Testfahrt in Schweden

Mercedes-Benz EQC: Strom-Spiele im Schnee

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Eigentlich sollen Elektroautos ja die Welt retten, aber wenn wir die jüngsten Modelle betrachten, scheint es um etwas anderes zu gehen, nämlich um puren Fahrspaß: Jaguar hat den I-Pace im Offroad-Betrieb demonstriert, der Audi e-tron wurde in Abu Dhabi vorgestellt: Tempolimit 160 km/h. Und Tesla will sowieso „das schnellste Auto der Welt sein”. Das Pedal ans Bodenblech: Auch der Mercedes-Benz EQC will da nicht zurückstehen.

Elektro-Ballett auf dem Eis

Erste Testfahrten mit einem Vorserien-Exemplar des Mercedes-Benz EQC 400 werden im nordschwedischen Arvidsjaur bereits durchgeführt. Dort testen viele Automobilhersteller unter harten Bedingungen und einige glückliche Kunden dürfen auf zugefrorenen Seen ihre Driftkünste perfektionieren. Gemeinsam mit dem Baureihenverantwortlichen Michael Kelz und Cheftester Peter Kolb wird die endgültige Kalibrierung des ersten dedizierten Elektromodells der Marke getestet.

Dabei geht es auch um ein ungewöhnliches Thema: Die Regelung soll verfeinert werden, um die Drift-Eigenschaften des EQC zu perfektionieren. Und die können sich tatsächlich sehen lassen: Die asynchronen E-Motoren des EQC, die zusammen 408 PS (300 kW) und 765 Newtonmeter (Nm) Drehmoment produzieren, liefern sofortige Reaktion, so dass die Initialisierung eines Drifts sehr leicht ist – vorausgesetzt, die Stabilitätskontrolle wird abgeschaltet.

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Es ist nicht nur leicht, in den Drift zu kommen, sondern er lässt sich auch perfekt halten

Dafür sorgt die ultrapräzise Momentensteuerung. Außerdem gibt es den Sport-Modus, der immer noch beträchtliche Driftwinkel zulässt, während die Modi „Comfort“ und „Eco“ den Fahrer stoisch auf Kurs halten, auch wenn das Fahrpedal gefühllos behandelt wird.

Derart perfekte Leistungen auf dem Skidpad sind ein Indikator für ein sauber abgestimmtes Fahrwerk. Und tatsächlich liegt der EQC gut auf der Straße, auch wenn er nicht frei von Seitenneigung ist. Mercedes-Benz betont ausdrücklich, dass es sich um keinen SUV handelt, obwohl der blitzschnelle elektrische Allradantrieb auf rutschigem Untergrund perfekt funktioniert. Doch die 13 Zentimeter Bodenfreiheit reichen einfach nicht aus. Um Gewicht und Kosten unter Kontrolle zu halten, entschied sich Daimler gegen die bei anderen SUV-Modellen verbaute Luftfederung.

Der E-Motor an der Vorderachse ist für effiziente Leistung im unteren bis mittleren Lastbereich verantwortlich, während der Heckmotor auf Hochleistung ausgelegt ist. Die Motoren werden von einem 80-kWh-Lithiumionen-Akku mit Schnellladefunktion gespeist. Bis der EQC ein konventionell angetriebenes Auto auf der Langstrecke ersetzen kann, muss allerdings in puncto Ladestationen noch viel passieren.

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Die Fahrwerte sind beeindruckend:

Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert nur 5,1 Sekunden. Doch schon bei 180 km/h endet der Vortrieb. Viel mehr wäre auch nicht möglich, weil Daimler bei diesem Tempo beinahe an die Drehzahlgrenze geht. Nur mit einer längeren Übersetzung wäre mehr drin gewesen, allerdings auf Kosten der Agilität bei niedrigem Tempo. Übrigens wird es später auch ein Einstiegsmodell namens EQC 300 geben. Das läuft ebenfalls 180 km/h, bietet aber weniger Reichweite.

Den ungewohnten Ton, den frühere EQC-Prototypen produzierten, hat Daimler nunmehr gestrichen, jetzt ertönt nur noch ein ganz verhaltener Ton, um Fußgänger zu warnen. Wir sind nicht sicher, ob dies der richtige Schritt ist: Der Klangeffekt verlieh dem EQC geradezu die Aura eines Raumschiffs. Jetzt reisen die Passagiere in großer Stille: Die Entwickler haben die Geräusche der E-Motoren sowie Wind- und Reifengeräusche erfolgreich aus der Kabine verbannt.

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Der EQC basiert auf dem GLC, Karosserie- und Interieurteile werden geteilt

Die Armaturentafel ist jedoch mindestens eine Generation weiter: Anstelle der Tuben des GLC verfügt der EQC über die neueste MBUX-Benutzeroberfläche mit zwei großen TFT-Bildschirmen, die miteinander zu verschmelzen scheinen. Das gewöhnungsbedürftige Touchpad in der Mittelkonsole kann man getrost missachten, denn es gibt außerdem kapazitive Tasten am Lenkrad, den berührungsempfindlichen Zentralbildschirm und ein nahezu perfektes Sprachsteuerungssystem.

Die Metallstreifen sind mit unglaublicher Präzision gefräst, der obere Teil des Armaturenbretts ist mit einem metallic glänzenden Gewebe bezogen. Die Lüftungsöffnungen präsentieren sich im Rosengold-Effekt.

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Anderer Antrieb, andere Optik

Alles in allem vermitteln die Farb- und Ausstattungsoptionen des EQC eine klare Botschaft: Das elektrische Zeitalter besitzt seine eigene Ästhetik. Es fehlen jedoch zwei Komponenten, die dies unterstrichen hätten: Es gibt kein Panoramadach und keinen rahmenlosen Spiegel.

Laut Daimler gab es Kundenbeschwerden über unerwünschte Reflektionen an diesen Spiegeln. Aber wir glauben dennoch, dass sie zum Ambiente eines Luxusautos passen. Eine weitere Beobachtung: Die elektronische Instrumentierung hätte eine futuristische Balkengraphik verdient anstelle von drei Variationen des Zwei-Tuben-Designs, das es so auch bei den konventionell angetriebenen Mercedes-Modellen gibt.

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Lichtspiele an der Front

Von außen sieht der Mercedes-Benz EQC anders genug aus, um ihn nicht mit dem GLC zu verwechseln. Es ist etwas länger; die zusätzlichen Zentimeter wurden in den Kofferraum und verlängerte, „schnellere” Seitenfenster investiert. Die Heckschürze müht sich redlich, die Höhe des EQC zu kaschieren; mit dem optionalen AMG-Paket sieht sie besser aus. Bei der Aerodynamik ist übrigens noch nicht das letzte Wort gesprochen: Die Tatsache, dass zwischen den besten und den schlechtesten Varianten des EQC 30 Kilometer Unterschied in der Reichweite existieren, unterstreicht die Bedeutung der Aerodynamik.

Die horizontale Lichtleiste am Heck ist ein elegantes Element, das leider nicht mehr exklusiv ist: Die neuen Porsche-Modelle verfügen ebenso darüber wie alle Audi-Modelle der Oberklasse. Trotzdem hat Daimler für Designliebhaber einen Höhepunkt geschaffen: Der EQC besitzt auch vorn eine horizontale Lichtleiste. Es ist auch schön, die Welt zu retten.

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