Er ist ein Urgestein in der Automobilwelt, in 68 Jahren mehr als zwei Millionen Mal gebaut worden und auf sämtlichen Pisten der Welt zuhause. Mit seinem 1990 von Land Rover in Defender umgetauften Geländegänger hat die britische Marke 1948 einen echten Dauerbrenner auf die Räder gestellt. Aber irgendwann ist wegen künftiger, unerreichbarer Abgas- und Sicherheitsanforderungen einfach mal Schluss, auch wenn das die globale Fangemeinde zu Tränen rührt. In Wülfrath bei Düsseldorf wurde der Defender jetzt gebührend verabschiedet - mit einem großen Offroad-Event.
Der Defender ist weit mehr als ein Fortbewegungsmittel, er ist eine Ikone, ein Kult-Gerät, ein fast nicht aufzuhaltender Kraxler und ein Blech gewordenes Credo: Wo er nicht rauf- oder runterkommt, kommt so leicht auch kein anderes Auto hin. Dieses Motto gilt für alle vier Generationen des zunächst als Benziner mit 51 PS für 450 Pfund angebotenen Offroaders. Bei Testfahrten mit einem Typ I aus dem Jahr 1951 im Rahmen der "Defender Celebration" wird deutlich, wie weit der Urvater und seine äußerlich immer noch auf den ersten Blick als Defender erkennbaren Nachfahren technisch voneinander entfernt sind. Rustikalste Basis-Fortbewegung ohne jegliche Elektronik, ohne Komfort und ohne Servo-Unterstützung auf der einen, ein bei aller Tauglichkeit für Sand, Schnee, Schotter und Steine fast schon komfortabel wirkendes Klettertier auf der anderen Seite.
Die alten Knochen - zum Ausprobieren gibt es auch Modelle aus den Serien II und III aus den Jahren 1964 und 1979 - fordern den Fahrer dagegen auf jedem Meter, körperlich und mental. Ihre Reduktion auf das nur wirklich unbedingt Nötige hat einen durchaus erwünschten Nebeneffekt: Was erst gar nicht eingebaut wird, kann hinterher auch nicht kaputtgehen. Auch das ist eines der Geheimnisse des Erfolgs, den Maurice Wilks, der Bruder des Rover-Chefs Spencer Wilks, mit seinem zusammengeschusterten Einfach-Untersatz für Landwirte nicht erahnen konnte.
Genau dieses Gefühl schätzen Oldie-Fans, die sich von Land Rover alte Defender auf einen praktisch fabrikneuen Stand aufmöbeln ließen. "Reeborn" heißt das Restaurierungsprogramm, die Wiedergeburt der Series-I-Modelle geht bis hin zu den klassischen Farben Light Green, Bronze Green, RAF Blue, Sove Grey und Poppy Red. In klassischem Grasemere Green lackiert ist der letzte für Deutschland produzierte Defender, ein 90 Heritage, der im Rahmen eines Foto-Wettbewerbs mit "Defender-Momenten" mit mehr als 5.000 Teilnehmer-Fotos verlost wurde.
Würdiger Sieger mit einem Defender als Bus-Ersatz in Afrika: Oliver Drewes (39), der das historisch bedeutsame Defender-Modell für den guten Zweck versteigern lassen will. Drewes engagiert sich nämlich mit seinem Vater Peter und weiteren Mitstreitern für Waisenkinder in Afrika - im kenianischen Mombasa gründeten sie das "Furaha Phönix Kinderhaus". Den dort lebenden Waisen kommt der Erlös der Defender-Versteigerung zugute, mit dem Geld wird unter anderem ein dringend benötigter Schulbus angeschafft.
Die Preisübergabe ist einer der Höhepunkte des großen Defender-Abschieds im Land Rover Experience Center in Wülfrath. Außerdem können die 500 Gäste die Kletterkünste des Jubilars live erfahren und sich mit Offroad-Karts, Brückenbau und Bullriding vergnügen. Auf diese Weise fällt der Abschied vom Dauerbrenner nicht ganz so schwer.
Und schließlich haben die Briten ja auch versprochen: Nach dem Defender ist vor dem Defender - ein Nachfolger wird garantiert kommen. Und auch der wird garantiert klettern können wie eine Bergziege. Da passt es ganz gut, dass Land Rover auch eine ganz besondere Attraktion für die nächste Generation an Offroad-Fans zu bieten hat: Bei Schnupperfahrten durchs Gelände können 11- bis 17-Jährige am Lenkrad eines Discovery Sport mit Doppelpedalerie in Wülfrath erste Erfahrungen sammeln.