Mitfahren durften wir bei der
noch getarnten neuen E-Klasse ja schon in den USA. Angemessen gelobt haben wir sie danach auch. Jetzt hatten wir Gelegenheit, das Interieur und vor allem das neue technische Innenleben zu erleben, direkt in Sindelfingen, der Heimat aller Mercedes-Benz-Modelle. Zwei Stichworte haben sich uns dabei eingeprägt: „Sternenstaub“ und auch „Daumenkino“ für eine neue Art, das Auto mit den Daumen zu steuern, ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen.
Der Sternenstaub als Extra für alle, die ihre Rücklichter nicht nur leuchten, sondern auch funkeln sehen wollen, ist sicher nett. Das Daumenkino aber wird uns alle nicht nur amüsieren, sondern noch lange und ernsthaft beschäftigen. Wir sprechen über zwei Mini-Cursor mit jeweils einer OK-Taste im Zentrum und einer Return-Taste rechts oben, alles in der Querspeiche des Lenkrads. Von dort aus steuert der linke Daumen den Inhalt des linken 12,3 Zoll-Displays und der rechte das gleichgroße Display rechts, das weit nach rechts in die Mitte der Armaturentafel reicht. Über leichtes Wischen mit dem Daumen geht es durch das Menü und die Untermenüs. Mit einem Daumendruck wird die OK-Taste in der Mitte betätigt. Vieles lässt sich so einstellen, wie man es beim Dreh-Drück-Stellerrad auf der Mittelkonsole kennt.
Das Rad bleibt erhalten. Der Fahrer hat also mit der Spracheingabe „Linguatronic“ in der neuen E-Klasse drei Möglichkeiten, zum Ziel zu kommen. Solche „Redundanz ist überhaupt nicht störend“, findet Hartmut Zinkwirtz, der Leiter des Interieur-Designs bei Mercedes-Benz. An das Dreh-Drück-Rad habe sich der Mercedes-Benz-Fahrer gewöhnt, aber er sei sicher, dass er sich gern umstellen werde. Zinkwitz hält es nicht für ausgeschlossen, dass die beiden Daumen-Cursor den Dreh-Drück-Steller verdrängen können.
Er ist stolz auf die Idee des Daumenkinos, das er natürlich so nicht nennt. Bei der ersten Blackberry-Generation hieß ein ähnliches System „One Finger Navigation“ oder OFN. Mal sehen, welche dreibuchstabige Abkürzung (DBA) das Mercedes-Benz-Marketing dafür finden wird. Zinkwitz möchte weniger über ein solches Detail sprechen: Sein Ding ist das große Ganze, jedenfalls innen. Sein Team gestaltete den Auftritt der nächsten Generation der Business-Limousine aus Stuttgart, so wie Fahrer und seine Passagiere die E-Klasse erleben werden.
Um seinen Weg zum Ziel zu beschreiben, steigt Zinkwitz zunächst in die Designphilosophie der Marke ein und ordnet den Überschriften „Emotion“ und „Intelligenz“ jeweils scheinbar widersprüchliche Wortpaare zu, die die Mercedes-Design-Welt umreißen sollen: nahbar und exklusiv, klar und sinnlich, Tradition und Fortschritt, heiß und kühl. Diese Spannungen soll auch die E-Klasse inszenieren. Sinkwitz will kein sachlich-strenges Design. „Das Leben ist schon ernst genug“, sagt er und betont, er liebe es, „fast schon überwältigt von der Schönheit der Elemente“ zu sein.
ProfMOZ
Januar 12, 2016 um 8:46 pm UhrWirklich gelungenes Design, wenn es von der Seite ein wenig an Opel erinnert… Interieur sehr gelungen (hoffe, dass der Platz im Fond großzügig ist.
LEIDER haben die Daimler Designer immer noch nicht begriffen, dass das Kennzeichen KEIN Designelement ist, und auf den Stoßfänger gehört (wie es andere Hersteller vormachen). Dieses notwendige Übel verschandelt einen schönen Hintern, und würde mich als Besitzer jeden gottverdammten Tag nerven!
Daher nur 3,5 von 5 Sternen auf meiner Liste.