Mercedes Atego Hybrid – Brummi auf Sparflamme

Das soll Mercedes nicht noch einmal passieren. Nachdem die Schwaben bei den Pkw den Trend zum Hybridantrieb verschlafen haben und den Japanern lange Jahre hinterhergefahren sind, wollen sie nun zumindest bei den Nutzfahrzeugen in Führung gehen. Als erster Hersteller in Europa beginnen sie deshalb mit der Serienfertigung eines Lasters, der gleichsam auf die Kraft der zwei Herzen setzt. Atego BlueTec Hybrid ist der Name des sauberen Zwölftonners, den nach erfolgreichen Tests beim Paketdienst DHL nun jeder Spediteur kaufen kann.

Zwar grollt tief im Untergrund des Fahrerhauses weiterhin ein Vierzylinder-Diesel mit stolzen 4,8 Litern Hubraum, 160 kW/218 PS und 810 Nm. Doch gibt es dazu nun auch eine E-Maschine von 45 kW/60 PS und 420 Nm, die dem Selbstzünder ordentlich unter die Arme greift. Ist der 1,9 kWh große Lithium-Ionen-Akku voll, das Tempo mäßig und die Strecke eben, fährt der Atego so bis zu einen Kilometer nur mit Strom. Danach wird der Elektromotor zum Generator [foto id=“337077″ size=“small“ position=“left“]und lädt die Batterie beim Bremsen wieder auf. Schon ein paar hundert Meter Gefälle reichen dabei aus, um die Akkus komplett zu füllen. Dummerweise genügt allerdings auch eine kurze Steigungsstrecke, um allen Strom wieder zu verbrauchen.

Anders als bei Prius & Co. läuft der Diesel im Atego selbst dann im Leerlauf mit, wenn der Stromer die Fuhre alleine in Fahrt hält. Weil Lenkung und Bremsen hydraulisch arbeiten, muss er immer für den nötigen Druck sorgen. Trotzdem fährt der Packesel auf Sparflamme: Im Durchschnitt geht der Verbrauch um zehn bis 15 Prozent zurück, und im Stadtverkehr sind sogar beinahe 20 Prozent Einsparung möglich. Wenn man dabei von etwa 19 Litern Praxisverbrauch für das konventionelle Fahrzeug ausgeht, kommt so einiges zusammen.

Allerdings büsst man mit dem Hybridantrieb natürlich auch ein wenig Traglast ein. Aber die 350 Kilo Mehrgewicht, die an den rund fünf Tonnen Nutzlast zehren, können die meisten Kunden locker verkraften. Weil sie in der Regel [foto id=“337078″ size=“small“ position=“left“]Päckchen und Pakete fahren, haben sie eher ein Platz- als ein Gewichtsproblem.

Obwohl der Atego so groß ist wie zwei E-Klassen, ist der Laster sehr handlich und lässt sich beinahe mit dem kleinen Finger fahren. Man muss zwar etwas mehr am Lenkrad kurbeln und schaut häufiger in die Spiegel. Aber wenn die Automatik das Schalten übernimmt und die Kraftfluss-Diagramme über das Mäusekino auf dem Armaturenbrett flimmern, darf sich der Brummipilot ein bißchen wie im S 400 Hybrid fühlen. Darüber hinaus kann man im Atego ganz anders als im Pkw auch die Start-Stopp-Automatik viel stärker wertschätzen. Denn wenn an der roten Ampel der Motor dann tatsächlich mal ausgeht, herrscht nicht nur eine himmlische Ruhe im Führerhaus, sondern auch mit den lästigen Vibrationen ist dann vorübergehend Schluss. Springt der Motor dann bei Grün allerdings wieder an, muss man für das Gespräch mit dem Sozius spürbar die Stimme heben und wird auf dem luftgefederten Sessel so herumgeschaukelt wie John Wayne auf einem störrischen Mustang.[foto id=“337079″ size=“small“ position=“right“]

Der Haken an der sauberen Lkw-Zukunft

Und wo ist nun der Haken an der sauberen Lkw-Zukunft? Auf der Preisliste. Mit knapp 100.000 Euro für ein vergleichbares Modell mit konventioneller Technik ohnehin schon kein Schnäppchen, kostet der Atego als Hybrid gleich noch mal gut 70.000 Euro mehr. So lohnt sich der Saubermann nur fürs Image, nicht für die Bilanz. Kein Wunder, das Mercedes bei einer Jahresproduktion von 20.000 Atego für 2011 nur mit 150 Hybriden rechnet.

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