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Nicht nur die Spatzen pfeifen es von den Dächern ihrer schwäbischen Heimat. Auch die zahlreichen Camouflage-beklebten Erprobungsfahrzeuge im Raum Ulm, die dem aufmerksamen Beobachter ständig vor die Kamerasucher fahren: Setra, Deutschlands beste Omnibusadresse steht unter Volldampf. Bis zum Sommer soll die neue Fahrzeuggeneration in den Startblöcken stehen.
Sicher ist schon jetzt, dass sie die Bezeichnung „500“ trägt. Wobei es in der Branche kein Geheimnis ist, dass die Marke neben Mercedes-Benz zum großen Daimler-Konzernverbund gehört. Aber das kursive K in Radkappen und Lenkrädern erinnert noch immer an verflossene Zeiten der Unabhängigkeit. Wo man bei Kässbohrer-Setra in Ulm gegen harte Konkurrenz gegen Mercedes oder MAN Anfang der 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts den selbsttragenden Omnibus entwickelt hatte und damit den großen Busbauern voraus war. Denn dieses wegweisende Fahrzeugkonzept ohne klassischen Bodenrahmen ermöglichte neue Formen, mehr Nutzlast und bereitete grundsätzlich den modernen Omnibus von heute den Weg. Jetzt, das heißt in rund zwei Monaten, soll das große Rollout erfolgen.
Mit großem Tamtam natürlich, denn ein Omnibushersteller feiert nur alle Jubeljahre eine Premiere. Schließlich ist ein Omnibus ein hochwertiges, preisintensives Investitionsgut, dessen Form und Technik mindestens ein gutes Jahrzehnt Bestand haben sollte. Die ersten Modelle aus der Generation 500 werden sogenannte „ComfortClass-Fahrzeuge“ sein, Universal-Reisebusse fürs Gewöhnliche. Analog zur Welt der Pkw: Statt der S- kommt zuerst die E-Klasse. Die Vorgängergeneration 400 war keine neun Jahre am Markt, ihr Design galt in der Branche als extrem nutzwertorientiert oder freudlos.
Das uninspirierte Design der Vorgängerbaureihe 400, die sich gerade neuen Jahre am Markt halten konnte, galt als wesentlicher Schwachpunkt der qualitativ und technisch anspruchsvollen Fahrzeuge von Setra. Da das Design jedoch beim einem Reisebus eine wichtige Rolle spielt, hat der Hersteller in diesem Bereich besonders intensiv gearbeitet. Darum hatten vor der Premiere die Setra-Designer noch in ihr Allerheiligstes eingeladen. Mathias Lenz heißt der neue Leiter, der für Daimler Buses verantwortlich zeichnet. Für drei Marken, für Mercedes-Benz, für Orion in Amerika und eben für Setra, die Marke aus dem Schwäbischen.
„Unser erklärtes Ziel ist es, das bekannte Setra-Markengesicht von Baureihe zu Baureihe authentisch weiter zu entwickeln, eine Brücke zwischen Bewährtem und Modernem zu schlagen“, erklärt er, und dass „Setra für Evolution steht.“ Ganze sechs Mitarbeiter haben das neue Outfit gestaltet, von der ersten Strichzeichnung bis zur finalen Gestaltung. Als 1:4-Tonmodell mussten die neuen Formen noch in den Daimler-Windkanal in Stuttgart-Untertürkheim, um sich anschließend noch die Detailanpassungen der Aerodynamik-Ingenieure gefallen zu lassen.
Auch nach der Freigabe durch das verantwortliche Management sollen Details und Feinabstimmung durch die Bereiche Versuch und Produktion noch minimal veränderbar sein – das Modell dient dem Prototypenbau als Grundlage. Aktuell gehen die Daten zur Werkzeugherstellung und an die fraglichen Zulieferer. Parallel zum Exterieur wird auch am Interieur gearbeitet, bis hin zur Marktpräsentation und dem Beginn der Serienfertigung.
In Sachen Klimatisierung bleibt manches wie gehabt: Die künftige TopClass als Setras „S-Klasse“ erhält eine elitäre Klimaanlage mit Querstrombelüftung, die ComfortClass wird mit einem Aufdachgerät temperiert.
Im aerodynamisch ausgeformten Heck der Generation 500 sitzen ausnahmslos die neuen Diesel aus der Weltmotoren-Familie von Daimler, die das strenge Abgasreglement nach Euro 6 erfüllen. Nach dem 12,8-Liter-Reihensechszylinder für die schweren Dreiachsmodelle sollen jetzt kompakte 10,6-Liter-Reihensechser folgen, die mit Leistungen bis 316 kW/430 PS auf die Zweiachser zielen. Die Motoren arbeiten wohl vorzugsweise dem automatisierten Powershift-Getriebe mit acht Gängen zu – zu rechnen ist, um Kraftstoff zu sparen, mit bedarfsgerecht geregelten Lichtmaschinen und Druckluftkompressoren.
Für die Fahrer gibt es ein neues Cockpit mit besserer Schalterordnung, dazu die hängende Pedalerie aus dem Lkw Actros. Und natürlich die zahlreichen elektronischen Assistenzsysteme wie ESP, Abstandsregeltempomat plus Notbremsassistent und Spurüberwachung, die das Omnibusfahren so viel sicherer machen. Die ausgereiften technischen Komponenten stammen wie immer aus dem Daimler-Truckbusiness, sie werden jetzt für den neuen Setra-Omnibus adaptiert. Ganz sicher schaut die Omnibusbranche gespannt nach Neu-Ulm.
Die Markteinführung der neuen Busreihe von Setra verspricht ein Feuerwerk an Innovationen, soweit die Spekulationen. Der Wettbewerb wird härter, das ist gesichert, die Wettbewerber schlafen ja nicht. Der Slogan „best in class“ aus der Setra-Werbung verpflichtet. Er ist ein Versprechen, das auch in Zukunft eingelöst werden will.
geschrieben von auto.de/(wot/mid) veröffentlicht am 05.03.2012 aktualisiert am 05.03.2012
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