Le-Mans-Countdown, Teil 9: Eine Mischung aus Adrenalin, Müdigkeit und Freude

Nur noch wenige Wochen, dann begibt sich der Tross der Rennprofis in Le Mans an den Start zum berühmtesten Langstreckenrennen der Welt. Im Vorfeld dieses sportlichen Großereignisses lässt uns Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen in seiner Kolumne teilhaben an seinen Gedanken rund um dieses Rennen, auf das sich alle Beteiligten mit Vehemenz, Freude und großer Konzentration vorbereiten.

Er berichtet über den Reiz, der von dem 24-Stunden-Marathon länderübergreifend ausgeht. Seine Siege haben vor allem die Dänen zu einer besonders großen Fan-Gemeinde anwachsen lassen. Kristensen faszinieren vom Schlaf übermannte Fans ebenso wie Grilldüfte in der Arnage-Kurve. Es ist der Rhythmus der Fans, der von dem Profi wahrgenommen und geschätzt wird.

„Seit 1923 gibt es die 24 Stunden von Le Mans. Und aus der Frage, welches Auto in 24 Stunden die größte Distanz zurücklegen kann, hat sich über die Jahre hinweg eines der größten Sportevents der Welt entwickelt, das immer mehr Zuschauer anlockt.

Über 230.000 Fans kommen jedes Jahr nach Le Mans. Darunter sind traditionell besonders viele Briten, Fans aus den Benelux-Ländern und Franzosen. Seit einigen Jahren ist aber auch Dänemark überproportional stark vertreten. Dieses Mal werden mehr als 25.000 meiner Landsleute in Le Mans erwartet! Das ist für ein so kleines [foto id=“295536″ size=“small“ position=“right“]Land wie unseres unglaublich. Meine Teamkollegen scherzen immer, dass Dänemark Mitte Juni wohl ziemlich leer ist …

Im vergangenen Jahr habe ich Allan (McNish) und Dindo (Capello) am Freitag vor dem Rennen mit in eines der dänischen Camps genommen. Da waren über 3.000 meiner Landsleute in einem einzigen Zelt – ein tolles Erlebnis!

Le Mans ist in Dänemark längst eine Institution. Das hängt natürlich sehr mit den großen Erfolgen zusammen, die andere dänische Fahrer und ich in Le Mans hatten. Wenn Michael Schumacher seine Siege nicht in der Formel 1, sondern in Le Mans gefeiert hätte, wäre das Interesse in Deutschland wahrscheinlich genauso groß.

So hat Deutschland im internationalen Vergleich noch etwas Nachholbedarf. Denn in Asien, speziell in Japan, und auch in den USA hat Le Mans einen sehr hohen Stellenwert. Dort sitzen sehr viele Fans vor den TV-Bildschirmen. Sie schätzen die Ausdauer-Belastung, die Technik und Mensch abverlangt wird.

Doch nichts ist so gut, wie Le Mans selbst live vor Ort zu erleben. Le Mans ist ein echtes Motorsport-Festival, das den Zuschauern unheimlich viel bietet. Die meisten Fans sind eine ganze Woche vor Ort, und langweilig wird ihnen nie. Konzerte, Ausstellungen, Partys – in Le Mans kann man sehr viel Spaß haben, und viele Zuschauer kommen auch wegen der Party-Atmosphäre. Aber der größte Teil der Fans interessiert sich natürlich für das Rennen. Selbst ich bin beeindruckt, wie viel die Zuschauer, die wir vor Ort treffen, über uns Fahrer und die Autos [foto id=“295537″ size=“small“ position=“left“]wissen. Das sind richtige Fachleute, die sich auch viel Zeit für das Museum und Ausstellungen nehmen!

Die meisten Zuschauer teilen die Begeisterung für Rennautos und Automobile ganz allgemein. Das Tolle ist, dass so viele verschiedene Klassen, Fahrzeuge, Motoren und Reifen an den Start gehen und man permanent Überholmanöver zu sehen bekommt. Le Mans ist das größte Überholspektakel im heutigen Motorsport. Natürlich hat jeder Fan bestimmte Fahrer, Teams und Marken, die er unterstützt. Aber alle Fans eint die Begeisterung für Le Mans und den Motorsport.

Das Tolle für die Motorsportfreunde ist auch, dass sie sich während des Rennens ziemlich frei bewegen können und auch im Fahrerlager ganz dicht an uns herankommen. So viele Autogramme wie in Le Mans schreibe ich sonst nie. Gerade wir Audi-Fahrer sind aufgrund unserer Erfolge in Le Mans sehr bekannt, und das Interesse an uns ist riesengroß. Es ist eine enorme Verantwortung, den richtigen Mittelweg zu finden: freundlich und offen, aber gleichzeitig voll konzentriert auf das Rennen.

Ich genieße das Interesse der Fans. Und selbst im Rennauto nehme ich die Zuschauer an der Strecke und ihren Rhythmus wahr. Am Abend riecht man vor allem im Bereich der Arnage-Kurve, dass dort gegrillt wird. Später in der Nacht wird es auf den Tribünen etwas ruhiger. Und Sonntagmorgen sieht man auch schlafende Zuschauer. Obwohl das Rennen dann oft besonders spannend ist, überkommt sie einfach die Müdigkeit.[foto id=“295538″ size=“small“ position=“right“]

Richtig lebendig auf den Tribünen bei Start und Ziel wird es dann wieder kurz vor Rennende. Das Größte ist, nach einem Sieg in Le Mans auf dem Podium zu stehen und auf die riesige Menschenmenge herunterzuschauen, die sich in der Boxengasse und auf der Start-Ziel-Geraden versammelt hat. Wenn Du da stehst, hast Du gemeinsam mit Deinem Team etwas ganz Besonderes geschafft. Und die Kombination aus Adrenalin, Müdigkeit und Freude ergibt dabei eine fantastische Atmosphäre, die wir zusammen mit den Zuschauern genießen.

Doch wie gesagt: Man muss Le Mans einfach selbst erleben – und das gilt nicht nur für Dänen!“

Ihr Tom Kristensen

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