Lademeister der Nation

Marktübersicht: Die Kombi-Nation

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Großraumlimousinen und Van? So gut wie weg. Cabrio? Eine aussterbende Art. Und selbst Kleinwagen fallen in letzter Zeit immer öfter dem Rotstift zum Opfer. Nur eine Fahrzeuggattung widersteht allen Veränderungen und Verwerfungen, trotzt sogar dem allgegenwärtigen Trend zum SUV: Kombis genießen ungebrochen Erfolg und Sympathie. Sie sind praktisch und variabel zu nutzen, machen nicht selten eine bessere Figur als die entsprechende Limousine und sind in Sachen Geräumigkeit, Verbrauch und Effizienz den SUV ohnehin überlegen. Autobauer, die in Europa eine Rolle spielen (wollen), kommen an den vielseitigen Lastenträgern nicht vorbei.

Eine Marktübersicht: deutsche Fabrikate

Ob sie nun Avant, Touring, Turnier, Variant, T-Modell, Sportbrake, Sports Tourer oder Sports Wagon, SW, Grandtour oder Combi heißen. Der Kombinationskraftwagen, wie der automobile Lastenträger im schönsten Komposita-Deutsch heißt, ist eine feste Größe im Modellportfolio fast aller Hersteller. Selbst wenn sich das Interesse an dieser speziellen Karosserieform nur auf Europa, genauer noch, West-Europa konzentriert, weil im Rest der Welt ein Auto nun mal die klassische Stufenheckform mit vier Türen besitzen muss.

Allerdings beschränkt sich die Branche inzwischen weitestgehend auf die Kompakt- und Mittelklasse. Von dem einstigen Run auf die Kleinwagenklasse ist allein der Skoda Fabia Combi übrig geblieben, Renault Clio Grandtour und Seat Ibiza ST oder Lada Kalina Kombi werden auch nicht mehr angeboten. Versuche, die Fahrzeuggattung mit Design-Varianten wie Shooting Brake oder Fastbacks aufzuwerten, bleiben vereinzelte Spielereien. Umso mehr sind die klassischen Kombi-Modelle in der Kompakt- und Mittelklasse Selbstläufer, wenn nicht gar oft die erfolgreichsten Varianten der jeweiligen Baureihe.

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Bis zu 600 PS

Doch Kombi ist natürlich nicht gleich Kombi. Lag ihre Entstehung noch in der Aufgabe, so viel Ladung und variabel wie möglich von A nach B zu transportieren, sind mit steigender Popularität und verändertem Einsatz mal mehr oder weniger schmucke Fahrzeuge entstanden, die diese Funktion zugunsten der schönen Form eingeschränkt haben. So kann es passieren, dass manche Kombis kaum mehr Stauraum aufbieten als anderswo eine Limousine oder SUV-Crossover. Wir haben uns alle aktuell auf den deutschen Markt angebotenen Kombis mit ihren Laderäumen (nach VDA-Norm bis Oberkante der Rücksitze) angesehen.

Bei Audi etwa hießen schon immer „schöne Kombis Avant“, inzwischen aber auch immer öfter Sportback. Allein bei A4 und A6 bleiben die Ingolstädter ihrer traditionellen Bezeichnung treu. Für 1650 Euro Aufpreis gegenüber der Limousine gibt’s den A4 Avant mit 495 Liter großem Laderaum und einem Leistungsspektrum von 150 PS bis 450 PS (110 kW bis 331 kW), letzterer als Sechszylinder-„Granate“ RS 4 2.9 TFSI Quattro. Außerdem im Angebot: ein Erdgas-Modell mit 170 PS (125 kW) sowie die etwas höher gelegte Offroad-Karosserievariante „Allroad“.

Im aktuellen A6 Avant lassen sich vollbesetzt noch 70 Liter Ladung mehr in den Kofferraum stopfen und im Fall der Hochleistungsvariante RS 6 mit 600 PS (441 kW) starkem 4,0-Liter-V8-Motor. Das hat seinen Preis: Exakte 119.000 Euro sind in Deutschland dafür hinzulegen (bzw. bis Ende des Jahres „nur noch“ 116.000 Euro). Der Flotten- und Familienfahrer darf aber auch schon ab 50.590 Euro in das A6 Avant-Basismodell (35 TDI) einsteigen. Auch hier gibt es eine stets allradgetriebene Allroad-Version mit größerer Motorenauswahl als beim A4 Avant und auch eine Plug-in-Hybrid-Variante mit 367 PS (270 kW) Systemleistung.

Bei BMW fahren die Kombi-Klassiker 3er Touring bereits in der siebten und 5er Touring in der fünften Generation. In der kleineren Baureihe ist der M340i x-Drive mit 374 PS (275 kW) starkem Sechszylinder das Spitzenmodell, der Sechs-Zylinder Top-Diesel des M340d x-Drive bringt es auf 340 PS (250 kW). Darüber hinaus ergänzt auch BMW die Motorenpalette mit einem Plug-in-Hybrid. Mit Ausnahme dieses Modells (410 Liter) beträgt das Ladevolumen hinter den Rücksitzen immer 500 Liter.

Das fällt beim fast fünf Meter langen 5er Touring mit 560 Liter naturgemäß etwas größer aus. Hier bildet der M550d x-Drive mit 400 PS (294 kW) die Leistungsspitze. Ein Plug-in-Hybrid-Modell mit 292 PS (215 kW) Systemleistung ist ebenfalls erhältlich.

