Kurswechsel für KfZ-Branche nötig: Eigenes Auto keine Priorität mehr

Immer weniger junge Menschen in Städten besitzen ein eigenes Auto – ein Problem für die Autobauer, erhofften sie sich doch bisher in aufstrebenden jungen Menschen eine lukrative Zielgruppe. Doch gerade Großstädter bevorzugen statt nervenaufreibender Parkplatzssuche und teurer Autoversicherung heute oft lieber die Vespa oder eines der neuen Designer-Fahrräder. Und so gerät die KfZ-Branche in die zunehmende Zwangslage, ihren oft sehr zahlungskräftigen, potentiellen Kunden neue Mobilitätskonzepte anbieten zu müssen.

Peugeot Projekt µ

Auch in französischen Großstädten wie Paris verzichtet man dank horrender Parkplatzarmut und beständiger Beulengefahr lieber auf ein Auto. Und so sind es wieder einmal die Franzosen, die den ersten Schritt auf dem langen Pfad der individuellen Mobilitätslösungen tun: Der französische Autohersteller Peugeot enwickelte ein Projekt namens „µ“ (gesprochen Mü). Anstatt wie bisher klassisch einfach Autos zu bauen und dann zu verkaufen bietet das Projekt einen ganz neuen Ansatz: Teilnehmende Peugeot-Händler verkaufen nicht mehr nur Autos, sondern bieten diese auch zur Vermietung. Außerdem ergänzen sie ihre Angebotspalette um einen weiteren Faktor, der bei jungen umweltbewussten Großstädtern sicher gut ankommt: ab sofort bieten die entsprechenden Händler auch Fahrräder und Motorroller der Marke Peugeot an. Sein Unternehmen werde so „vom Autobauer zum Mobilitätsanbieter“, wie Phillipe Varin, Chef der Marke mit dem Löwen-Logo, betont.

[foto id=“282585″ size=“small“ position=“left“] Eine Strategie, die auch in Deutschland immer mehr nachgefragt wird: Nach Angaben des KbA (Kraftfahrzeugbundesamt) waren im vergangenen Jahr nur noch sieben Prozent aller Neuwagenkäufer zwischen 18 bis 29 Jahre alt. Ende der neunziger Jahre lag der Anteil der Zulassungen bei dieser Altersgruppe noch deutlich höher bei knapp 17 Prozent. Mobil seien junge Menschen heute lieber mit dem Internet als mit dem Statussymbol Auto – Netzwerke wie Facebook oder Twitter vermitteln die Möglichkeit, (wenn auch nur virtuell) an allem teilhaben zu können.

Und so kombiniert Peugeot mit seinem Projekt nicht nur neue individuelle Mobilitätslösungen, sondern bindet auch das Lieblingsmedium der Netzgeneration ein: das Internet. Die jungen und junggebliebenen Kunden können auf der Website www.mu.peugeot.fr Prepaidkarten aufladen, die sie dann für die Fahrzeuge benutzen können: So kostet ein Kleinwagen wie der Peuegeot 207 pro Tag 56 Euro zur Miete, ein 50er-Roller 17 Euro und ein Fahrrad lediglich 5 Euro.

Keine neue Idee: Car2go von Daimler bereits 2008

[foto id=“282586″ size=“small“ position=“right“]In Paris, Brest, Nantes, Rennes und Lyon kann das neue Konzept bereits ausprobiert werden, bis Mitte des Jahres sollen die Metropolen London, Rom, Berlin, Madrid sowie Amsterdam hinzukommen. Ein Nachteil dabei könnte allerdings werden, dass viele der Peugeot-Autohäuser, welche die Entleihstationen sind, außerhalb der Stadtzentren liegen. Eine mögliche Lösung dafür wäre die des Daimler-Projekts Car2go aus dem Jahr 2008. Daimler entwickelte mit Car2go ein Carsharingkonzept in der Stadt Ulm: Für maximal 49 Euro am Tag können Ulmer Bürger nach einmaliger Anmeldung im Bürgerbüro einen der 200 weißen Smarts, die überall im Stadtgebiet zur Verfügung stehen, spontan ohne Grundgebühr oder Kaution ausleihen. Ob das Fahrzeug frei, besetzt oder reserviert ist, zeigt ein Kartenlesegerät in der Windschutzscheibe an, wer auf Nummer sicher gehen will, kann vorher per Internet oder Handy reservieren.

Daimlers Konzept kommt an – zu Beginn des Jahres expandierte das Konzept des Stuttgarter Autokonzerns nach Austin, Texas. Hier haben zunächst nur die immerhin 13.000 Mitarbeiter der Stadt Zugriff auf die 200 Smarts. Und Daimler plant weitere Expansionen. Auch andere Hersteller wie BMW oder Ford Deutschland haben die Notwendigkeit alternativer Mobilitätskonzepte bereits erkannt und planen eigene Lösungen.

Die Deutsche Bahn – Neue Konkurrenten wohin das Auge blickt?

[foto id=“282583″ size=“small“ position=“left“]Des Einen Vorteil, des anderen Nachteil: Zwar könnten die neuen Mobilitätskonzepte eine dauerhafte Rettung der Autohersteller bei veränderten Nutzeransprüchen bedeuten, doch für das klassische Mietwagengeschäft stellen sie definitiv eine Bedrohung dar. Auch andere Mobilitätsanbiete drängen wie die Deutsche Bahn auf den Markt und bieten Kunden mit Projekten wie „Call a Bike“ und vor allem „Flinkster“ neue Angebote. Dank „Flinkster“, dass die Bahn unter dem ehemaligen Daimler-Manager Grube entwickelte, stellt der Deutsche Bahn-Konzern bereits jetzt schon nicht nur an deutschen Bahnhöfen, sondern auch in Innenstädten Autos zum Ausleihen bereit – die Zahl der Kunden ist steigend. Allerdings sieht man bei Peugeot die Bahn keineswegs als Konkurrenten. Ganz im Gegenteil: Mittlerweile bietet Peugeot selbst sogar Zugtickets zum Kauf an..

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