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(motorsport-magazin.com) Die Taktikspiele in der Rallye WRC erreichten heute einen neuen Höhepunkt. Nachdem in diesem Jahr bislang vor allem BP Ford durch taktisches Fahren aufgefallen war, setzte nun auch Citroen auf dieses Mittel. Das Ergebnis, der eigentlich drittplatzierte Latvala führt nach dem zweiten Tag der Rallye Neuseeland.
Der Tag begann, wie erwartet. Sébastien Loeb nutze seine spätere Startposition und verkleinerte seinen Rückstand auf Hirvonen kontinuierlich, bevor er auf der zwölften Etappe sogar in Führung ging. Auch Latvala rückte immer näher an die Spitze heran, so dass nach der zwölften Etappe Loeb 4,2 Sekunden vor Hirvonen und 9,8 Sekunden vor Latvala in Führung lag. Doch dann kam die 13. Etappe und es war einmal mehr Zeit die Positionen zu überdenken: Zunächst ging Hirvonen vom Gas um seinen Teamkollegen Latvala vorbeizubringen. Dann Sébastien Loeb, um hinter Hirvonen zu bleiben. So führt nach dem zweiten Tag der Rallye Neuseeland nun Jari- Matti Latvala 9,3 Sekunden vor Mikko Hirvonen und 13,3 Sekunden vor Sébastien Loeb.
Dass die Abstände für dieses Taktikspiel relativ groß sind und Hirvonen und Loeb nicht unmittelbar hinter Latvala liegen, erklärt sich aus der Startreihenfolge: So musste Hirvonen als erster auf der Strecke eine Zeit fahren, die Latvala später ganz sicher würde unterbieten können, zudem dürfte bei Ford aber möglicherweise auch die Überlegung geherrscht haben, Latvala in dem Wissen, dass Loeb sowieso hinter Hirvonen bleiben würde, einen kleinen Vorsprung zu verschaffen. Dass Loeb seinerseits vier Sekunden hinter Hirvonen liegt, lässt sich möglicherweise auf eine schlechte Kommunikation zurückzuführen. Es ist aber auch denkbar, dass Citroen versucht hat, den viertplatzierten Daniel Sordo ebenfalls noch an Sébastien Loeb vorbeizubringen, dieser Versuch aber anders als bei Latvala und Hirvonen durch eine zu langsame Zeit des später startenden Sordos misslang.
Jari- Matti Latvala äußerte sich trotz der nicht unbedingt günstigen Starposition für morgen verhalten optimistisch: "Es ist toll, die Rallye anzuführen, aber es könnte einige Probleme mit sich bringen. Ich wollte Loeb einholen und ich erwartete in den Top Drei zu sein, aber nicht zu führen. Ich fuhr heute am Limit und ich werde morgen das Gleiche tun müssen. Es ist sechs Monate her, seit ich in Schweden gewonnen habe und es wäre toll hier zu gewinnen. Vielleicht geht die Rallye ja so knapp wie im letzten Jahr aus, als Ford mit 0,3 Sekunden gewann."
Mikko Hirvonen beschrieb derweil noch einmal die schwierigen Bedingungen: "Ich wusste, dass wir Zeit verlieren würden, aber wir verloren mehr als ich dachte. Weil am heutigen Tag jede Etappe nur einmal gefahren wurde, gab es für mich keinerlei Chance auf einer sauberen Strecke zu fahren. Ich konnte nichts Taktisches machen, weil ich als Erster auf der Etappe war. Es wird morgen sehr eng. Ich habe jetzt eine gute Position, aber Loebs ist besser, also wird es schwierig. Wenn ich mir meinen Startplatz hätte aussuchen können, hätte ich den vierten genommen."
Sébastien Loeb machte hingegen ungewohnt offen seinem Unmut Luft: "Mit 28 Sekunden Rückstand hatten wir heute keine andere Wahl als hart anzugreifen und es gelang uns sogar in Führung zu gehen. Wir trafen dann aber zusammen mit dem Team die Entscheidung, das 4,2 Sekunden Vorsprung zu wenig waren, um in den Sonntag zu gehen. Also ließen wir unsere Rivalen wieder passieren. Das ist alles Andere als meine Vorstellung vom Rallye Sport, wo es darum gehen sollte, schneller als Andere zu fahren. Aber es gibt nun einmal Regeln, mit denen wir umgehen müssen. Wir werden morgen sehen, ob es die richtige Entscheidung war."