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Nicht mehr Lademeister der Nation

Als Lademeister der Nation galt lange Zeit das E-Klasse T-Modell von Mercedes-Benz. In der aktuellen Version büßte der große Kombi jedoch gut 50 Liter Volumen für ein schlankeres Heck ein, so dass er mit „nur noch“ 640 Liter großem Laderaum den einstigen Spitzenplatz an Skoda Superb und VW Passat Variant abtreten musste. Im Sommer 2020 rollt eine überarbeitete Ausgabe mit Benzinern im Spektrum von 156 PS (115 kW) bis 367 PS (270 kW) an den Start. Bei den Dieselmotoren reicht die Bandbreite von 160 PS (118 kW) bis 330 PS (243 kW). Außerdem hat Mercedes bis zu sieben verschiedene Plug-in-Hybrid-Antriebe für Benziner und Diesel angekündigt. Auf der anderen Seite der Range thront der E 53 AMG mit 3,0-Liter-Reihensechszylinder, der mit Mild-Hybrid-Boost 435 PS (320 kW) ausspuckt.

Auch bei dem kleineren Bruder C-Klasse T-Modell richten sich der Kundenblick zuerst aufs Heckabteil, das im Vergleich zur direkten bayerischen Konkurrenz mit 460 Litern nicht gerade hervorsticht. Die Motorenpalette dagegen ist üppig bestückt und besteht aus je vier Benzin- und Dieselmotoren mit dem C 63 AMG und 390 PS (287 kW) am oberen Ende. Außerdem gibt es mit 300 e und 300 de für beide Befeuerungsarten einen Plug-in-Hybrid.

Neben den so genannten Premiumanbietern stecken aber auch die hiesigen Volumenmarken mit ihren Kompakt- und Mittelklassekombis ordentlich was weg. Allen voran der VW Passat Variant, der in seiner gerade überarbeiteten Form neben fünf Personen noch bis zu 650 Liter hinter seine Rücksitze packen kann. Analog zur Limousine ist die achte Generation mit je zwei Benzin- und Dieselmotoren in sieben Leistungsstufen von 120 PS (88 kW) bis 276 PS (203 kW) zu haben. Auch ein Plug-in-Hybridantrieb mit 218 PS (160 kW) Systemleistung als GTE-Variante sowie der Passat „Alltrack“ mit Allradantrieb und erhöhter Bodenfreiheit sind im Angebot.

Der kleine Bruder Golf Variant wartet auf seine Ablösung, die noch in der zweiten Jahreshälfte erfolgen soll. Doch an dem vorbildlichem Ladevolumen wird das nicht viel ändern. In der aktuell siebten Generation beträgt dieses 605 Liter, in der achten werden angesichts der wachsenden Konkurrenz im eigenen Konzern (Skoda, Seat) sicher noch ein paar Liter dazu kommen. Zurzeit beginnt das Modellprogramm noch mit dem 110 PS (81 kW) starken Golf Variant Trendline und endet beim maximal 267 km/h schnellen R 4Motion mit 310 PS (228 kW). Beim Golf gibt es ebenfalls zusätzlich eine Alltrack-Variante mit Allradrandtrieb

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Nur eine Benziner-Option beim Mondeo

Auch bei Opel gehören die Kompakt- und Mittklassekombis zum festen Programm und tragen inzwischen den Beinamen Sports Tourer. Wobei der aktuelle Astra Sports Tourer mit 4,70 Metern zwar zu den längsten Modellen seiner Klasse gehört, mit 540 Litern Kofferraumvolumen dort jedoch nur im Mittelfeld rangiert. Die Motorenpalette ist identisch zur Schräghecklimousine: Die Drei-Zylinder-Turbo-Benziner leisten bis zu 145 PS (107 kW), die 1,5-Liter-Diesel enden bei 122 PS (90 kW).

Auch die Kombiversion des Opel Insignia trägt die Zusatzbezeichnung Sports Tourer und überragt in der zweiten Generation mit gut fünf Metern Länge alle direkten Konkurrenten. Noch für dieses Jahr ist ein Facelift angekündigt. Aktuell verstaut der Insignia Sports Tourer bei voller Sitzplatzbelegung 560 Liter hinter der Heckklappe. Die leicht Offroad-taugliche Variante mit höherer Bodenfreiheit und Allradantrieb nennt sich Country Tourer. Bis zu 210 PS (154 kW) können bestellt werden.

Bei Ford heißen die Kombis traditionell Turnier. Der aktuelle Focus Turnier ist 29 Zentimeter länger als das fünftürige Schrägheck, was dem Heckabteil ein genormtes Ladevolumen von 575 Litern beschert. Das Motorenspektrum verteilt sich auf Leistungen zwischen 90-Diesel-PS (70 kW) und 280 PS (206 kW) starkem Turobenziner im ST.

Beim Mondeo Turnier setzt Ford hauptsächlich auf einen 2,0-Liter-Diesel mit bis zu 190 PS (140 kW). Einzige Benziner-Option ist ein 187 PS (138 kW) starker Hybrid mit Automatikgetriebe. Das ohnehin dürftige Ladevolumen von 525 Liter schrumpft dabei allerdings auf nur noch 403 Liter.

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