Krückstockschaltung und Anlasskurbel – Auto-Begriffe, die 2011 keiner mehr kennt. Teil 5.

„Bleibt alles anders“ bedeutete in den vergangenen Jahrzehnten der technische Fortschritt auch im Automobilbereich. Mit Techniken wie dem Airbag oder Navigationsgerät erreichte Autofahren neue Sicherheits- wie Bequemlichkeitsdimensionen. Auf der Strecke blieben dabei in den achtziger, neunziger und Nuller-Jahren Bauteile und Zubehör, die bis dahin das Leben vieler Autofahrer-Generationen nachhaltig prägten: Was wären die ersten Fahrten mit dem heiß ersehnten Führerschein ohne Mixtape von Freunden gewesen, der prollige Möchtegern-Sportwagen des Nachbarjungen ohne Fuchsschwanz-Deko oder die umhäkelte Klopapierrolle in Opas Auto, der diese übrigens erst vor drei Jahren aus dem Auto entfernte. Wir haben für Sie die Dinosaurier der Auto-Begriffe einmal zusammengetragen. Heute aus der Old-School-Kiste: Choke, Anlasskurbel und Krückstockschaltung.

Die Revolverschaltung

Auch wenn manche Fahrende an ihrer Schaltung so herumruckeln, als wäre sie eine Waffe zur Selbstverteidigung im gefährlichen Straßenverkehr, allgemeinhin gibt es doch recht wenig Überschneidungen zwischen einem Wild-West-Revolver und dem Automobil. Was sich jedoch früher mit Vorliebe in Fahrzeugen wie dem Renault R4 bis Renault R6 oder auch dem Citroen CV-6, der sogenannten <Ente> im Fahrraum als Schalthebel dargestellt hat, hatte durchaus gefährliche Züge: Ein gebogener Schaltknauf, der schräg nach oben ragt. Benutzt man diesen Schaltknauf, erinnert die Bewegung des Schaltens tatsächlich leicht an einen WildWest-Cowboy, der seine Waffe kurz vor dem Abschuss aus dem Holster reißt. Was hier notwendig ist, sieht weniger nach agilem Schalten der Gänge als vielmehr hineinschieben, drehen und ziehen aus – mechanisch statt dynamisch. Wirkliche Gefahren bietet so ein Schaltknauf neben der unbestrittenen Hässlichkeit übrigens in der Realität: Bei Unfällen droht das verbogene Teil stark in den Innenraum gedrückt zu werden und damit Insassen verletzen zu können.  Äußerlich erinnert die Revolverschaltung übrigens stark an die liebevoll so getaufte <Krückstockschaltung>, die sich nicht sichtbar durch eine quere Anordnung der Gänge (statt längs wie bei der Revolverschaltung) von dieser unterscheidet.

Die Anlasskurbel

[foto id=“338344″ size=“full“]Autofahren war schon immer eine gefährliche Beschäftigung. Auch wenn die Zahlen der Verkehrstoten beharrlich von Jahr zu Jahr sinken, bleibt auch bei verantwortungsvollem Fahren immer ein Risiko. Dieses ist allerdings nicht zu vergleichen mit den Risiken, denen eine Autofahrer in früheren Zeiten ausgesetzt war: Hier drohte nämlich die Gefahr nicht nur von außen, sondern gleich im Wageninneren beim Anlassen des Fahrzeugs tobten gefährliche Kräfte in Form von der Anlasskurbel. Diese musste der Fahrer ziehen, um den Motor entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn zu starten. Dann schnellte die Anlasskurbel zurück, was für rechtshändige Fahrende ein großes Problem darstellte, denn wenn die Zündung auf <spät> eingestellt war, konnten sie sich doch nicht schnell genug vom Beugen auf die linke Seite und dem Ziehen der Kurbel zurückziehen und riskierten damit Verletzungen. Gebrochene Daumen oder sogar ganze Frakturen in den Unterarmen waren die schmerzhafte Folge des Autoanlassens. Da lob ich mir die doch den Start-Stopp-Knopf in meinem Auto, an man sich nun wirklich selbst mit aller Kraft und Dusseligkeit nicht verletzen kann!

 

 

 

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