Mercedes-Benz

Mercedes-Benz S 250 CDI – Vier gewinnt

Doch das ist Mercedes noch immer zu viel. Weil die Schwaben ihren Flottenverbrauch senken müssen und sich dem Motto „Faszination und Verantwortung“ verschrieben haben, zeigen sie auf dem Pariser Automobilsalon jetzt die erste Luxuslimousine mit vier Zylindern. Als S 250 CDI soll er zum Jahreswechsel an den Start gehen und zum Sparer im Smoking werden. Denn ein Verbrauch von 5,7 Litern soll den Luxusliner zum ersten „Fünfliter-Auto“ seiner Klasse machen – was in diesem Fall eine Fünf vor dem Komma bedeutet. Außerdem sinkt mit dem neuen Motor der Preis der S-Klasse um rund 4.500 auf 71.876 Euro. Ob diese Kombination nicht nur auf dem Papier, sonder auch im Alltag ein Gewinn ist, haben wir bereits vor der Premiere ausprobiert. Denn wir waren dabei, als die sparsamste S-Klasse aller Zeiten ihre Jungfernfahrt nach Paris absolvierte.

Start in Stuttgart

Beim Start in Stuttgart zeigt der Bordcomputer einer Reichweite von 963 Kilometern. Das ist ordentlich, aber keine Sensation. Und im Berufsverkehr wird es zunächst kaum besser. Zwar verhindert die Start-Stopp-Automatik im Stau das schlimmste, doch so richtig aus dem Keller kommen die Zahlen nicht: Der Verbrauch liegt bei knapp über sieben Litern und die angezeigte Reichweite bei knapp unter 1.000 Kilometern. Das kann ja heiter werden.[foto id=“324830″ size=“small“ position=“left“]

Keine schlechte Idee

Dafür überzeugt die S-Klasse auf dem ersten Stück mit ihren dynamischen Qualitäten. „Natürlich haben wir uns lange gefragt, ob man den Kunden in der Luxusklasse einen Vierzylinder zumuten kann“, räumt Produktmanager Frank Steinacher ein. Aber seit es den Dieselmotor OM 651 gibt, war ihnen die Antwort klar: Die 2,1 Liter große Maschine macht in C- und E-Klasse so eine gute Figur, dass er auch in den Smoking der S-Klasse passen sollte. Und in der Theorie ist das sicher auch keine schlechte Idee: Mit 150 kW/204 PS und 500 Nm ist der S 250 CDI um vieles stärker als der 300 SD, mit dem vor fast 20 Jahren in Deutschland die Geschichte des Diesels in der S-Klasse begonnen hat. Damals gab es zwar sechs Zylinder und 3,5 Liter Hubraum. Doch musste sich der knauserige Krösus seinerzeit mit 110 kW/150 PS und 310 Nm begnügen. Der Drittelmix lag bei 9,7 Litern, für den Spurt auf Tempo 100 brauchte der W140 noch 13,1 Sekunden – und schon bei 185 km/h war Schluss.

Vom Sparer zum Sprinter

Darüber kann man am Steuer des S 250 CDI heute nur lachen. Natürlich sind die anderen S-Klassen ein wenig dynamischer. Doch wo sich kurz vor Karlsruhe der Verkehr ein wenig lichtet, wird auch der Sparer zum Sprinter und marschiert beim Überholen leichtfüßig voran. Den Spurt von 0 auf 100 schafft der Vierzylinder in 8,2 Sekunden. Und wenn da vorne nicht schon wieder ein Tempolimit käme, wären bis zu 240 [foto id=“324831″ size=“small“ position=“right“]Sachen drin. Für den Verbrauch ist das natürlich Gift. Zwar klettert die Reichweite langsam ins Vierstellige, und die Sieben vor dem Durchschnittsverbrauch ist schon lange verschwunden. Aber ein Wert weit oben in den Sechsern ist natürlich zu viel.

Von wegen Paris, das reicht locker bis London!

