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Lienz – Römer, Grafen und Landmänner: Ein Streifzug durch die Region um Lienz im Osten Tirols befördert Geschichte(n) zutage, auf deren Spuren wir diesmal im Österreichischen gewandelt sind.
Eine Straße. Eine Wiese. Ein alleinstehender Baum. Berge. Darüber dunkel-drohende Wolken. Donnergrollen, das am späten Nachmittag die Feiertagsstille an Himmelfahrt durchbricht. Blitze, die durch die düstere Szenerie zucken. Die Welt scheint unterzugehen nur wenige Kilometer vor Lienz im Süden Österreichs in Osttirol. Und dann, bloß eine Straßenbiegung weiter, plötzlich wieder Sonnenschein. Wie aus heiterem Himmel. Manchmal ist das eben einfach so. Zum Beispiel jetzt.
Im Grandhotel Lienz blickt das Servicepersonal in Momenten wie diesen zwar mit bangem Blick nach oben. Aber dann läuft in der neuen Luxusherberge am Ufer der Isel, die ihr Gletscherwasser hier nach kurzer Strecke in die Drau führt, alles routinemäßig ab. Erst schnell die Decken von den Tischen auf der Terrasse und die Auflagen von den Stühlen. Dann, wenn der Spuk vorbei ist, alles wieder retour.
„Da hinten, ein Regenbogen!“ Er scheint sich komplett im Osten vom Fuß der Lienzer Dolomiten übers ganze Tal nach Kärnten zu spannen, während sich im Norden Hohe Tauern samt Großglockner, Österreichs mit fast 3800 Metern höchster Alpengipfel, langsam schon wieder unter einem mehr und mehr sich aufhellenden Weiß-Blau zeigen. In einem Schlauchboot raften einige Wagemutige am Gelände des alten Lienzer Schlachthofs dies- und am Stadtpark jenseits vorbei. Andere stürzen sich tags darauf, mit rotem Helm, roter Schwimmweste und schwarzem Neoprenanzug geschützt, von der Spitalsbrücke in die grünlichen Fluten.
„Die Menschen hier“, hat uns Grandhotel-Mitbesitzer Professor Heinz Simonitsch einmal über Land und Leute erzählt, „halten schon was aus, sie sind kernig und robust.“ Die Natur prägt. Und die geographische Lage: Alpen-Südseite. Mit Italien gleich in der Nähe. Und Slowenien. Südliches Flair am Fuß der Berge eben. In der Altstadt wird Italienisch gesprochen. „Andiamo“, ruft ein Pedalritter in sportlicher Giro-Kleidung aufmunternd seinem mitradelnden Kollegen vor der alten (Riepler-)Schmiede am Ende der Schweizer Gasse nahe des Klösterles zu.
Weiter geht´s. Es ist Samstag gegen Mittag. Die meisten Läden haben schon geschlossen. Die Händler des auch freitags am Nachmittag immer abgehaltenen Stadtmarkts bauen ihre Stände ab, setzen sich noch auf ein Bier, einen Wein zusammen. Es ist, als schalte der ganze 12 000-Seelen-Ort noch einen Gang mehr zurück. Die Temperaturen sind längst auf über 25 Grad gestiegen. Lienz, die „Sonnenstadt“, das kommt nicht von ungefähr. Über 2000 Sonnenstunden, das haben die Wetterfrösche im Land ermittelt, soll es hier geben pro Jahr.
Schon die Grafen von Görz muss das angezogen haben. Als ihre Haupt- und Residenzstadt erlebte Lienz Höhen und Tiefen dieser Dynastie. Leonhard, der Letzte seines Geschlechtes, ist 1500 auf Schloß Bruck gestorben, Kaiser Maximilian danach als Universalerbe der Görzer eingesetzt worden. In der Burg, heute Museum der Stadt und Sitz der Egger-Lienz-Galerie, richteten sich nach den Görzer Grafen noch die Freiherren von Wolkenstein-Rodenegg ein. „Ich bitte Sie!“
Albin Egger-Lienz. Frontsoldat, Kriegsmaler. Schaut man sich seine Bilder mit dem Leiden der darin stilisierten Figuren an, wird einem so etwas wie monumentales Pathos bewusst. Der Mann (1868-1926) muss dabei um die Wirkung seiner Werke durchaus gewusst haben: „Wie Sie sehen, möchte ich in diesen wenigen Figuren die Wucht des Krieges und des Todes darstellen. Nicht durch Blut und Leichen soll es geschehen, sondern in der Wucht und Schlichtheit der starken Naturmenschen, unserer Bauern.“ Die haben diese Landschaft kultiviert und geprägt. So wie sie umgekehrt von ihr geprägt worden sind.
Wer aus den oberen Etagen des Grandhotels Lienz statt zu den Lienzer Dolomiten, zu denen wir an diesem Nachmittag noch wollen, auf die andere Seite blickt, entdeckt das Zettersfeld, ein breit gestaffelts Almen- und Bergwiesengelände des dort auslaufenden Schleinitzkamms, von den Lienzern fast liebevoll „unsere Alm“ genannt. Sogar eine Seilbahn, die ihre Talstation zwischen Untergaimberg und Grafendorf hat, führt dort hinauf. Wechsel auf die gegenüberliegende Seite des Talkessels.
