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Maserati
Tolles Design? Viel PS? Edles Ambiente? All das ist wichtig für Menschen, die 130 000 Euro für ein schickes Cabrio übrig haben. Wer sich einen Maserati zulegt, hat aber meistens noch einen anderen Grund. Die italienische Nobel-Sonnenterasse ist eine exzellente Möglichkeit, sich auf dem Parkplatz des Golfclubs von all den langweiligen 911ern und SLKs abzuheben.
Teure Exklusivität hat in Krisenzeiten natürlich auch seine Schattenseiten, und zwar für Maserati. So verkaufte die Edelschmiede im Jahr 2009 mit rund 5 000 Fahrzeugen weltweit deutlich weniger als im Rekordjahr 2008, als knapp 8 600 Autos an Kunden übergeben wurden. Beim GranCabrio planen die Italiener, im laufenden Jahr auf dem deutschen Markt 150 Stück zu veräußern. Die Chancen stehen also gut, nicht nur den einzigen Freiluft-Dreizack auf dem Golfplatz zu besitzen, sondern den einzigen in der ganzen Stadt.
Die offenen Maserati-Renner waren schon immer etwas Exklusives. Vom A6G Frua Spyder zum Beispiel entstanden nur fünf Exemplare, vom 3500 GT Vignale 245 Stück und beim 255 Km/h schnellen Mistral Spyder waren es nur 125 Fahrzeuge. Die späteren Cabrios bis hin zum GranSport Spyder hatten eines gemeinsam: Es waren im Prinzip reine Zweisitzer, allenfalls mit Notsitzen für extrem zierliche Italiener(innen) versehen. Nun spielt Maserati den Gran(d) mit Vieren, bei dem jeder Passagier sein Armani-bezogenes Hinterteil auf einem ledernen Einzelsitz zur Ruhe bettet. Wenn zwei Erwachsene hintereinander sitzen, ist die Kniefreiheit im Fond zwar nicht gerade üppig, und bei geschlossenem Verdeck machen Sitzriesen Bekanntschaft mit dem anschmiegsamen Stoffverdeck. Doch im geöffneten Zustand steht der flotten Landpartie nichts im Wege.
Genau 28 Sekunden dauert es, bis der Maserati seine fein geschneiderte Stoffmütze abstreift, die inklusive Mechanik 60 Kilogramm auf die Waage bringt. Vier Sekunden lang fahren die Scheiben herunter, 20 Sekunden benötigt das elektrische Dach für seinen kunstvollen Faltvorgang und in den letzten vier Sekunden surren die Fenster wieder nach oben. Der Verdeck-Schalter macht es sich unter einem dekorativen Kläppchen an der Mittelkonsole gemütlich. Das Stoffdach erfreut mit einer guten Geräuschdämmung, erst ab höherem Autobahntempo werden die Windgeräusche störend. Die Luftverwirbelungen im Innenraum halten sich bei geöffnetem Verdeck in Grenzen, nur der Sicherheitsgurt flattert nervös im Wind. Maserati hat dafür allerdings eine elegante Lösung: Schmucke Lederschlaufen mit Clip-Verschluss an der Sitzlehne halten den Gurt an Ort und Stelle. 283 Km/h rennt das Gran Cabrio in geschlossenem Zustand, bei geöffnetem Dach stoppt die Tachonadel bei 274 Km/h.
Und natürlich fährt man diesen Wagen offen, wann immer es geht, schon allein wegen des unnachahmlichen Sounds des aus dem Gran Turismo S bekannten, 440 PS starken Achtzylinders. Der macht sich als Front-Mittelmotor hinter der Vorderachse breit, hat einen betörend schön geformten Ansaugtrakt und lässt den Piloten inmitten einer orgiastischen Geräuschkulisse großzügig darüber hinwegsehen, dass der Wagen im Schnitt 15,4 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer verschlingt. Wenn man den Dreizack in Angriffsstellung bringt, werden es deutlich mehr. Es müssen schließlich fast zwei Tonnen Kampfgewicht um die Kurven gescheucht werden. Das GranCabrio ist denn auch mehr gemütlicher Cruiser als agiler Sportwagen, trotz einer standesgemäßen Beschleunigung von 5,3 Sekunden von 0 auf 100 Km/h und einer keineswegs schwammigen Straßenlage. Für wirklich sportliche Ambitionen fehlt es an einer knackigen Lenkung, die im GranCabrio eindeutig auf Komfort ausgelegt ist.
Die Italiener sind mächtig stolz auf ihr offenes Flaggschiff, und Maserati-Chefingenieur Giorgio Cornacchia spart nicht mit Superlativen: „Wir wollten das verwindungssteifste Fahrzeug mit dem längsten Radstand auf dem Markt haben“, betont Cornacchia. Das GranCabrio sei sogar verwindungssteifer als ein Bentley Continental. Ob dem so ist, sei dahingestellt, aber immerhin knarzt und knackt es nirgendwo im offenen Maserati. Das Verdeck arbeitet auch dann anstandslos, wenn der Wagen mit nur einem Rad auf dem Bordstein steht oder man auf einer welligen Straße unterwegs ist. Der Striptease funktioniert während der Fahrt bis zu einem Tempo von 30 Km/h.
132 770 Euro ruft Maserati für das GranCabrio auf. Für ein BMW M6 Cabrio zahlt man 123 200 Euro, für das Jaguar XKR Cabrio werden 112 100 Euro fällig, für den Aston Martin DB9 Volante müssen 177 250 Euro auf den Tisch gelegt werden. Immerhin ist der Maserati komplett ausgestattet, die Aufpreisliste muss man eigentlich nur für das exklusive Lederkofferset zücken (4 284 Euro). Das kann man mit Riemen auf den Rücksitzen befestigen. Denn im Kofferraum ist das GranCabrio nämlich gar nicht groß: magere 173 Liter stehen zur Verfügung. Sebastian Viehmann/mid
Plus: Gute Geräuschdämmung, verwindungssteife Karosserie
Minus: Lenkung dürfte für sportliche Fahrten etwas straffer sein, wenig Platz für Fondinsassen
Datenblatt: Maserati GranCabrio – Viersitziges Cabrio |
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Länge/Breite/Höhe/Radstand: | 4,88 Meter/1,92 Meter/1,38 Meter/2,94 Meter |
Kofferraumvolumen: | 173 Liter |
Motor: | 4,7-Liter-Achtzylindermotor mit 323 kW/440 PS |
max. Drehmoment: | 490 Nm bei 4 750 U/min |
0-100 km/h: | 5,3 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 283 km/h (offen: 274 km/h) |
Verbrauch: | 15,4 Liter |
Preis: | ab 132 770 Euro |
geschrieben von auto.de/(sv/mid) veröffentlicht am 18.02.2010 aktualisiert am 28.07.2020
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