Lamborghini

Lamborghini mit V12-Motoren: Die kleine Stier-Schau

Ein neues Cabrio mitten im Winter zu präsentieren, zeugt auf den ersten Blick von einem überbordenden Selbstbewusstsein seitens des Herstellers. Wer denkt bei Eis und Schnee schon an Ausflüge ohne festes Dach? Doch bei Lamborghini ticken die Uhren anders. Mit dem Aventador Roadster hat die exklusive Audi-Tochter das wohl extrovertierteste Cabrio auf die Räder gestellt, das derzeit auf dem Markt ist. Die Käufer dieses Autos für 357 000 Euro sind sicher nicht auf den wetterbedingten Frühjahrsbeginn für den Start in die Cabrio-Saison in unseren Breiten angewiesen. Wer sich den Aventador Roadster gönnt, verfügt gemeinhin über einen Zweitwohnsitz in Regionen der Welt, die ganzjährige Ausfahrten unter freiem Himmel erlauben.

Die Sportwagen-Spezialisten aus dem oberitalienischen St. Agatha Bolognese stellten das Coupé 2012 auf dem Genfer Autosalon vor. Der neu entwickelte Zwölfzylinder mobilisiert 515 kW/700 PS bei 8 250 U/min. Die Kraft verteilt ein sequentielles Siebengang-Getriebe auf alle vier Räder. Der Roadster bedient sich der identischen Technik. Angesichts der gebotenen Leistung spielen die 50 Kilo Mehrgewicht, die das Cabrio leer mit 1 625 Kilo auf die Waage bringt, keine Rolle. Es geht in drei Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, sechs weitere Sekunden reichen, um die Grenze von 200 km/h zu knacken. Das Coupé absolviert die Übung in 8,4 Sekunden. Bei der Höchstgeschwindigkeit herrscht Gleichstand in Gestalt von [foto id=“453560″ size=“small“ position=“left“]350 km/h. Der offene Zweisitzer inspiriert zu einer kurzen Reise durch die Geschichte der V12-Boliden im Zeichen des Stiers.

Der Aventador krönt eine lange Reihe von Supersportwagen aus dem Hause Lamborghini, die als technische Gemeinsamkeit auf Mittelmotoren in V12-Konfiguration verweisen können und auf die Modellbezeichnung mit dem Namen eines legendären spanischen Kampfstiers. 1966 stellte die damals gerade drei Jahre alte Marke den Miura vor. Erstmals platzierte ein Pkw-Bauer den Motor in Mittelmotorlage, also im Heck vor die Hinterachse. Das bereits im Rennsport bewährte Prinzip versprach eine ausgewogene Verteilung des Fahrzeuggewichts auf beide Achsen. In der Praxis stellten die Mittelmotorsportler ihre Piloten aber vor echte Herausforderungen, weil der Grenzbereich schmal wie eine Messerklinge verlief. Der Miura, 4,37 Meter lang, nur 1 150 Kilo schwer, war mit 260 kW/350 PS bei seinem Erscheinen 1966 das schnellste Auto der Welt. Der V12 mit vier Litern Hubraum lieferte seine Leistung bei 7 000 U/min. 1968 öffneten die Ingenieure das Dach eines der Coupés. Doch angesichts der Probleme, der Karosseriestruktur für ein Cabrio die ausreichende Stabilität zu verleihen, blieb es bei einem Prototyp.[foto id=“453561″ size=“small“ position=“right“]

Sieben Jahre später rieben sich selbst Fachleute ungläubig die Augen. Lamborghini stellte 1973 den Countach in Gestalt einer seriennahen Studie als Nachfolger des Miura vor. Der nur 107 Zentimeter hohe Zweisitzer in extremer Keilform erschien direkt nach Beginn der Energiekrise. Trotzdem entschied der Hersteller, das Auto zu bauen. 1974 stand auf dem Genfer Salon der Countach 400, dessen nunmehr längs eingebauter Vierliter-V12 276 kW/375 PS produzierte. „Countach“ war übrigens kein erfolgreicher Kampfstier, sondern drückt im Italienischen als Ausruf höchstes Erstaunen oder Bewunderung aus. Lamborghini behielt das Modell bis 1990 im Programm. Das Jubiläumsmodell von 1988 zum 25. Geburtstag der Marke verfügte über einen Fünfliter-V12 mit 335 kW/455 PS. Beim Countach unterblieben sogar experimentelle Öffnungsversuche.

Mit der Entwicklung des Nachfolgers Diablo begannen die Lambo-Ingenieure bereits 1985. Erstes Entwicklungsziel: schnellstes Auto der Welt. Dafür musste der Diablo mindestens 320 km/h schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, erhielt der V12 einen Nachschlag beim Hubraum auf insgesamt 5,7 Liter. Damit waren 362 kW/492 PS möglich, die den inzwischen 1 575 Kilo schweren Mittelmotor-Sportler auf 328 km/h beschleunigten. Mit der Typenbezeichnung waren die Italiener wieder zum Kampfstier zurückgekehrt. Die stilbildenden Scherentüren des Countach, etablierten sich nun bei den V12-Sportlern des [foto id=“453562″ size=“small“ position=“left“]Hauses als gesetztes Gestaltungselement. 1995 ergänzte Lamborghini die Baureihe mit einem Roadster. In elf Jahren Bauzeit entstanden 2 903 Diablos.

Der Nachfolger Murcielago feierte 2001 bei der IAA in Frankfurt seine Premiere. Murcielago war ein Kampfstier, der sich am 5. Oktober 1879 in der Arena von Cordoba so heldenhaft gezeigt hatte, dass das Publikum erfolgreich seine Schonung einforderte und dem wehrhaften Rind eine angenehme Karriere als Zeuger vieler tapferer Stiere eröffnete. Mit nunmehr 6,2 Litern Hubraum erstarkte der V12 auf 426 kW/580 PS. Die technischen Grundzüge des Triebwerks gingen dabei immer noch auf den ersten V12 des Hauses von 1963 zurück. Der Murcielago schaffte 330 km/h.

Inzwischen hatte Audi das Ruder bei Lambo übernommen, was den extrovertierten Sportlern einen Quantensprung in der Qualität und technischen Ausstattung bescherte. 2005 folgte die offene Version, die mit 320 km/h Höchstgeschwindigkeit als schnellstes Cabrio der Welt galt. In seiner höchsten Ausbaustufe bot der Murcielago 493 kW/670 PS. Ab 500 000 Euro waren für solvente Herrenfahrer zudem renntaugliche Versionen für diverse GT-Meisterschaften im Angebot. Mit 4 099 Exemplaren war der Murcielago bislang der erfolgreichste V12-Sportler aus dem Hause Lamborghini. Sicher kein Titel für die Ewigkeit, denn die Nachfrage für den Aventador schafft Lieferzeiten, die inzwischen in Jahren zu messen sind. Somit wird es beim Aventador Roadster sogar für die Cabrio-Saison 2014 schon jetzt richtig eng.

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

Die Transformation: Mit Kia in Walla Walla

Die Transformation: Mit Kia in Walla Walla

Tesla liefert mehr Reichweite

Tesla liefert mehr Reichweite

Elektrischer Familienfreund zum Sparkurs

Elektrischer Familienfreund zum Sparkurs

zoom_photo