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Wenn Touristen nach Detroit kommen, dann sicher nicht wegen der glanzvollen Vergangenheit der Stadt. Wenig ist geblieben vom einstigen Reichtum, mehr als die Hälfte aller Häuser einschließlich der mächtigen Büroblocks in der Innenstadt stehen leer, verfallen zusehends. Der Staub liegt zentimeterdick in den einmal prunkvollen Ballsälen, die Hälfte der Straßenlaternen ist defekt. Die Einwohnerzahl sinkt ständig weiter, sie hat sich auf 700.000 Einwohner mehr als halbiert Feuerwehr und Polizei kommen wegen ihrer maroden Flotten meist spät, wenn überhaupt.
Dabei liegt die Stadt, in der[foto id=“497722″ size=“small“ position=“right“] gerade die 25. North American International Autoshow im Cobo Center direkt am Detroit River eine bessere Zukunft beschworen hat, höchst malerisch zwischen den Lake St-Clair und dem Erie-See, über eine Brücke geht’s hinüber in liberalere Kanada. Und dem Verfall wohnt eine Ästhetik inne, die den Besucher nicht nur schaudern lässt. Irgendwie schwingt der Geist der Vergangenheit noch immer sein Zepter und erinnert an die glorreichen Zeiten, an Musik, Kunst und Kultur. Im Institute of Art an der Woodward Avenue lagern Schätze wie ein Selbstportrait van Goghs die Wandmalerei von Diego River, Bronzinos Leonore oder Breughels Hochzeitstanz. Die stehen jedoch möglicherweise bald zum Verkauf. Die Stadt, seit Herbst vergangenen Jahres insolvent, will mit den Erlösen einen Teil ihres Schuldenbergs von 18 Milliarden Dollar abtragen.
Aber die Stadt kann auch auf eigene großartige Töchter und Söhne zurückblicken. Auf Rosa Parks etwa, die sich während der Zeit der Zweiklassen-Gesellschaft standhaft weigerte, die für farbige Fahrgäste bestimmten hinteren Sitze in einem Bus einzunehmen und ihren Platz für einen Weißen freizugeben. Sie starb am 24. Oktober 2005 in Detroit, Grünanlagen und natürlich eine Bushaltestelle sind nach ihr benannt. Auch Atlantik-Flieger Lindbergh, Boeing-Chef Edward [foto id=“497723″ size=“small“ position=“left“]und Star-Regisseur Francis Ford Coppola stammen aus Motor City, wie Detroit aufgrund der Präsenz der Autoindustrie stets genannt wurde.
Vor allem aber sind es Musiker, die Detroit jenseits der automobilen Welt berühmt gemacht haben. Die Rockmusiker Suzie Quatro, Alice Cooper und Ted Nugent zählen zu den bekannteren Künstlern, einst hatten Diana Ross mit ihren Supremes und Smokey Robinson sogar für eine völlig neue, musikalische Stilrichtung gesorgt, die unter dem Namen Motown bekannt wurde. Das Ende der fünfziger Jahre gegründete Tonstudio Tamla Record Companie, 2648 W Grand Blvd, existiert noch heute als Museum, ist aber wegen der eher lieblosen Präsentation der Exponate nicht sonderlich besuchenswert. Da empfiehlt sich eher der Abstecher in einen der immer noch zahlreich betriebenen Musik-Clubs der Stadt. In ortskundiger Begleitung allerdings, denn Gut und Böse liegen in Detroit nahe wie in kaum einer anderen Stadt der Vereinigten Staaten beieinander. Die Kriminalitätsrate ist extrem hoch, ein Shuttle-Fahrer, ein ehemaliger, hartgesottener Militärpolizist, behauptete gar, „you’r safer in Bagdad“, in Bagdad bist du sicherer. Was aber, wenn überhaupt, gewiss nur für wenige besonders finstere Ecken gilt.[foto id=“497724″ size=“small“ position=“right“]
Aber die Faszination der Stadt bleibt nicht an den Grenzen Michigans auf der Strecke. Jazz-Bassist Marcus Miller etwa, hat dem ersten Stück seines jüngsten Albums „Renaissance“ den Titel „Detroit“ gegeben. Der aus New York stammende Miller glaubt an die Stadt und ihre unglaubliche musikalische Strahlkraft. Außerdem, so sagt er zwinkernd nach einem Konzert in Darmstadt, sei er ein echter Autofreak, sei sogar Rennen gefahren, damals, als die Kinder noch nicht da waren. Detroit haftet eben in den Köpfen, ein Teil des amerikanischen Traums, den keiner wirklich aufgeben will.
Härtere Klänge stimmt der heisere Barde Kid Rock an. Auf „Live Trucker“ und anderen Alben finden sich gleich mehrere Songs über Motor City. Meist mit schlichten Texten, in denen er sich nichts anderes wünscht als einen fetten V8 unter der Haube, ein Bier in der Hand und den Blick auf hübsche Mädchen und die Weiten seiner Heimat. Ein wenig flunkert das Raubein dabei, das sich weder um die strikten Rauchverbote Amerikas noch um politische Korrektheit schert. Er ist kein Sohn Detroits sondern wurde am 17. Januar 1971 in Romeo, einem 3600-Seelen-Kaff rund 80 Kilometer nördlich der Auto-Stadt, geboren.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 24.01.2014 aktualisiert am 24.01.2014
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