Kurzzulassungen im deutschen Autohandel – Wahnsinn mit Methode

Neuzulassung um jeden Preis: Immer, wenn der Pkw-Markt rückläufig ist, steigt fast gesetzmäßig der Anteil der Tages- oder Kurzzulassungen bei den Händlern an. Mit diesem Trick schönen die Hersteller kurzfristig ihre Zulassungsstatistik, der Händler müssen die Fahrzeuge anschließend mit deutlichem Preisabschlag verkaufen. Gewinner sind die Käufer, leidtragender ist der Autohandel.

Einen „unverantwortlichen Wahnsinn“ nannte Robert Rademacher, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) jüngst die Zahl der Kurzzulassungen. Beispiels aus den Erhebungen des Kraftfahrt Bundesamtes (KBA): 2012 waren fast jeder vierte neuzugelassene Lancia und Honda eine Händler-Tageszulassung. Überhaupt ist der Kampf um die Marktanteile bei den Importeuren besonders ausgeprägt. Unter den 20 Marken mit dem höchsten Kurzzulassungsanteil finden sich nur zwei deutsche Namen: Ford mit 7,9 Prozent und etwas überraschend Porsche mit 5,4 Prozent. Zum Vergleich: Die Händler der Premiummarke BMW reichte 2012 ein Tageszulassungsanteil von 0,4 Prozent.

Für die Händler und letztlich auch für die Marken ist der Tageszulassung-Wahnsinn ein Teufelskreis: Viele potenzielle Neuwagenkäufer entscheiden sich für einen solchen „jungen Gebrauchten“. Die fehlen dann natürlich bei den „echten“ Neuwagen, was den Wettbewerb und damit den Preiskampf weiter anheizt. Rund 900.000 neue Autos wurden im vergangenen Jahr laut ZDK von Herstellern und Händlern zugelassen, nach Einschätzung von ZDK-Präsident Rademacher waren das mindestens 300.000 zu viel. Er sieht die Hersteller gefordert, die Belieferung mit Neufahrzeugen der Nachfrage im Markt anzupassen.

Die aktuellen Zahlen geben ein wenig Grund zur Hoffnung

In den ersten vier Monaten dieses Jahres sind die Hersteller- und Händlerzulassungen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres geblieben, trotz eines weiteren Marktrückgangs und entsprechend aggressivem Kampf um die Kunden. Die KBA-Statistik zeigt aber auch: Im vergangenen Jahr stiegen die Händlerzulassungen immer zur Mitte und zum Ende des Jahres besonders an.