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Lamborghini
Die Zeiten, da sich Käufer von Sport- und Luxuswagen einem Fortgeschrittenenkurs in Sachen Startvorgang und Fahrzeugbeherrschung unterziehen mussten, andererseits jedoch ihre Qualitätsansprüche auf das niedrigstmögliche Niveau absenken mussten, sind vorbei. Heute wird von einem 700-PS-Boliden erwartet, dass er beim ersten Schlüsseldreh anspringt, gleich anschließend und ohne Verschlucken Gas annimmt und auch bei groben Fahrfehlern ein lammfrommes Fahrverhalten an den Tag legt. Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann weiß ein virtuoses Lied von der Komplexität zu singen, die sich aus den Anforderungen seiner Kunden und den technischen Vorgaben des VW-Konzerns ergeben. Über 1.000 Zulieferer müssen gesteuert werden, um gerade zwei Baureihen vom Band laufen zu lassen.
Dass sich diese Zulieferer auf solche Projekte einlassen, hängt einerseits mit dem Prestigegewinn zusammen, der sich aus der Zusammenarbeit mit einer renommierten Marke ergibt. Zudem bietet der Einsatz in einem Extremsportwagen aber auch die Chance, Bauteile unter extremen Bedingungen zu erproben. Letztlich spielt allerdings auch die Zugehörigkeit Lamborghinis zum Volkswagen- und Audi-Orbit eine entscheidende Rolle. Wer als Zulieferer gebeten wird, an einem neuen Lamborghini mitzuarbeiten, wird sich eine Absage im Hinblick auf Wolfsburg und Ingolstadt zweimal überlegen.
Trotz der niedrigen Stückzahlen und dem Fehlerpotential, das sich aus dem hohen Anteil an Handarbeit ergibt, muss jeder der Boliden den Qualitätsansprüchen des Gesamtkonzerns genügen. Dazu nutzt Lamborghini Präzisionsmaschinen, welche die penible Einhaltung der Toleranzen und Spaltmaße überwachen.
Die Vorgaben an die Qualität sind umso anspruchsvoller, als Lamborghini nicht nur eine hübsche Tochter ist, die dem Konzern etwas Glanz verleihen darf. Mehr denn je werden in Sant’Agata Bolognese technische Entwicklungen angestoßen, die noch nirgends sonst erprobt wurden. Darin liegt eine Chance für den gesamten Konzern. So studieren die Entwicklungsabteilungen von Audi und Porsche mit Interesse die Erfahrungen, die Lamborghini mit dem Serieneinsatz von Kohlefaser-Verbundstoffen sammelt. Und auch beim Designprozess nimmt Lamborghini im Konzern durchaus eine Vorreiterrolle ein. Hier werden die elektronischen Simulationsverfahren auf die Spitze getrieben – und während die handgefertigte Skizze weiterhin unerlässlich ist, wurden bereits seit mehreren Jahren keine Designvorschläge mehr aus Ton modelliert. Heute werden die Modelle automatisch im 3D-Druckverfahren erstellt.
Für die kommenden Jahre hat sich Lamborghini noch einiges vorgenommen. Soeben wird das Spitzenmodell Aventador eingeführt, von dem es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch eine Roadster- und eine Leichtbau-Variante geben wird. Danach folgt die zweite Modellgeneration des kleineren Gallardo, die parallel zum nächsten Audi R8 auf dem „modularen Sportbaukasten“ des Konzerns entsteht. Darüber hinaus soll es eine dritte Baureihe geben, bei der es sich um einen sehr sportlich positionierten Geländewagen handeln könnte. Und nebenbei dürfte Lamborghini auch noch eine Kleinstserie der Leichtbau-Studie Sesto Elemento auflegen, die im vergangenen Herbst auf dem Pariser Autosalon für Furore sorgte.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 28.06.2011 aktualisiert am 27.07.2020
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