen zu realisieren, die erst durch die Verwendung leichter Kohlefaser-Verbundwerkstoffe möglich werden. Dadurch reduziert sich bei Fahrten in der Ebene der Kraftaufwand um bis zu fünf Prozent. Noch leichter fällt der Tritt in die Pedale durch den Trend zu Fahrrädern mit „Hybridantrieb„. [foto id=“316141″ size=“small“ position=“right“]Bei diesen sogenannten „Pedelecs“ unterstützt ein Elektromotor die Muskelkraft. E-Bikes, die allein auf die Nutzung von Elektrizität als Antrieb setzen, definieren das Fahrradfahren neu.

Verstärkt setzt die Fahrradindustrie beim Bau von Rahmen auf nachwachsende Rohstoffe. Der US-Hersteller Boo Bicycles präsentiert auf der Eurobike praxistaugliche Fahrräder mit einem Rahmen aus Bambus. Bei diesen exotischen Konstruktionen werden die Bambusrohre mit Carbonmuffen verbunden. Diese Bauweise ermöglicht die Fertigung leichter, steifer und gleichzeitig komfortabler Fahrradrahmen. Einige spezialisierte Rahmenbauer weben aktuell Flachs in ihre Carbon-Rohre mit ein. Die Naturfaser wirkt in den Kohlefaser-Verbundwerkstoffen schwingungsdämpfend und verringert dadurch die Vibrationsneigung steifer Carbon-Fahrradrahmen. Soll es kein Rad aus Holz beziehungsweise Bambus sein, gibt es nach wie vor Fahrräder mit Rahmen aus Aluminium-Legierungen. Schließlich gehört das Metall bei vielen Rennrad- und Mountainbike-Hersteller noch lange nicht zum alten Eisen. Mit nur knapp über 1 000 Gramm Gewicht spielen einige der neuen Aluminium-Rahmen in einer Hightech-Liga, die vor zwei, drei Jahren allenfalls von den Topmodellen unter den Carbon-Rahmenkonstruktionen erreicht wurden.

Als heißer Trend im kommenden Jahr werden „Crosser“, spezielle Querfeldein-Räder, gehandelt. Mit ihren breiteren Reifen und stabilen Rahmen sind sie nicht nur eine robuste Alternative zu Rennrädern, sondern auch in der Szene der urbanen Biker ein angesagtes Gefährt. [foto id=“316142″ size=“small“ position=“left“]Dank leichter Werkstoffe wiegen diese Rennräder mit Stollenreifen oft kaum mehr als acht Kilogramm.

Im Sortiment von nahezu allen Mountainbike-Anbietern werden 2011 Modelle mit 29-Zoll-Laufrädern zu finden sein. Auf dem US-Markt sind die großen Laufräder stark vertreten und bieten fahrtechnisch auch auf unbefestigten Wegen viele Vorteile. Zahlreiche Neuheiten gibt es für All-Mountain-Fahrräder mit ihrem langem Federweg und Freerider-Bikes. Diese Räder sind mit ihren Federwegen von über 150 Millimeter Spezialisten für schwierige Abfahrten im Gelände. Wer aber vor dem aufregenden und kniffligen Downhill die sportliche Herausforderung bei der Bergauffahrt sucht oder schlicht unerschlossene Touren fahren will, findet bei einigen Modellen variable Fahrwerke. Sie erlauben die Absenkung des Federwegs um bis zu 60 Millimeter. Die Dämpfer verfügen dabei über zwei getrennte Kammern und sorgen so für optimales Ansprechverhalten unabhängig vom gewählten Federweg.

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Rund 13 Millionen Fahrräder laufen jährlich laut einer Studie der Fachverbände COLIBI und COLIPED bei europäischen Fahrradherstellern vom Band. Damit hat die deutsche Fahrradindustrie im Vergleich zu anderen Branchen einen ungewöhnlich hohen Anteil am Fahrradabsatz in Europa, der in der Studie mit rund 20,4 Millionen Einheiten beziffert wird. Die meisten Fahrräder kommen in Europa aus Italien: 2,38 Millionen Fahrräder werden dort jährlich hergestellt. Allerdings folgen mit hauchdünnem Abstand die deutschen Hersteller, in deren Werkshallen jährlich 2,37 Millionen Fahrräder gefertigt werden. Ganz ähnlich ist die Reihenfolge bei der Produktion [foto id=“316143″ size=“small“ position=“right“]von Fahrradteilen: Jährlich werden in Italien Komponenten für 559 Millionen Euro gefertigt. Deutsche Anbieter folgen auf Platz zwei mit einem wertmäßigen Volumen von 190 Millionen Euro.

Der größte Absatzmarkt in Europa ist Deutschland mit einem Verkauf von rund 4,3 Millionen Fahrrädern jährlich. Die Nummer zwei unter den Fahrradkäufern mit einem Absatz von 3,4 Millionen Fahrrädern ist Frankreich, dicht gefolgt von den Briten mit 3,3 Millionen. Gemessen am Wert der verkauften Fahrräder sieht die Reihenfolge ein wenig anders aus: Zwar liegt auch hier Deutschland mit einem wertmäßigen Volumen (zu Verbraucherpreisen) von rund 1,7 Milliarden Euro oder einem Durchschnittspreis von 386 Euro vorn, auf Platz zwei steht jedoch die Fahrradnation Niederlande, wo im Schnitt 688 Euro für ein neues Fahrrad investiert werden. Damit kommen unsere Nachbarn auf einen Gesamtmarkt im Wert von immerhin 954 Millionen Euro.

Die Eurobike ist an den ersten drei Messetagen dem Fachpublikum vorbehalten. Am Samstag, 4. September, ist die Messe auch für den Endverbraucher geöffnet. www.eurobike-show.com.

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