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Ein Stauende auf der Autobahn vermittelt immer ein mulmiges Gefühl, vor allem, wenn sich von hinten ein Lkw nähert. Meist geht es gut. Doch rund 1 000 Unfälle ereignen sich jährlich in Deutschland, bei denen Nutzfahrzeuge auf andere Fahrzeuge auffahren, weil diese aufgrund der Verkehrslage als Hindernisse im Weg gestanden haben. Allein in Nordrhein-Westfalen gab es im Jahre 2010 neun Tote und über 60 Schwerverletzte bei derartigen Kollisionen.
Dass das nicht sein muss, hat Mercedes-Benz jetzt bei Fahrversuchen auf dem Köln/Bonner Flughafen demonstriert: Ein Actros der neuesten Generation nähert sich auf dem abgesperrten Rollfeld einem langsam vor ihm fahrenden Pkw. Wie von Geisterhand gesteuert, verlangsamt das schwere Nutzfahrzeug mit Hilfe des „Active Brake Assist 2“ seine Fahrt, kommt zum Stehen. Nach den Worten von Ingo Scherhaufen, bei Daimler für die technische Entwicklung von Nutzfahrzeugen mitverantwortlich, ein großer Fortschritt: „Der neue Actros führt Fahrer und Lkw automatisch durch den Stopp- und Go-Verkehr. Das System bremst dabei selbständig bis zum Stillstand ab und lässt den Lkw nach kurzem Halt wieder anfahren, wenn die Situation es erlaubt. Dies ermöglicht stressfreies Kolonnenfahren und verringert die Gefahr von Auffahrunfällen“, ohne den Fahrer dabei zu ermüden.
Mercedes bietet das System – in einfacherer Form schon seit 2006 – bislang als einziger Hersteller an. Die Zulieferer Knorr und Wabco halten vergleichbare Systeme für andere Lkw-Produzenten bereit. Ab 1. November 2013 gibt es in der EU keine Typgenehmigung mehr für schwere Nutzfahrzeuge, die nicht über ein Notbremssystem verfügen. Ab 1. November 2015 werden Neufahrzeuge ohne diese Einrichtung gar nicht mehr zugelassen.
Der Brems-Assistent kann noch nicht in jedem Fall einen Aufprall verhindern, aber im Falle eines Falles die Wucht eines Zusammenstoßes drastisch reduzieren. Die Funktionsweise ist aus dem Pkw bekannt: Ist der Sicherheitsabstand unterschritten, wird der Fahrer mittels akustischem und visuellem Signal gewarnt, es folgt eine Radio- und Telefonstummschaltung. Reagiert der Mann am Lenkrad immer noch nicht, wird zunächst eine Teilbremsung mit 30 Prozent Bremskraft eingeleitet. Danach drückt der Assistent das Bremspedal voll durch. Der Lkw kommt zum Stehen.
Experten bedauern, dass es mit der Pflichteinführung Ende 2015 noch sehr lange dauern wird, bis die gesamte Lkw-Flotte so ausgestattet sein wird. Eine Nachrüstung ist kaum möglich. Aber ein Anfang ist gemacht. Finanziell flankiert wird diese Maßnahme durch Versicherungsvorteile bei Allianz und Co. Denn der Konkurrenzdruck auf der Straße ist für manchen Spediteur immer noch ein Grund, mit jedem 100-Euro-Schein zu knausern. Eine unhaltbare Situation, findet Jürgen Brauckmann, Vorstandschef des TÜV Rheinland: „Unaufmerksamkeit ist noch immer einer der Hauptgründe für schwere Unfälle“, sagte er bei der Demonstrationsfahrt mit dem Actros.
Das Safety Pack Classic von Mercedes Nutzfahrzeuge bietet für 7 500 Euro unter anderem einen Spurhalte-Assistenten, Abstandshalter zum Vordermann und die aktive Bremshilfe. Dafür erhöht sich aber auch der Wiederverkaufswert. 24 000 Lkw mit dem Brems-Assistenten hat Mercedes-Benz bislang absetzen können.
geschrieben von auto.de/(hw/mid) veröffentlicht am 07.12.2011 aktualisiert am 07.12.2011
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