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Mazda
Schwarze Wolken quälen sich über die Gipfel der oberbayrischen Berge. Meist nasser Asphalt. Schlechte Voraussetzungen, um einem üppig motorisierten Kompaktwagen mit Frontantrieb auf den Zahn zu fühlen. Dem Mazda6 MPS, der große Bruder aus der Mazda Performance Serie, hilft Allradtechnik seine Kraft auf die Straße zu bringen. Der Mazda3 MPS verzichtet darauf. Er sollte dynamischer und günstiger werden als die Limousine. Einen der schnellsten Kompaktwagen mit Frontantrieb zu bauen, lautete das schlichte Ziel der Techniker.
Dabei ist die Alltagstauglichkeit nicht auf der Strecke geblieben. Nur beim Hochjubeln grollt und trompetet der Vierzylinder etwas halbstark. Ansonsten herrscht Ruhe im gut verarbeiteten Innenraum. Mit zunehmendem Tempo wird der Abrollkomfort immer besser. Nur selten reicht das um einen Zentimeter tiefer gelegte Sportfahrwerk Fahrbahnschäden zu den Bandscheiben weiter. Auch ein Verdienst der bequemen Sportsitze. Deren ausgeprägte Haltewangen stützen Schulter und Schenkel beim lustigen Kurventänzchen. Aluminiumpedale und ein Lederlenkrad mit Fernbedienungsfunktionen dienen dagegen eher der Optik und dem Komfort. Insgesamt fällt der Unterscheid zu den zahmeren Versionen nicht besonders groß aus. Doch beim Blick auf die Instrumente möchte man anerkennend pfeifen – die Tachoskala reicht bis 280 km/h. Als Kind genügten derlei Angaben als sportliche Visitenkarte. Damals drückten wir Jungs uns stundenlang neugierig die Nasen an den Scheiben der Spoiler- und Alufelgenfraktion platt. Heute möchten wir große Kinder es genauer wissen:
Turbolader und Benzin-Direkteinspritzung machen aus dem 2,3-Liter-Vierzylinder ein echtes Kraftpaket. Bis zu 380 Newtonmeter Drehmoment und 260 PS werden entfesselt. Antritt auf Tempo 100: 6,1 Sekunden. Damit hängt der MPS jeden Astra GTC, Golf GTI oder Focus ST ab. Wenn auch nur knapp. Dennoch: Pole-Position im Nicht-Premiumsegment. Das ist es, was am Stammtisch zählt. Und beim Autoquartett. Einzig der Audi S3 ist dank Allradantrieb noch ein Wimpernschlag schneller. Und gut 10.000 Euro teurer. Technische Raffinessen hat auch der Mazda3 MPS zu bieten: Um die angetriebenen Vorderräder nicht zu überfordern, darf der Motor nur so viel Drehmoment entwickeln wie Wagen gerade auf die Straße bringen kann. Sensoren des ABS und des elektronischen Stabilitätssytems übernehmen dabei die Kontrolle.
Drosselklappenstellung und Ladedruckregelung des Turboladers werden entsprechend gesteuert. Und ein Sperrdifferenzial verteilt die Kraft zwischen den Vorderrädern. In den ersten beiden Stufen der Sechsgangschaltung analysiert zudem ein Lenkwinkelsensor die Fahrsituation. In der Praxis klappt das recht gut. Die Antriebseinflüsse in der Lenkung sind erfreulich gering. Bei Bodenwellen und Nässe zeigt das Gewitter der Kontrollleuchten allerdings, dass die Elektronik Schwerstarbeit leisten muss. In den rechts-links-Kombinationen und Spitzkehren der zunehmend bergigen Landschaft erweist sich die zielgenaue Lenkung jedenfalls als präzises Handwerkszeug.
Endlich Sonnenschein. Auf dem Rückweg lockt ein langes Stück Autobahn ohne Tempolimit. Die Tachonadel fliegt über die Tempo-200-Marke, der MPS legt weiter kräftig zu. Mitteklasselimousinen im Rückspiegel werden schnell kleiner. Erst bei 250 km/h stoppt ein elektronischer Begrenzer das muntere Treiben. Autobahnkurven sind auch mit Vollgas sicher zu meistern. Nur mit dem Überholprestige hapert es. Und so müssen die bissigen Bremsen allzu oft ihr Können beweisen. Im Rückspiegel sieht der MPS trotz geänderter Frontschürze und großem Kühlerschlund immer noch wie ein Mazda3 aus.
18-Zoll-Alufelgen, etwas breitere Kotflügel, kleine Seitenschweller sowie ein Heckspoiler für die nötige Bodenhaftung. Alles fügt sich harmonisch in die Linie des Mazda3. Der MPS – ein echter Wolf im Schafspelz. Praktischer Nutzen der Anbauteile: Der Luftwiderstand (cW-Wert: 0,31) sinkt und die Fahrstabilität bei hohem Tempo verbessert sich. Doch die TDI-Fraktion weiß von alldem noch nichts, schließlich kommt der MPS erst im Dezember nach Deutschland. Kaum einer der Linksfahrer scheint zunächst glauben zu wollen, dass ein Mazda3 bei Tempo 220 noch Puste hat. Erst nach einigen Kilometern wird schließlich die Überholspur geräumt, der Japaner grüßt mit Fanfaren aus seinem armdicken Auspuffrohr.
Die Benzin-Direkteinspritzung sorgt nicht nur für eine aggressive Leistungsentfaltung, sie hält auch den Verbrauch in Grenzen. Nach einem forcierten Testritt durch die Alpen und über die Autobahn zurück zum Münchner Flughafen zeigte der Bordcomputer 10,4 Liter an. Der von Mazda avisierte Normverbrauch von 9,7 Liter Super Plus sollte mit einem etwas ruhigeren Gasfuß kein Problem sein. Tatsächlich scheint der MPS bereits vor der Markteinführung Fans gefunden zu haben. So kam während einer Pause der Fahrer eines aktuellen Mazda3 neugierig näher. Wann er den nun endlich auf den Markt komme, wollte der Endzwanziger wissen. Er könne es kaum noch erwarten, die 260-PS-Rakete zu bestellen. Das kann er jetzt tun.
Fazit: Sportlich, alltagstauglich und bezahlbar. Das Konzept des Mazda3 MPS macht Laune, auch wenn 260 PS Hart an der Grenze dessen sind, was ein Fahrzeug mit Frontantrieb sicher auf die Straße bringen kann.
H.Schilp
geschrieben von veröffentlicht am 12.10.2006 aktualisiert am 12.10.2006
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