Kreidler Dice CR 125i

Kreidler Dice CR 125i: Kornwestheim liegt jetzt in China

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Zündapp, Kreidler, Hercules und Maico – das waren in den 1970er-Jahren die angesagtesten Hersteller von Kleinkrafträdern. Sie begeisterten eine ganze Generation von Motorradfahrern. Und genau die darf sich nun wieder freuen. Dice CR 125i heißt das Gefährt, das sich ganz der Nostalgie verpflichtet fühlt – und der Historie von Kreidler, dem einzigen Überlebenden der vier genannten Marken.

Näher an den Siebzigern geht es kaum

Kreidler, das ist natürlich längst nicht mehr das Traditionsunternehmen aus Kornwestheim, das 1982 seine Pforten schließen musste. Hinter der Marke steckt heute die Cycle Union GmbH aus dem niedersächsischen Oldenburg, die die Fahrzeuge mit dem Kult-Namen von Qingqi in China bauen lässt – und mit der CR den richtigen Riecher hatte. Die beiden Buchstaben stehen für Café Racer, deren Retro-Look derzeit wieder en vogue ist.

Kreidler ist – neben Royal Enfield mit der Continental GT – wohl die authentischste Serienumsetzung des CR-Gedankens gelungen. Angefangen von der Lampenverkleidung und dem M-Lenker über die Ausbuchtungen im Tank und die Sitzbank bis zum Heckbürzel bildet optisch alles eine klassisch-stimmige Einheit. Das weckt Erinnerungen an die flotten RS-Modelle aus Kornwestheim. Die Krone setzen neben dem alten Kreidler-Schriftzug die Lackierungen in Racing-Grün oder Racing-Orange auf. Näher an den Siebzigern geht es kaum.

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Nicht mehr Kreidler-like ist der Motor

Den liegenden 50- und 80-Kubikmotor von einst ersetzt in der Neuauflage ein stehender 125er-Einspritzer. Den baut Qingqi in Lizenz auch für Suzuki. Immerhin ist er noch luftgekühlt – und neben der Optik ein weiteres Plus der Dice CR 125i. Er leistet zwar nur 8,4 kW / 11,4 PS von in dieser Klasse möglichen 10 kW / 15 PS, überzeugt aber durch kontinuierliche Leistung und angenehmen Rundlauf. Tempo 100 auf dem Tacho erreicht die 112 Kilogramm leichte Kreidler damit so gut wie immer. Damit ist man auf der Landstraße einigermaßen gut unterwegs. Lediglich in einem bestimmten Frequenzbereich tauchte an unserer Testmaschine beim Beschleunigen für eine Sekunde in den einzelnen Gängen (jeweils knapp oberhalb von 20, 40, 60 und 85 km/h) ein leichtes Schnarren auf. Mit weiterer Drehzahl verschwand es aber sofort wieder.

Die Sitzposition ist entspannter als man vermuten könnte, und das Fahrgefühl hinter der Mini-Halbschale durchaus emotional. Der Blick fällt auf einen schlichten, aber stilvollen Rundtacho mit schnörkeliger Meilenskala und nüchterneren Zusatzziffern für die Stundenkilometer. Die digitale Ganganzeige ist ein kleiner Stilbruch, ersetzt aber den Drehzahlmesser. Zum Trost gibt es auf der großen und massiven oberen Gabelbrücke zwei grüne Kontrolllampen für Leerlauf und Blinker, die gut und gerne noch aus Kornwestheimer Restbeständen stammen könnten (das ist als Lob, nicht als Tadel gemeint). Und die im wahrsten Sinne des Wortes Auspufftüte ist auch à la bonne heure. Abgestimmt ist die kleine Kreidler ganz im Café-Racer-Geist sportlich-straff.

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Verwirrende Typenbezeichnung

Bremsen (CBS) und Schaltung sind nicht die feinfühligsten und verlangen ein wenig Nachdruck beim Bedienen, geben an sich aber keinen Grund zur Klage. Das bei Zweirädern aus dem Reich der Mitte auch Reifen aus eben selbigem in Kauf genommen werden müssen, hat sich in der Zweiradszene mittlerweile herumgesprochen. In diesem Fall heißen sie Tinsun. Der Geradeauslauf ist okay, nur die Flanken sorgen bei Schräglage für ein etwas schwammiges Fahrgefühl, das in dieser Gewichts- und Leistungsklasse aber keinerlei Bedeutung hat. Nicht selbstverständlich in dieser Kategorie und Preisklasse sind die hintere Scheibenbremse, eine Upside-Downgabel und ölgedämpfte sowie einstellbare hintere Federelemente. Dazu kommen die Edelstahl-Auspuffanlage, ein verchromter und abschließbarer Tankdeckel und LED-Rücklicht. Und da alles aus China kommt, gibt es mehr Metall und weniger Plastik sowie viel Chrom. Die Verarbeitung macht bis auf die ungeglättete Schweißnaht am Heckrahmen insgesamt einen ordentlichen Eindruck.

Käufer der schicken Kreidler sind tatsächlich überwiegend ältere Fahrer. Immerhin 15 bis 20 Prozent der Kunden stammen aus der Gruppe der 16- bis 18-Jährige, die die CR einfach nur cool finden und auf die letzten zwei, drei Stundenkilometer Topspeed in ihren Kreisen verzichten können. Der Erfolg des kleinen Café Racers hat das Unternehmen beflügelt, das mit der taubenblauen NPJ Edition mit schwarzem Motor und schwarzen Felgen ein nochmals verfeinertes Sondermodell aufgelegt hat.

Nur ihre verwirrende Typenbezeichnung sollte die bei der Cycle Union beheimatete Kreidler Motor Europe GmbH noch einmal überdenken. Denn von den anderen Leichtkrafträdern aus selbem Hause unterscheidet sich das Retro-Modell nur durch den Zusatz CR. Dice (engl. = Würfel) heißen auch die moderner gestylte Supermoto und die Enduro. Mit den beiden neuen Modellen GS 125i Pro und SM 125i Pro kommen in diesem Jahr zudem zwei weitere Kreidler dazu, die einen anderen Rahmen und ein anderes Bodywork haben als die bereits bekannten GS- und SM-Ausführungen – aber ebenfalls als Kreidler Dice verkauft werden.

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Technische Daten Kreidler Dice CR 125i

Motor 1-Zylinder, 125 ccm, luftgekühlt
Leistung 8,4 kW / 11,4 PS bei 9000 U/min
Max. Drehmoment 9,5 Nm bei 7500 U/min
Höchstgeschwindigkeit 101 km/h
Getriebe fünf Gänge
Antrieb Kette
Tankinhalt ca. 18 Liter
Sitzhöhe 740 mm
Gewicht (fahrbereit) 112 kg
Zuladung 168 kg
Bereifung 110/70-17 (vorne), 130/70-17 (hinten)
 Preis  2995 Euro

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