Mercedes Minibusse auf Sprinter-Basis

Busfahrgäste sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Eine billige Mitfahrt allein wird kaum noch honoriert, der Passagier von heute gibt sich anspruchsvoll. Ordentlicher Sitz- und Klimakomfort ist gefordert, nichts ist nervtötender als Lärm aus dem Maschinenraum. Das hat ein Busunternehmer zu berücksichtigen, wenn er wegen schrumpfender Passagierzahlen kleinere Fahrzeugeinheiten in Betracht zieht. Die kleinen Busse basieren in der Regel auf Großserienfahrgestellen oder Kastenwagen gängiger Transportermodelle.

Eine besondere Rolle im Reigen der Kleinbusanbieter nimmt der Vollsortimenter Mercedes-Benz ein. Er spielt nicht nur im Geschäft mit kleinen Lastern die erste Geige, der Transporter Sprinter gilt in der Gewichtsklasse von 3,5 bis 5 Tonnen als unangefochtener Spitzenreiter auf dem deutschen Markt. Und weil der Sprinter bereits von Haus aus mit besonderen Fahrwerks- und Aufbauqualitäten aufwartet, weckt er die [foto id=“412467″ size=“small“ position=“left“]Begehrlichkeiten vieler europäischer Karossiers, die auf dieser Basis schicke kleine Omnibusse schneidern. „Was andere können, können wir besser“, lautet die gängige Meinung beim Omnibushersteller Mercedes-Benz. Schon seit mehr als einem Jahrzehnt baut die Marke mit Stern eigene Kleinbusse aus einer Hand.

Was vor mehr als einem Jahrzehnt klein begann, die Schwaben hatten zu diesem Zweck in Dortmund eigens eine Kleinbusfabrik übernommen, wuchs bis heute zum größten Minibushersteller. Der jährlich bis zu 1 300 Fahrzeuge in vier Baureihen fertigt. Vom zwölfsitzigen Sprinter „Transfer“ mit 5,9 Meter Länge und einfacher Ausstattung bis zum kleinen, aber elitären Reisebus „Travel 65“, der auf 7,7 Meter Länge 19 Fahrgäste mit Business-Class-Komfort verwöhnt. Dazu passend das Fahrwerk, das mit Luftfederung an der Hinterachse den großen Luxuslinern in nichts nachsteht. Und der V6-Diesel mit 140 kw/190 PS im Bug flüstert leise mit dem Fahrtwind um die Wette, selbst wenn er zur Eile angetrieben wird; aber immer safety first, bitte schön: Der 100 km/h schnelle Sprinter-Reisebus ist mit dem Schleuder- und Kippschutz ESP der neuesten Generation unterwegs.

Der größte Mercedes-Mini heißt „Sprinter City 77“, sein Name weist auf das bevorzugte Einsatzrevier hin. Mit seiner Länge von 8,7 Metern ist er aus der Art geschlagen, sein Fassungsvermögen für maximal 40 Fahrgäste schlägt die Wettbewerber um Längen. Zehn Personen mehr als sein zweiachsiger Kollege, der „Sprinter City 65“ heißt. Der 77er kommt seinen Fahrgästen entgegen wie kaum ein anderer Kleinbus: Die Einstiegshöhe liegt auf Randsteinhöhe und beträgt nur wenig mehr als 20 Zentimeter. Zwei großzügige Doppelportale öffnen sich, konsequent stellen sich keine Stolperschwellen in den Weg.

Statt der starren Antriebsachse kommen zwei Single-bereifte Hinterachsen zum Einsatz, und zwar mit einzeln an Dreieckslenkern aufgehängten Rädern, die natürlich luftgefedert sind. Der Fahrkomfort ist ebenfalls von der feinen Sorte. Damit die Antriebskräfte des Triebwerks an die Antriebsachse gelangt, bemühen die Entwickler ein sogenanntes „Z-Getriebe“, ursprünglich ein Verteilergetriebe für Allradantriebe. [foto id=“412468″ size=“small“ position=“left“]Über die gleiche Technik verfügt auch der vierzylindrigen CDI-Diesel mit 120 kW/163 PS samt Fünfgang-Automatik. Dank lange übersetzter Achsen reicht die Antriebsleistung locker für immerhin zulässige 6,8 Tonnen.

Der lange und schwere 77er soll überwiegend in der Stadt zum Einsatz kommen. Mit rund zwei Meter Breite meistert er auch enge und winklige Innenstadtkurse. Ganz billig ist der kleine Bus allerdings nicht, Mercedes stellt dafür mindestens 155.000 Euro in Rechnung. Zum Vergleich: Ein großer Stadtbus kostet rund 200.000 Euro. Den lässt der Mercedes „Sprinter City 77“ auch beim Verbrauch alt aussehen denn er verbraucht nur rund die Hälfte eines herkömmlichen Stadtbuses und die Wartungskosten bewegen sich auf dem Niveau eines normalen Sprinters.

Der Fahrer hat mit dem Sprinter-Bus keine Probleme: einfach einsteigen und losfahren, das gut geordnete Cockpit macht es selbst Sprinter-Novizen leicht. Die wenigen omnibusüblichen Zusatzinstrumente und Bedienelemente sind jedenfalls schnell erfasst. Nur der Bückling für die Handbremse stört einen reibungslosen Ablauf. Trotz der Länge fährt sich diese Busversion immer noch wie ein Sprinter, mit dem Ballast des großen Aufbaus und der dritten Achse vielleicht ein wenig behäbiger.

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