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Der Putz bröckelt von der Wand, der alte Porsche-Kalender ist längst vergilbt, auf dem Boden finden sich dicke Ölflecken. Überall liegen Lappen, Bleche und Werkzeuge, und in der Mitte steht die rostige Ruine eines ehemaligen Traumwagens – ein Anblick, wie man ihn wahrscheinlich in vielen Werkstätten sehen kann.
Doch irgendetwas ist hier anders als sonst. Das Bild wirkt seltsam eingefroren, und keiner der Mechaniker macht nur die kleinste Bewegung. Wie sollten sie auch, schließlich sind sie kaum größer als ein Kinderdaumen und nicht aus Fleisch [foto id=“350277″ size=“small“ position=“left“]und Blut, sondern aus Plastik. Denn was wir hier sehen, sind detailverliebte Dioramen; Oldieträume, die so klein sind, dass sie in einen Schuhkarton passen.
Hinter der großen Kunst im kleinen Format steckt Egin Cabuk, der in Mörlenbach am Fuß des Odenwaldes die wahrscheinlich einzige professionelle Modellautoveredelung der Republik betreibt. Etwa einmal im Monat bekommt er den Auftrag für so eine Wunschwelt aus dem Schuhkarton: Oldtimersammler, Firmen, Freaks und große Kinder bestellen in Mörlenbach die Dioramen, an denen er und seine zwei Mit-Modelleure oft bis zu vier Wochen arbeiten – die aufwendige Planung nicht mitgerechnet. „Dabei ist das die schwerste Übung“, sagt Cabuk. „Denn nur die wenigsten wissen wirklich, was sie wollen.“ Klar, die Zahl er Autos ist schnell entschieden, und die Modelle stehen in der Regel von vornherein fest. Aber wie er sie arrangieren, welche Szenerie er aufbauen und in welcher Epoche er arbeiten soll, das muss er in langen Diskussionen herausfinden, immer wieder Probearrangements machen, Fotos an die Kunden mailen und auf grünes Licht [foto id=“350278″ size=“small“ position=“left“]warten. „Und am Ende sieht es dann meistens doch wieder ganz anders aus, weil uns jeden Tag was neues einfällt“, plaudert Cabuk aus dem Nähkästchen.
Egal ob eine Szene aus der Boxengasse, ein Stillleben aus einer Hinterhofwerkstatt oder ein moderner Betrieb. Was der Meister der Miniaturen ausstattet, ist perfekt bis ins Detail. Aus dem Motorraum quellen die Öllappen, auf der Werkbank liegen die Ersatzteile, neben dem Kühlschrank steht die halbleere Bierkiste und irgendwo liegt neben dem Teilekatalog von Porsche und der Motorpresse auch ein abgegriffener „Playboy“. Wo Modellbahner solche Kleinigkeiten oft im Laden kaufen können, muss Cabuk meistens selber ran. Klar, bei den Figuren greift auch er einfach ins Regal, und die Reifen und Räder lässt er von Zulieferern fertigen. Aber das Werkzeug, die Einzelteile, die Möbel und die vielen Details? „Die machen wir alle selber“, sagt der Modellautoveredler nicht ohne Stolz.
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„Los geht es mit den Dioramen bei rund 500 Euro. Aber nach oben ist natürlich immer alles offen“, rechnet Cabuk und erzählt von seinem dicksten Auftrag: Eine komplette Werkstatt mit zehn Stellplätzen. Das Diorama, das er bei einem anonymen Kunden in einer speziellen Wandnische im Wohnzimmer montiert hat, war so groß, dass sie es vor Ort [foto id=“350280″ size=“small“ position=“left“]zusammen bauen mussten. Und es war so teuer, dass man dafür beinahe ein echtes Auto bekommen hätte. Rund 4.000 Euro habe sich der Kunde diese PS-Petitesse kosten lassen.
Die automobilen Wunschwelten aus dem Schuhkarton sind für Cabuk aber nur die Kirschen auf der Sahnetorte. Im Tagesgeschäft beschränkt er sich auf die reinen Fahrzeuge und hat für diese ein ganz ähnliches Programm wie jeder klassische Tuner – nur halt ein paar Nummern kleiner. Er macht in Rädern und Reifen, bietet Tieferlegungen an, baut Schalensitze, Sportlenkräder und Überrollbügel ein, bördelt an den Kotflügeln, verschraubt Spoiler und Schweller, lackiert [foto id=“350281″ size=“small“ position=“left“]Rallyestreifen und druckt Sponsoren-Aufkleber. Und wenn es der Kunde partout möchte, dann baut er von Hand auch Karosserieteile aus Karbon nach. Selbst mit Gold und Swarowski-Steinen hat er schon gearbeitet.
Die Basis dafür bildet ein repräsentativer Querschnitt von allem was schnell und teuer ist: Lamborghini, Ferrari, Porsche, Bentley, Maserati und ein paar Mercedes-Modelle. Dazu eine Handvoll Old- und Youngtimer, hier und da eine Luxuslimousine und zwischendurch mal ein Geländewagen. Ein Panoramablick durch seinen kleinen Laden – und die nächste Motorshow in Essen kann man sich glatt sparen.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 18.03.2011 aktualisiert am 18.03.2011
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