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Eine kleine Klima-Revolution steht bevor. Bereits im Herbst auf der IAA feiern die ersten Autos mit einer neuen Art der Kühlung Premiere. Neu ist vor allem das Kühlmittel, das deutlich klimafreundlicher sein soll als der bisher verwendete Stoff. Trotzdem wurde lange darum gestritten.
Das von den amerikanischen Konzernen Dupont und Honeywell in Kooperation entwickelte Mittel hört auf den etwas sperrigen Namen R 1234yf (2,3,3,3-Tetrafluorpropen). Die Kohlenstoffverbindung zirkuliert künftig in jeder Autoklimaanlage eines neuen Pkw-Modells in Europa, so will es die EU. Die Politik hatte von der Autoindustrie für das Jahr 2017 einen Ersatzstoff für das bis dato verwendete stark klimaschädliche Kühlmittel R143a gefordert. 1234 yf bekam von der Branche den Zuschlag. Während der aktuell verwendete Stoff R 143a ein Treibhauspotenzial von 1.430 GWP hat, besitzt 1234yf den Wert vier – ist also 350 Mal weniger klimaschädlich, wenn es aufgrund eines Lecks oder bei einem Unfall aus dem Kühlsystem austritt.
Zu den ersten Anbietern von Klimaanlagen mit dem neuen Kühlmittel gehört der Zulieferer Delphi. Aus Sicht des US-Unternehmens ist die Umstellung ein Innovationstreiber und macht Klimaanlagen nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch sparsamer im Energieverbrauch. Die in Luxemburg beheimatete Klimasparte des Konzerns hat die notwendigen Modifikationen am Kühlkreislauf gleich für die Einführung einer neuen Generation von Klimakompressoren genutzt. Sie sollen im Zusammenspiel mit dem neuen Kühlmittel bis zu 16 Prozent energieeffizienter arbeiten als bisherige Gasverdichter und dadurch den Kraftstoffverbrauch senken. „Ohne 1234yf wäre diese positive Entwicklung nicht möglich gewesen“, so Michael Neumann, Vize-Chef der Thermosparte von Delphi.
Selbst Kritiker der auch vom deutschen Kfz-Lobbyverband VDA mitgetragenen Entscheidung für 1234yf bestreiten das nicht. Und auch die Klimafreundlichkeit im Vergleich mit dem alten Kühlmittel steht nicht in [foto id=“368284″ size=“small“ position=“right“]Frage. Allerdings halten sie den neuen Kühlstoff aus anderen Gründen für gefährlich. Denn verbrennt er, etwa durch ein Leck im System oder bei einem Unfall, kann sich extrem ätzende Flusssäure bilden. Genug Potential also für diffuse Ängste oder reale Sorgen. Unter anderem hat das Umweltbundesamtes (UBA) eine Studie vorgelegt, die dem Stoff zudem auch hohe Brandgefahr attestiert.
„Völlig unproblematisch“, nennt hingegen Neumann den Stoff und verweist auf Studien, die 1234yf Ungefährlichkeit attestieren – unter anderem auch vom TÜV. Erhöhte Brandgefahr drohe nur bei Vermischung mit großen Mengen des im Kühlkreislauf eingesetzten Schmieröls. Das vermeide Delphi aber allein schon aus Effizienzgründen, denn Öl im Kühlmittel senkt die Effizienz. Dafür sorgt eine patentierte Rückhaltetechnik, die ohne die bisher im Kompressor nötigen Öl-Ventile auskommt.
Es gibt aber auch einen weiteren gewichtigen Punkt, der für 1234yf spricht. Und der den lange auch vom VDA favorisierten Ersatzstoff CO2 verhindert hat. Denn das in anderem Zusammenhang schädliche Gas ist zwar weder brennbar noch unmittelbar giftig und hat ein noch niedrigeres Klimapotenzial als 1234yf, doch auf die Autofahrer wären erhebliche Mehrkosten zugekommen, denn die Komponenten des Kühlkreislaufs hätten komplett neu konstruiert werden müssen. Die Geräte wären deutlich teurer geworden. Und nicht alle Märkte sind bereit CO2 als alternatives Kühlmittel zu akzeptieren. 1234yf hingegen nutzt die bekannte Technik mit vergleichsweise geringen Modifikationen. Teuer ist nur das Kühlmittel selbst. 80 Euro kostet das Kilo, bei dem industriell problemlos verfügbaren CO2 wäre es nur ein Bruchteil gewesen.
Der Streit um Kühlmittel ist kein neues Phänomen. Bereits bei der Umstellung vom FCKW R12 auf R143a hatten Experten Bedenken wegen Entflammbarkeit und Säureentwicklung geäußert. Probleme hat es aber nicht gegeben. In Europa ist der Streit nun zugunsten von 1234yf entschieden, wie spätestens die IAA zeigen wird. Dort stehen mindestens zwei neue Modelle mit der neuen Delphi-Technik. Und auch Zulieferer entwickeln Anlagen mit dem neuen Kühlmittel. „CO2 ist gestorben“, so Neumann. Zumindest in Europa und China. In den USA sei das Rennen zwischen 1234yf und seinen Konkurrenten weiter offen.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 15.07.2011 aktualisiert am 15.07.2011
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