Doch jetzt geht es ja nach Frankreich, die Autobahn wird leerer, das Durchschnittstempo sinkt und die Elektronik kappt alle Tempospitzen. Mit stur 130 km/h rollt die S-Klasse von Straßburg nach Metz und hat laut Bordcomputer mittlerweile einen Aktionsradius von über 1.300 Kilometern. Von wegen Paris, das reicht locker bis London! Auch der Verbrauch sinkt beharrlich. Gute 6,5 Liter für die voll ausgestattete Langversion, die nicht beladen ist mit einem 75 Kilo-Normfahrer, sondern mit zwei, manchmal sogar drei gestandenen Männern samt Gepäck. So lassen wir uns die Sparfahrt langsam gefallen.[foto id=“324832″ size=“small“ position=“left“]

Blick unter die Haube

Dass unter der Haube ein Vierzylinder arbeitet, hat man nach den ersten zwei Stunden längst vergessen. Klar, am Anfang waren die Ohren noch gespitzt und das Lenkrad hielt man nur mit den Fingerspitzen: Irgendwie muss der Unterschied doch zu hören oder zu fühlen sein. Doch damit haben die Entwickler natürlich gerechnet: „Wir haben auch konstruktiv viel dafür getan, um den Vierzylinder in der Luxusklasse salonfähig zu machen“, sagt Produktmanager Steinacher und lenkt den Blick unter die Haube. Wo man dort auch hin schaut, sieht man dicke Matten zur Schalldämmung, die alle Misstöne schlucken. Und wenn man tiefer eintauchen würde in die Technik, dann könnte man auch die aktiven Motorlager erkennen. Sie werden elektronisch mal härter und mal weicher eingestellt, um alle Schwingungen und Vibrationen des Diesels zu tilgen. Zu fühlen ist deshalb nichts, und das einzige, was man jenseits von Tempo 100 hört, ist das Rollen der Reifen und das Rauschen des Windes.

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Schuld ist vor allem der Tempomat

Wieder eine Stunde später hat sich die Reichweite kaum verändert. Im Gegenteil: Zwischendurch ist sie sogar einmal auf mehr als 1.400 Kilometer gestiegen. Nur der Verbrauch will partout nicht weiter sinken. Das Problem sind nicht allein die 130 Sachen. [foto id=“324834″ size=“small“ position=“left“]Sondern schuld ist vor allem der Tempomat: Wo der Sparfahrer weit vorausblickt, es lange rollen lässt und bergauf auch mal etwas langsamer angehen lässt, hält die Elektronik um jeden Preis das Tempo. Selbst wenn sie dafür bei jedem Anstieg Vollgas geben muss.

Also nehmen die Fahrer das Geschehen wieder selbst in die Hand, lassen den Wagen mit Weitblick rollen und sehen dem Verbrauch weiter beim Fallen zu. In einer langen Baustelle bei Reims blitzen sogar schon mal kurz 5,8 Liter über den Monitor. Aber schade: Mit dem nächsten Sprint und beim Anfahren nach der Mautstation steht schon wieder die neun hinter dem Komma.

Die S-Klasse rauscht ungeniert vorbei

Vor Metz, bei Verdun, in Nancy und in Reims – wo immer auch Tankstellen zum Boxenstopp locken, rauscht die S-Klasse ungeniert vorbei. Dabei fühlt sich die Blase mittlerweile voller an als der Tank, dessen Nadel sich noch immer kaum bewegt. Und ein Kaffee würde auch nicht schaden. Da helfen selbst die klimatisierten Massagesitze und das Heer der Assistenten nicht [foto id=“324835″ size=“small“ position=“right“][foto id=“324836″ size=“small“ position=“right“]weiter, so langsam wird es langweilig.

Die Rechnung könnte tatsächlich aufgehen

Mit jedem Kilometer, den sich die S-Klasse Paris nähert, lässt sich die Acht hinter dem Komma häufiger blicken, und kurz vor der Perepherique ist die Neun dauerhaft verschwunden. Wenn der Stau jetzt nicht allzu schlimm wird und die Start-Stopp-Automatik ein paar Tropfen rettet, dann könnte die Rechnung tatsächlich aufgehen.

639 Kilometer auf der Uhr

Als der Wagen nach siebeneinhalb Stunden endlich vor das Messegelände rollt, hat die S-Klasse 639 Kilometer auf der Uhr, die Reichweite verspricht weitere 1.058 Kilometer, das Durchschnittstempo ist von zwischendurch mal 92 km/h wieder auf 85 gefallen, und laut Bordcomputer liegt der Verbrauch bei 5,8 Litern. Aber die Stunde der Wahrheit schlägt an der Tankstelle vor dem Haupteingang: Genau 36,5 Liter schluckt der Silberling. Auf dem Taschenrechner ergibt das einen Verbrauch von 5,713 Litern auf 100 Kilometer. Na prima – besser hätte es für die Schwaben kaum laufen können.

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