Im Rahmen der IAA

Mercedes-Benz macht den Hybrid salonfähig: Erste Testfahrt im A 250 e

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Mercedes-Benz dreht an den Reichweiten für aufladbare Hybridfahrzeuge (PHEV). A- und B-Klasse werden zum ersten Mal elektrifiziert und schaffen auf Anhieb knapp 70 Kilometer emissionsfreies Fahren. Der GLE 350 de packt sogar 100 Kilometer. Wir haben die A-Klasse im Rahmen der IAA getestet.

Mercedes-Benz setzt auf motorisierte Zwitterwesen

Die Vorbehalte gegen E-Autos sind hierzulande immer noch groß. 64 Prozent der Deutschen lehnen Stromer ab. Aus ganz unterschiedlichen Gründen: Für fast ein Drittel ist laut einer Umfrage der Beratungsgesellschaft EY die geringe Reichweite der größte Hemmschuh. 27 Prozent gaben die ihrer Meinung nach immer noch zu hohen Kaufpreise an. 13 Prozent das schlechte Lade-Netz und 11 Prozent die zu langen Ladezeiten. Aber den Skeptikern kann geholfen werden. Sogenannte Plug-In-Hybride, also halb Verbrenner halb E-Auto, könnten die Lösung für (fast) alle Probleme sein.

Alle neuen Mercedes-Modelle funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Sie werden von einem Verbrenner angetrieben und von einem E-Motor, der zwischen Getriebe und dem herkömmlichen Aggregat eingebaut ist, unterstützt. Der GLE läuft mit einem Diesel, im GLC pocht ein Benziner, ebenso wie in der elektrifizierten A-Klasse. Mit diesen motorisierten Zwitterwesen lassen sich Verbräuche zwischen ein und zwei Liter realisieren, vorausgesetzt, die Batterie ist immer frisch aufgeladen.

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Nicht spürbar ein Hybridauto

Mit den erzielbaren „elektrischen“ Reichweiten lassen sich die meisten Fahrten von und zur Arbeit oder die Wochenend-Einkäufe erledigen. Wer dann tatsächlich einmal im Jahr in Richtung Süden aufbricht, der hat ja immer noch den Verbrenner, den man auftanken kann. Neben der Reichweite haben die Mercedes-Ingenieure auch die rein elektrisch mögliche Höchstgeschwindigkeit verbessert. Beim GLE geht es bis Tempo 160, beim GLC immerhin bis 130 und in der Kompaktklasse bis 140. Auch das ist völlig ausreichend für den reinen Alltagsbetrieb.

Apropos Alltag: Wer nicht weiß, dass er in einem Hybridauto sitzt, der merkt das gar nicht beim Fahren. So fein sind die beiden Motoren aufeinander abgestimmt. In A- und B-Klasse sind es ein 1,33 Liter großer Vierzylinder mit 160 PS und eine 102 PS starke E-Maschine. Zusammen kommen sie auf eine Systemleistung von 218 PS und ein Drehmoment von 450 Nm. Das ist bärenstark.

Das rein elektrische Fahren ist ein besonderes Vergnügen

Beim Kickdown, wenn alle Pferdestärken gemeinsam lospreschen, fühlt man sich deshalb mehr wie in einem Sportwagen als in der Kompaktklasse. Dazu passen auch die Leistungsdaten: In 6,6 Sekunden geht es von 0 auf Tempo 100 und erst bei 235 Stundenkilometer ist Schluss. Segensreich erweist sich dabei das Zusammenwirken von E-Maschine und Verbrenner. Sonst sind die Benziner der A- und B-Klasse ja gerade nicht berühmt für ihre Leistungsentwicklung im unteren Drehzahlbereich. Die im Mercedes-Benz A 250 e sofort zur Verfügung stehenden 300 Nm Drehmoment des Elektromotors wirken hier jedoch wahre Wunder.