Hinter dem Taktikdrama an der Spitze, zeigt Francois Duval weiterhin eine starke Leistung. Der Belgier scheint mit dem Stobart Ford immer besser zurechtzukommen. Zwar profitierte er auch von den Taktikspielen an der Spitze, doch nachdem er gestern noch fast eineinhalb Minuten auf die Spitze verloren hatte, war sein heutiger Zeitverlust von nur 13 Sekunden ein klarer Schritt nach vorne. Mit über eine Minute Vorsprung nach hinten, dürfte sein fünfter Platz morgen nicht mehr in Gefahr geraten.
Völlig offen ist hingegen das Duell um Rang sechs. Petter Solberg konnte seinen Rückstand auf Urmo Aava auf drei Sekunden verringern. Am Morgen hatte er sich sogar bereits am PH Sport Piloten vorbeigeschoben, doch Aava konnte zurückschlagen. Solbergs Fazit fiel dann auch eher mittelmäßig aus: " Das Auto war heute viel besser als gestern, aber es war trotzdem ein weiterer harter Tag. Wir machten einige Anpassungen an den Dämpfern für die letzte Etappe und es war nicht schlecht, aber wir haben immer noch Arbeit vor uns. Auf den schnellen Abschnitten sind wir nicht schlecht, aber in den kurvenreichen Teilen verlieren wir Zeit."
Auf den Plätzen acht und neun liegen weiter beide Suzuki. Obwohl Andersson den Anschluss nach vorne etwas verlor, steht er somit vor seinem Fahrerpunkt seit der Rallye Monte Carlo im Januar diesen Jahres. Sein Teamkollege Toni Gardemeister fiel mit Brems- und Kupplungs- problemen zwischenzeitlich auf Rang zehn zurück, konnte sich Platz neun aber zurückerkämpfen. Dennoch ist das Duell um den letzten Herstellerpunkt noch nicht entschieden, so liegt Federico Villagra auf Rang zehn nur 19 Sekunden hinter dem Finnen.
Das Ausmaß, aber auch die Notwendigkeit der Taktikspiele wurde am heutigen Tag insbesondere im Vergleich zu Henning Solberg deutlich. Der Munchi´s Ford Pilot war gestern weit zurückgefallen und konnte demzufolge heute auf perfekt freigefahrene Etappen bauen. Mit vier von sechs möglichen Etappenbestzeiten war er mit Abstand der schnellste Mann des Tages und machte 38,4 Sekunden auf die Spitze gut.
Dass sich an der Startreihenfolge der WRC etwas ändern muss, war schon vor dieser Rallye klar. Der heutige Tag sollte allen Verantwortlichen aber noch einmal nachdrücklich den Handlungsbedarf vor Augen geführt haben. Die wenigstens Fans wollen ein Schachspiel, wenn sie Rallyes sehen. Sie wollen nicht die Frage beantworten, ob Ford möglicherweise Latvala noch einen größeren Vorsprung hätte verschaffen können, wenn Hirvonen nur noch etwas langsamer gefahren wäre. Sie wollen Rallyes sehen, bei denen am Ende der Beste gewinnt.
Wenn die Rallye WRC nicht Gefahr laufen will, dass bei künftigen Veranstaltungen gleich mehrere Spitzenfahrzeuge mit Problemen am Start stehen, oder der Stau vor der Ziellinie immer länger wird, muss diese Regel jetzt geändert werden. In Neuseeland ist die Schwelle endgültig gefallen, bewusst langsam zu fahren, wo hingegen Loebs Defekt wohl noch echt war. Doch auch das könnte nur eine Frage der Zeit sein, immerhin ist die WRC ein Sport, indem Hersteller hohe Millionenbeträge investieren.
adrivo Sportpresse GmbH
geschrieben von veröffentlicht am 31.08.2008 aktualisiert am 31.08.2008
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