Leipzig 2010: Die Wüste lebt

Eine Handvoll Weltpremieren und einige Dutzend Erstauftritte auf einer Messe in Deutschland bietet die Auto Mobil International (AMI), die morgen in Leipzig beginnen und bis Sonntag, 18. April 2010, dauern wird. Doch schon nach denm ersten Pressekonferenzen wird deutlich: Premieren sind nicht alles. Offenbar sind besonders die deutschen Hersteller bemüht, der AMI Luft unter die Flügel zu bringen. Sie soll fliegen im ersten Jahr des zukünftig zweijährigen Turnus. 

Und die Medien goutieren das. Sie sind gut vertreten, besser als bei der letztjährigen Messe. Die Weltuntergangstimmung des vergangenen Jahres, getrieben von der Auto- und Wirtschaftskrise, aber auch von den vielen Absagen unter den Ausstellern, hat einer leichten Aufbruchstimmung weichen müssen. Am Ende des Tages werden wir wissen, ob der Optimismus gerechtfertigt war.

In den drei Hallen, die den Automobilen vorbehalten sind, hätte man sicher gern noch ein paar hundert Quadratmeter mehr an die Aussteller vermietet. Doch wer befürchtet hatte, die Hersteller würden sich zurückziehen und die Standflächen ihren Händlern überlassen, stehen vor hochprofessionell gestalteten Messeauftritten der Zentralen.

Sicher bleibt es dennoch richtig, dass die AMI so kurz nach dem Genfer Automobilsalon nicht die Chance bekommen wird, zu dem Neuheiten-Termin in Deutschland aufzusteigen. Dazu finden in Märkten, für die exportstarke deutsche Automobilindistrie von Bedeutung sind, parallel zu viele Messen statt, die ebenfalls Ansprüche anmelden.

Und dennoch hat Leipzig Bedeutung für den Markt. Bernhard Mattes, Ford-Chef in Deutschland, hat eine klare Meinung zur Funktion der AMI. Er hält das Einzugsgebiet der Messe in Ostdeutschland angrenzenden Regionen für interessant, begrüßt die Möglichkeit, die Neuheiten des Frühjahrs zu zeigen und sieht den Termin als einen weiteren Startschuss für die jährlich wiederkehrende Belebung des Marktes. Mattes begleitet die AMI von Anfang. Er sieht den zukünftig zweijährigen Rhytmus immer im Jahr ohne Pkw-IAA in Frankfurt als eine richtige Entscheidung.

Mattes ist einer der wenigen Unternehmensführer, die dieser Messe die Ehre geben. Das ist schade, weil gerade die geringe Neuheitendichte in Lepzig für die Medien eine Chance darstellt. Hier sind die Termine nicht so dicht gedrängt wie etwa in Genf; hier geht es nicht so hektisch zu, dass man nicht doch spontan die Chance beim Schopf ergreifen könnte, mehr als drei Minuten mit den Machern und den Managern zu sprechen.

Mehr als jede andere Messe bietet sich die Leipziger als Kommuniukationsbasis an. Das gilt sicher nicht nur für die Medien, sondern auch für die Messebesucher – Leipzig bemüht sich, Ihnen Raum zu geben und ihnen mit einem Programm rund ums Auto Informationen und Unterhaltung anzubieten, die den Besucherkreis auf der neuen Leipziger Messe eben nicht nur auf Autofreaks beschränkt. Leipzig hat sein Rolle als „Showroom“ der Autohersteller offenbar angenommen.

Das gilt auch für die Amicom, die parallel laufende Messe für Audio, Infotainment und Navigation. Hier kommen die Sehleute auch noch zu ihrem Recht, mehr aber die, die die Leistung ihrer Geräte noch in Watt und nicht – wie bei ihrem Auto – in Kilowatt benennen können. Gänzlich fachlich geht es dann auf der Amitec zu, der Messe für Werkstatt, Teile und Service, die schon am Mittwoch, 14. April 2010, wieder schließt. Die Kombination mit der Amitec hat der AMI schon immer genutzt. Es sieht so aus, als können man dass am Ende der Messe auch von der Amicom sagen.

Gewertet wird am Ende der Ausstellungswoche. Vielleicht ist die Stimmung in den Messehallen auch besser als die Lage. Aber auf jeden Fall gilt: Es gibt mehr Leben, als man im vergangenen Jahr vermutet hätte. Von wüster Leere in den Hallen ist keine Rede mehr.

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