Besonderes Vergnügen bereitet im Stadtverkehr aber vor allem das rein elektrische Fahren. Auch im - während der Frankfurter IAA allgegenwärtigen - Stau. Leise pirschen wir uns voran, für Ohren und Nerven ist das Wellness auf vier Rädern.

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Entschleunigungskur für das Fahrzeug und die Nerven

Zum Fahren stehen uns dabei diverse Modi zur Verfügung. Der reine E-Betrieb natürlich oder etwa die etwas flottere Auslegung im Fahrprogramm Sport. Hier greift der Verbrenner schon früher ein, wenn es nötig sein sollte. Ist es aber in alle Regel gar nicht, der Elektromotor hat zumindest in der Stadt genügend Leistung auf der Pfanne. Auch den Grad der Rekuperation, also wie stark Bremsenergie zurückgewonnen und in die 15,5 kwH große Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie gespeichert wird, kann man selbst einstellen. Die Bremswirkung des E-Motors kann man dabei so geschickt einsetzen, dass das Auto bei entsprechend vorausschauender Fahrweise fast nur mit dem Gaspedal zu betreiben ist.

Überlässt man das jedoch dem Bordcomputer, so wird der energiesparende Betrieb optimal auf die Bedingungen angepasst. Wurde ein Navigationsziel festgelegt, werden auch die Geländebedingungen mit einberechnet, Steigung und Gefälle etwa. Auch den Verkehrsfluss hat der Bordcomputer auf der Rechnung. Anhand des Abstands zu den vorausfahrenden Fahrzeugen werden Beschleunigung und Abbremsen optimal berechnet. Das spart Benzin und Strom - und das bedeutet im wahrsten Sinn des Wortes auch im Stadtbetrieb eine Entschleunigungskur für die Nerven.

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Viele Vor- und kaum Nachteile

Aufgeladen wird die Batterie der hybriden A-Klasse an einer 7,4-kw-Wallbox in einer Stunde 45 Minuten von zehn auf 100 Prozent. Am Schnellader mit Gleichstrom geht es in 25 Minuten von zehn auf 80 Prozent. Und wer daheim nur einen 230-Volt-Anschluss zur Verfügung hat, der hat über Nacht locker wieder 100 Prozent Ladung in der Batterie. Damit sind Benzin-Verbräuche um die 1,5 Liter drin, dazu kommen natürlich noch der Stromverbrauch von 15 kWh pro 100 Kilometer. Nicht viel - genauso wie die CO2-Emissionen: Mit nur 33 bis 34 Gramm auf 100 Kilometer dürften sich auch die härtesten Kritiker der Autoindustrie zufriedengeben.

Aber auch aus Verbrauchersicht bietet die elektrifizierte Kompaktklasse von Mercedes viele Vor- und kaum Nachteile. Das fängt beim Preis an, der ausstattungsbereinigt mit knapp 37.000 Euro auf der Höhe der "normalen" A-Klasse liegt. Und das hört beim Kofferraumvolumen auf, das fast genauso groß ist wie gewohnt, weil die Techniker die Auspuffrohre verkürzt haben (sie enden jetzt in der Mitte des Fahrzeugs) und so Platz für Batterie und Kofferraum gleichermaßen geschaffen haben. Wir meinen: Vernünftiger Preis, hohe Reichweite, ausreichend Platz auch für Gepäck: Damit macht Mercedes den Hybrid salonfähig.

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Technische Daten Mercedes A 250 e

Hubraum 1.332 ccm
Leistung 160 PS bei 5.500 U/min
Drehmoment 200 Nm bei 2000 – 3500 U/min
E-Maschine 102 PS, 300 NM
Systemleistung 218 PS, 450 Nm
0 – 100 km/h 6.6 s
Höchstgeschwindigkeit 235 km/h (140 rein elektrisch)
Normverbrauch 1,4 – 1.5 l/100 km
Stromverbrauch 14,8 – 15,0 kWh/100 km
CO2-Ausstoß 33 – 34 g/km
Reichweite E-Fahrt 60 – 69 km
Preis ab 36.943,55 Euro

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