Lkw-Branche vor großen Herausforderungen – Kein Bock auf den Bock

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Und dann ist da noch das Problem mit dem Nachwuchs. Bilder

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Speditionen haben es nicht leicht. Bilder

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Feuerwehrmann, Lokomotivführer oder Lkw-Fahrer! Wenn man unseren männlichen Nachwuchs, dessen persönliche Mobilität sich eher noch auf die Inanspruchnahme eines Bobby-Cars beschränkt, einmal nach seinen späteren  Berufswünschen befragt, dann kommt oft etwas aus dieser Gattung dabei heraus: Groß muss es sein, lautstark und auffallend. Und natürlich muss man damit fahren können. Da sich derlei frühkindliche Berufsvorstellungen aber nun einmal im Laufe eines Lebens relativieren, ist es mit dem beruflichen Nachwuchs im wirklichen Leben zumindest im Bereich des Berufskraftfahrers nicht allzu gut bestellt.

Von der wilden Trucker-Romantik des „Lonley Rider“, der auf seinem Bock vom Nordkap bis nach Gibraltar Herrscher über Europas Fernstraßennetz ist, bleibt herzlich wenig übrig. Mangelhafte Bezahlung, unregelmäßige Arbeitszeiten, ein reichlich strapaziertes Bandscheiben-Geflecht verleiden Probanden den Job. Zudem ist das Bild des Profis im Führerhaus in den vergangenen  Jahren nicht gerade positiver geworden. Lkw sind größtenteils Feindbilder auf der Autobahn. Was Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz angeht, gilt die Branche bestenfalls als nicht ganz auf der Höhe.

Dass technische Innovationen in punkto Ökologie und Ökonomie zwingend notwendig sind, erwies sich jetzt auch bei einer Fachtagung am Rande des ADAC Truck-Grand-Prix auf dem Nürburgring. „Belassen wir es so, wie momentan alles ist, dann laufen wir dem Nachwuchs hinterher. Und die Wahrscheinlichkeit, dass wir ihn einholen, wird immer geringer“, sagte Heinz-Werner Lenz. Der 55jährige aus Plaidt in der Eifel ist nicht nur mehrfacher Truck-Europameister der späten 1990er Jahre, sondern auch Speditions-Unternehmer und findet, dass sich Berufsbild und Image von Trucker und Truck ändern müssen, damit die Brummis nicht mehr (nur) als stinkende und an Autobahn-Aufstiegen ächzende und kriechende Verkehrs-Hindernisse wahrgenommen werden.

Wie viel „grüne Ideologie“ muss also rein ins Berufsbild des Berufskraftfahrers von morgen oder am besten schon von heute? Umweltfreundlichkeit beim Transport sei eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sagt der Vorsitzende des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung, Adalbert Wandt. Nur: Kosten dürfe sie wenig oder am besten gar nichts. Denn bei riesigem Konkurrenzdruck würden die Margen immer geringer. Da könnten vor allem kleine und mittelständische Unternehmen nicht noch groß in ökologische Neuerungen investieren, so Wandt. Und das Ganze einfach an den Kunden weiter zu leiten, das sei diesem schwer bis gar nicht  zu vermitteln.

Ab Januar 2014 ist für alle Lkw die Schadstoff-Grenze Euro VI gefordert. Dem steht der Vorsitzende des Bundesverbands kritisch gegenüber. Zwar senke die neue Grenzlinie zum wiederholten Male Partikel- und Stickstoff-Ausstoß. Doch die vergleichsweise geringen Öko-Pluspunkte sind laut Wandt mit Mehrkosten von etwa 10.000 Euro pro Fahrzeug für „die Kleinen unter den Dicken“ kaum noch tragbar. Hinzu komme, dass die Fahrzeuge um einige Kilo schwerer würden und womöglich mehr Dieselkraftstoff als bisher verbrauchten. Seiner Meinung nach sind schon die aktuellen Euro-V-Fahrzeuge saubere Transportmittel

Es sind etlichen Stellschrauben, an denen im Transport-Gewerbe gedreht werden muss: Verbrauchsminderung, geringere Emissionen, aber auch Anreize an junge Leute, den Beruf des Kraftfahrers zu erlernen, seien unabdingbar, so die einhellige Meinung der Experten auf der Fachtagung. Initiativen wie „Grüner Reifen“, in dem rollwiderstandsarme Reifen im Praxisbetrieb untersucht werden sollen, oder „Hallo Zukunft“, das sich für den Nachwuchs in der Logistik einsetzt, sollen die Weichen für die Zukunft stellen. An Interessenten mangelt es nicht. Nur die Bedingungen sind offenbar nicht mehr zeitgemäß. Zwar werden auf bunten Flyern junge Leute portraitiert, die von ihrer Ausbildung zum Lkw-Profi schwärmen. Doch das scheint an der Realität vorbei zu gehen, meinte doch ein 18jähriger aus der Eifel: „Für 720 Euro im dritten Lehrjahr und ein paar Hunderter mehr als Neu-Einsteiger mache ich mir das Kreuz nicht kaputt und bin dauernd unterwegs. Da habe ich null Bock auf den Bock.“

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