Meisterbrief oder Diplom? Deutscher Industrie fehlt der Nachwuchs

Der deutschen Automobilindustrie könnten in absehbarer Zukunft die Ingenieure ausgehen. Diese Befürchtung äußerte jetzt die Wirtschaftsberatungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC). Demnach dürften der Branche in Deutschland bis zum Jahr 2012 mehr als 11 000 Ingenieure fehlen. Der sich abzeichnende Personalmangel sei nicht allein auf die demografische Entwicklung zurückzuführen, sondern auch auf den steigenden Bedarf an Fachwissen und Forschungskapazitäten. 

Innovationsoffensive

Dieser hänge vor allem mit der Innovationsoffensive zusammen, die die gesamte Automobilindustrie im Zeichen der Suche nach marktfähigen alternativen Antrieben und wegen des Trends zur ständigen Erweiterung der Modellpallette derzeit erlebe. Branchenexperten erwarten, dass die deutschen Autobauer allein für Forschung und Entwicklung in den nächsten zwei Jahren 3,4 Milliarden Euro mehr in die Hand nehmen werden als bisher. Aktuell liegen die Aufwendungen in diesem Bereich bei 20,9 Milliarden Euro im Jahr.

Abwanderung ins Ausland droht

Die stark steigenden Forschungsinvestitionen könnten allerdings dazu führen, dass mittelfristig Arbeitsplätze in Deutschland verloren gingen, so die Unternehmensberater weiter. „Viele Automobilunternehmen unterhalten bereits Forschungs- und Entwicklungsabteilungen (F&E-Abteilungen) im Ausland. Die Abwanderung von Entwicklungskapazitäten dürfte sich jedoch verstärken, wenn im Inland nicht mehr genügend Ingenieure zur Verfügung stehen“, sagte Felix Kuhnert, Leiter der Bereichs „Automotive“ bei PwC. Auch langfristig sei keine Trendwende in Sicht.

Lücke zwischen Angebot und Nachfrage wächst

So müsste die Zahl der in Deutschland beschäftigten Ingenieure von derzeit 90 400 (2009) auf rund 94 000 im Jahr 2012 steigen, um die Investitionspläne umsetzen zu können. Nach derzeitigem Stand würden 2012 in der deutschen Autoindustrie aber nur 89 000 Fachkräfte in den F&E-Abteilungen arbeiten. Die Lücke zwischen Fachkräfte-Angebot und -Nachfrage droht mittelfristig weiter zu wachsen: In den kommenden zehn Jahren werden nach Schätzungen von PwC Automotive etwa 450 000 Ingenieure aller Fachrichtungen aus dem Berufsleben ausscheiden, während höchstens 400 000 neu hinzu kommen werden.

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Meisterbrief rentiert sich schneller als Diplom

Meisterhafte Rendite: Im Vergleich zu einem Hochschulabschluss macht sich die Weiterbildung zum Meister oder Techniker schneller bezahlt. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat sich der ausbildungsbedingte Lohnverzicht bei Meistern schon im Alter von 40 Jahren amortisiert, eine Akademikerlaufbahn erst mit 43 Jahren. Trotz allem: Das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen von Meistern und Technikern ist mit 42 000 Euro um fast 15 000 Euro niedriger als das der Hochschulabsolventen.

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