Marktübersicht: Plug-in-Hybride – Tolle Technik, dünnes Angebot

Deutschlands oberster Autolenker hat eine Vision: VW-Chef Martin Winterkorn hält die Plug-in-Technologie bei Hybridfahrzeugen für die „intelligenteste Lösung“ in Sachen elektrische Mobilität und will sie im Konzern stärker fördern. Die Mischung aus Verbrennungs- und Elektromotor sowie der Möglichkeit, Strom direkt aus der Steckdose zu beziehen, erhöht die elektrische Reichweite und bietet ökologische Vorteile.

Kaum zu finden[foto id=“438856″ size=“small“ position=“right“]

Reine Elektrofahrzeuge sind zwar umweltfreundlich, haben aber durch ihre relativ kleine Akkukapazität auch eine geringe Ausdauer. Ist die Batterie leer, muss das Auto stundenlang an die Steckdose. Ein Hybrid-Modell hebt dieses Manko auf – und fährt bei leerem Akku einfach mit dem Verbrennungsmotor weiter, kann aber nur während der Fahrt geladen werden. Plug-in-Fahrzeuge mit Stromanschluss an Bord können zusätzlich Energie am Hausnetz abzapfen und dann mehrere Kilometer lokal emissionsfrei fahren – ideal also für die meisten Kurzstrecken wie etwa den Weg zur Arbeit. Allerdings hat die Technik einen entscheidenden Haken: Sie ist auf dem Markt noch kaum zu finden.

Nur Importmarken

Neben dem Toyota Prius Plug-in-Hybrid (ab 36.200 Euro) wird derzeit nur der Volvo V60 Plug-in-Hybrid (ab 56.000 Euro) angeboten. Rund 25 Kilometer fährt der Prius Plug-in als E-Mobil über die Straßen und ist dabei bis zu 100 km/h schnell. Bei vollständig geladenen Energiespeichern liegt der Benzinverbrauch auf 100 Kilometern bei 2,1 Liter. Am Ende der elektrischen Reichweite schaltet der Plug-in nahtlos in den konventionellen Hybridmodus und benötigt nun 3,7 Liter auf 100 Kilometer. Theoretisch kann der Toyota 1.200 Kilometern weit fahren. Abgesehen von der Aufladetechnik unterscheidet sich die Plug-in-Variante kaum vom  klassischen Prius. Nur geringfügige Retuschen weisen die aufladbare Variante als Flaggschiff der Modellfamilie aus.

Auf einen anderen und zugleich sportlicheren Antrieb setzt Volvo beim V60. Der Plug-in-Hybrid der Schweden kombiniert einen 158 kW/215 PS starken Fünfzylinder-Turbodiesel mit einem 50 kW/70 PS-Elektromotor, der die Hinterachse antreibt. Damit ist der Allradler schneller, zugleich aber auch deutlich sparsamer als das konventionell angetriebene Ausgangsmodell D5 und sogar als der Prius. Der Spurt von 0 auf 100 km/h wird in 6,2 Sekunden erledigt; ab 150 km/h klinkt sich der Elektromotor zwar aus, es geht aber weiter bis zu einer Spitze von 230 km/h. Den Zyklusverbrauch geben die Schweden mit 1,9 Liter Diesel pro 100 Kilometer an.

[foto id=“438857″ size=“small“ position=“left“]Rangeextender

Umgehen lässt sich das Reichweitenproblem auch mit einem Range-Extender, also einem Fahrzeug, das einen Reichweitenverlängerer an Bord hat. Mit dem eigenen Kraftwerk in Form eines kleinen Verbrennungsmotors wird ein Generator betrieben, der dann den notwendigen Strom produziert um den Elektromotor anzutreiben. Der Diesel oder Benziner hat dabei in der Regel keine Verbindung zu den Rädern, sondern arbeitet lediglich als Generator. Bei niedrigem Akkustand springt er automatisch an, lädt die Batterie und sorgt während der Fahrt für elektrischen Nachschub.

Modelle wie der Opel Ampera (ab 45.900 Euro) oder der baugleiche Chevrolet Volt (ab 42.950 Euro) kommen so auf eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern ohne Tankstopp. Allerdings sind davon im Fall dieser beiden Modelle nur die ersten maximal 80 Kilometer wirklich emissionsfrei; sobald der aus dem Corsa entlehnte Benziner anspringt, wird Benzin verbraucht und CO2 ausgestoßen. Dafür bieten Ampera und Volt eine Steckdose zum nächtlichen Aufladen, so dass beide Fahrzeuge gleichzeitig auch Plug-in-Hybride sind.

VW sucht Anschluss

Um hier nicht ins Hintertreffen zu geraten, forschen VW-Ingenieure schon seit einiger Zeit ebenfalls an der Plug-in-Technologie. Schon im vergangenen Jahr wurden 20 Golf Variant twinDRIVE mit dieser Technik bei einem Großraumversuch in Berlin eingesetzt. Sie werden von einem Motor mit 120 kW/163 PS angetrieben Bis zu 57 Kilometer soll der Golf VI rein elektrisch fahren können, danach schaltet sich der Verbrennungsmotor ein, der einen Aktionsradius von rund 900 Kilometern erlaubt. Dabei ist eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h möglich. Den Durchschnittsverbrauch gibt VW mit 2,1 Liter an.

Der erste Öko-Renner mit Doppelmotor aus dem VW-Konzern wird aber ein ganz anderes Fahrzeug sein.[foto id=“438858″ size=“small“ position=“right“] Der Porsche 918 Spyder verbirgt unter seiner flachen Karosserie einen Verbrennungsmotor und elektrische Antriebe mit einer Systemleistung von 566 kW/ 770 PS. Die Spitze liegt über 320 km/h, der Spurt von 0 auf 100 km/h soll maximal 3,2 Sekunden dauern. Für die Kraftübertragung ist ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zuständig. Der 918 wird, zumindest in dieser Karosserieform, in 918 Einheiten gebaut, die nach Bestellungseingang erfolgenden Auslieferungen beginnen im November 2013 – für 768.026 Euro. Daneben will der Konzern nächstes Jahr noch den Panamera und den Audi e-tron mit dem nachladbaren Doppelherzen versehen. 2014 folgen unter anderem der Golf, der Audi Q7 und der Audi A3, 2015 der Audi A6 und der Audi A8. Ob es dann nicht schon zu spät ist …?

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