Leipziger AMI: Vielfalt und Fahrspaß





Vielfalt und Fahrspaß stehen im Zentrum der diesjährigen Auto Mobil International (AMI): Neue Karosseriekonzepte, interessante Mischungen verschiedener Formen und leistungsstarke Boliden buhlen in diesem Frühjahr um Neukunden auf dem zwar stabilen, aber nicht gerade boomenden Pkw-Markt. Vom 1. bis 9. April zeigt die internationale Automobilindustrie auf dem Leipziger Messegelände, wie die automobile Fortbewegung der Zukunft aussieht.
Ein wenig bedeckt fällt dabei der Auftritt der deutschen Hersteller aus; auch das Argument, dass die AMI in diesem IAA-losen Jahr die einzige große deutsche Pkw-Messe ist, hat offenbar nicht gezogen. Mercedes zieht es statt dessen vor, die überarbeitete E-Klasse eine Woche später fernab der Heimat in New York zu enthüllen, Audi zeigt den neuen TT nicht in Leipzig, sondern zur gleichen Zeit in Berlin. Schade, denn beide Fahrzeugdebüts hätten der AMI sicherlich einen kräftigen Image-Schub beschert.
Echte Weltpremieren gibt es also nicht, die es nicht schon bereits vier Wochen vorher in Genf zu sehen gab, doch dem Publikum kann das ziemlich egal sein. Denn die AMI beschert auf vergleichsweise kompakter Ausstellungsfläche einen schnellen Überblick über das Frühjahrsangebot der internationalen Autoindustrie.
Bei den deutschen Premium-Marken findet der Messebesucher die neuesten Beispiele für den nicht enden wollenden Leistungswettlauf, der sich bei Mercedes in zahlreichen AMG-Versionen manifestiert, bei BMW im Z4 M Roadster und bei Audi in diversen S- und RS-Varianten. Und auch Porsche stößt mit dem hochdrehenden 911 GT3 und dem aufgeladenen 911 Turbo in neue Leistungs-Dimensionen vor. Mercedes zeigt außerdem erstmals auf deutschem Boden die mehr als fünf Meter lange GL-Klasse, die in den USA bereits im Frühjahr an den Start geht und im Herbst auch zu uns kommt. Audi hat den neuen A6 Avant Allroad in petto, einen höher gelegten und robusten Ableger des Oberklasse-Kombis mit Allradantrieb.
Auf der Suche nach Pferdestärken werden aber auch Kunden mit einem etwas schmaleren Geldbeutel fündig: etwa beim neuen Opel GT, einem Spaßroadster mit Stoffmütze, Heckantrieb und 260-PS-Turbo, der allerdings erst im Frühjahr 2007 auf den Markt kommt; oder beim ebenfalls 260 PS starken Mazda3 MPS, dem neuen Renault Clio Sport oder dem Honda Civic Type R. Fahrspaß unter freiem Himmel versprechen der Alfa Spider, das Ford Focus Cabrio und der Mitsubishi Colt CZC.
Im Trend liegen weiterhin Offroad-Fahrzeuge und solche, die so aussehen: Vor allem SUV im Format eines Klein- oder Kompaktwagens sollen in den nächsten Monaten für Andrang in den Autohäusern sorgen. Zu nennen sind etwa der Suzuki SX4 und das baugleiche Schwestermodell Fiat Sedici, die beide kompakte Abmessungen mit Lifestyle-Optik und einem Allradantrieb kombinieren. Toyota arbeitet ebenfalls an einem kleinen SUV unterhalb des RAV4; wie das Fahrzeug aussehen könnte, zeigt die Studie Urban Cruiser. Schneller als die Konzernmutter ist Toyota-Tochter Daihatsu: Der neue Terios steht schon ab dem Sommer beim Händler. Eine oder gleich zwei Nummern größer sind der Chevrolet Captiva, der Subaru B9 Tribeca und der Hyundai Santa Fe: moderne Allrader mit bis zu sieben Sitzen, die sich als vollwertige Familienkutschen empfehlen. Noch im Entwicklungsstadium befindet sich Volkswagens Vorschlag für die Klasse der Kompakt-SUV: Der Concept A ist eine interessante, aber wohl noch nicht allzu seriennahe Mischung aus Geländewagen und Coupé und wird 2008 als kleiner Bruder des Touareg auf den Markt kommen.