Was für die einen Ziel der Wanderung, ist für andere Ausgangspunkt für den Aufstieg in die Lienzer Dolomiten. Auf 1600 Metern Höhe findet sich die Dolomiten-Hütte spektakulär auf einen Felsvorsprung gebaut. Man kann von hier einen breiten Wanderweg oder einen schmalen Klettergrat wählen. Der Aufstieg zur Karlsbader Hütte wird durch einzigartige Blicke auf die zerklüftete Bergwelt und den malerischen Laserzsee entlohnt.
Es geht zurück ins Tal. Unterhalb einer steilen Felswand breitet sich das Quellgebiet des Tristacher Sees aus, der Alte See, eines der etwa 30 Naturdenkmäler Osttirols. Ein botanisches Kleinod und ideales Biotop für seltene Pflanzen wie Fieberklee, Sumpffarne, Laichkraut und andere. Dichter Schachtelhalm-Rasen umrahmt die dunkelgrüne Oberfläche. Das kristallklare Wasser des Alten versorgt die Fischzucht am Tristacher See. Eine Hotelanlage befindet sich dort, ihr Name: „Das kleine Paradies“.
Die Galitzenklamm ist uns noch empfohlen worden, wohin der Drau-Radwanderweg, einer der beliebtesten in Osttirol, führt. Durch Wälder und Uferstraßen gelangt man, vorbei an kleinen Wildbächen, zu der Schlucht, die mittlerweile sogar wieder zugänglich ist. Eine spezielle Weganlage führt zwischen steilen Felswänden an tosenden Wasserfällen vorbei, die die Urgewalt des Galitzenbachs bezeugen.
In Dölsach, dem rund 2500-Seelen-Ort östlich von Lienz, bereiten sich die Landwirte einmal im Jahr auf die Dölsacher Bauerntage vor. Immer am dritten Wochenende im August bieten sie Besuchern eine Vielzahl heimischer Spezialitäten an. In Küchen und Kammern wird dann tagelang gerührt, gekocht und gebacken. Ihr Angebot haben die einzelnen Höfe dabei aufeinander abgestimmt. Dreht sich beim einen alles um Kaninchen, geht es beim anderen um Lammfleisch, beim Dritten um Schweinefleisch vom Borstenvieh aus dem eigenen Stall. Je besser das Obst, desto besser der Schnaps Die klare Bergluft und der Einfluss vom mediterranen Klima mit viel Sonne lassen in den Gärten hinter den Höfen ein besonders süßes und aromatisches Obst reifen. Je besser das Obst, desto besser der Schnaps, gebrannt aus den duftend-saftigen Früchten. Seit über 300 Jahren befindet sich der Kuenz-Hof in Dölsach schon im Besitz der Familie, für die die Destillation Höhepunkt eines jeden Arbeitsjahres auf dem Hof ist.
Wer von Osten, von Kärnten, mit dem Auto nach Lienz fährt, kommt automatisch an einer Fundstätte aus der Römerzeit vorbei. Das von Kaiser Claudius gegründete frühere Aguntum in der damaligen Provinz Noricum, heute ein Freilichtmuseum, gilt als einzige Römerstadt auf Tiroler Boden. Genau an der Drautalstraße. Mit der Wiese. Und dem alleinstehenden Baum. Und den Bergen dahinter.
Die Bezirkshauptstadt an der Einmündung der Isel in die Drau zu Füßen der Lienzer Dolomiten mit der fast 2800 Meter hohen Großen Sandspitze als höchster Erhebung gilt als wichtiger Knotenpunkt zwischen Kärnten, Südtirol und seit Bau des Felbertauerntunnels dem Bundesland Salzburg. Klimatisch gehört die Region zu den Inneralpen, aber mit stärkerem mediterranem Einfluss. Wir waren im Grandhotel Lienz (fünf Sterne, 76 Zimmer/Suiten, direkt am Ufer der Isel, Medical Center, Wellness-, Spa- und Beautybereich, Gourmetrestaurant, www.grandhotel-lienz.com) untergebracht. Kulinarisch geht es sonst, typisch für Gegenden wie diese, eher etwas deftiger zu. Österreich hat inzwischen ebenfalls gute Weiß- und Rotweine zu bieten. An Aktivitäten sind Wandern, Klettern, Gleitschirmfliegen, Radfahren, Mountainbiking, Rafting, Golfen und fast alle Wintersportarten möglich. Information: Stadtgemeinde Lienz, Hauptplatz 7, 9900 Lienz/Österreich, www.stadt-lienz.at.
Mit dem Auto reist man von Deutschland aus am besten über Füssen und weiter über die A12 und das rund 185 Kilometer entfernte Innsbruck oder über München und weiter über die A8 und die A93 über Kufstein, Kitzbühel, Mittersill und Mattrei an. Von Füssen aus sind es etwa noch 295 Kilometer bis Lienz, von München aus rund 220. Die Verkehrsregeln in Österreich sind mehr oder weniger identisch mit denen bei uns. Als Durchreisender sollte man vor allem die scharf überwachten Tempolimits im Land beachten: Innerorts sind 50 Stundenkilometer erlaubt, außerorts 100, auf Autobahnen 130. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Wer mit dem Flieger anreisen will: Die nächsten Flughäfen sind Klagenfurt, Innsbruck oder Salzburg. Lienz ist auch Bahnstation.
geschrieben von auto.de/Reise/Günther Koch/KoCom veröffentlicht am 24.06.2014 aktualisiert am 24.06.2014
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