Familien müssen aber nicht zwangsläufig zu einem SUV greifen, wenn sie ein geräumiges Fahrzeug suchen. Ford beispielsweise bringt mit dem S-Max und dem Galaxy gleich zwei Van-Neuheiten mit nach Leipzig. Der S-Max spielt die Rolle eines dynamischen, hübsch geschnittenen Sportvans, während der Galaxy die Aufgabe des großfamilientauglichen Raumwunders übernehmen soll.
Selbst Kleinwagen geben sich dem Hang zur Größe hin: Der neue Peugeot 207 knackt wie einige andere Wettbewerber vor ihm die Vier-Meter-Marke und passt sich mit mächtigem Grill und großen Scheinwerfern dem aktuellen Markendesign an. Noch einige Zentimeter länger als der 207 ist der neue Skoda Roomster, der als Minivan mit variablem Innenraum Fahrzeugen wie dem Opel Meriva, dem Nissan Note oder auch dem Renault Kangoo Konkurrenz machen will. Zukunft hat aber auch der Kombi, vor allem wenn er so schön aussieht wie der Alfa 159 Sportwagon oder so dynamisch wie die Renault-Studie Altica.
Liebhaber klassischer Limousinen sollten sich am Volvo-Stand umsehen; der neue S80 ist ein Beweis dafür, wie man Tradition und Moderne im Design verknüpfen kann. Ebenfalls neu sind der Honda Legend, der Chevrolet Epica und der Lexus LS, mit dem die Toyota-Edeltochter einen neuen Angriff auf die arrivierte deutsche Konkurrenz in der Luxusklasse startet. Die Gelegenheit ist günstig, denn nie zuvor sah das Flaggschiff der Japaner derart eigenständig und elegant aus.
In Sachen Antriebstechnik steht in Leipzig nicht der Hybrid im Vordergrund, auch wenn Toyota den überarbeiteten Prius, Honda den Civic Hybrid sowie Peugeot und Citroen ihre Diesel-Elektro-Studien zeigen; statt dessen werden allerorten Erdgas- und Autogasfahrzeuge präsentiert, darunter ein Smart Fortwo, Citroen C3, Ford Focus, der Fiat Panda als Studie „Multi Eco“ und die VW-Modelle Caddy und Touran Eco Fuel. In den oberen Hubraumklassen setzt man zwar weiterhin auf herkömmlichen Kraftstoff aus Erdöl, aber die neuen Sechszylinder-Motoren mit Benzindirekteinspritzung von Mercedes und BMW zeigen zumindest, wie man optimale Leistungsausbeute mit einem geringeren Verbrauch kombinieren kann. Der 3,5-Liter-V6 von Mercedes debütiert im CLS, während der Reihensechszylinder mit Doppelturbo von BMW für das neue 3er Coupé vorgesehen ist.
Auch wenn die ganz großen Premieren also ausbleiben, ist die AMI auch in diesem Jahr eine Reise wert. Geöffnet ist die Schau, zu der rund 270 000 Besucher erwartet werden, vom 1. bis 9. April täglich von neun bis 18 Uhr, die Presse hat bereits am 31. März Zutritt. Eine Tageskarte kostet zehn Euro, ermäßigt 6,50 Euro; Abendkarten ab 15 Uhr sind für 5,50 Euro zu haben. Vom 1. bis 5. April findet außerdem parallel die Zubehör- und Servicemesse Amitec statt.
Bekannt ist die AMI inzwischen auch für das interessante Rahmenprogramm. In diesem Jahr werfen die Veranstalter mit einer Sonderschau einen Blick auf das Automobildesign des 21. Jahrhunderts und stellen Berufe rund um das Auto vor. Bei Probefahrten können die Besucher viele Messeneuheiten gleich im Straßenverkehr testen, außerdem gibt es einen Offroad- und einen Handling-Parcours sowie Spritspartrainings. Informationen zur Anreise und zu den einzelnen Veranstaltungen gibt es im Internet unter www.ami-leipzig.de. Michael Hoffmann/mid

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