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Sonderklasse
Von jeder neuen S-Klasse erwartet die Autowelt bahnbrechend neue Technik. Wie einst ABS, ESP, Luftfederung, Nachtsichtmonitor, Abstandstempomat – die Liste der Errungenschaften in der Vergangenheit lässt sich beliebig verlängern. Und was bringt die Gegenwart? Das zeigt der Test des Flaggschiffs mit dem Stern in der Ausführung S 450 4Matic. Gerade hat Mercedes die 2013 eingeführte Modellreihe 222 einer umfassenden Modellpflege unterzogen und 6.500 Teile ausgetauscht.
Was nicht bedeutet, die Zeiten für revolutionäre Änderungen seien vorbei. Im Gegenteil stehen sie in der Antriebstechnik und in Sachen autonomes Fahren unmittelbar bevor. Bei den Motoren zögert die Automobilindustrie noch vor dem Sprung hinüber zu den emissionsfreien Antrieben, als sei eine sichere Landung nicht wahrscheinlich. Bei den Assistenzsystemen hingegen ist sie längst im Sinkflug und wähnt sich dem Ziel ganz nahe, das ein aktives Eingreifen des Menschen einmal überflüssig machen soll. "Intelligent Drive" nennt Mercedes seine Technologie.
Kein Zweifel, hier ist die Intelligenz der Technik und nicht die des Fahrers gemeint. Kamera und Radar blicken bis zu 250 Meter voraus und verbinden die so gewonnenen Informationen mit den GPS-Daten der Navigation. Daraus ergibt sich ein untereinander abgeglichenes Bild der aktuellen Fahrstrecke, das dazu dient, die Geschwindigkeitsregelung der Fahrsituation anzupassen. Der Abstandstempomat weiß nicht nur, wann eine Ortschaft beginnt und endet, er kennt auch das Streckenprofil. Entsprechend passt er rechtzeitig die Geschwindigkeit an. Die Elektronik bremst den Mercedes auf das zulässige Tempo herunter, nimmt in Kurven Gas weg und beschleunigt danach selbstständig wieder hoch.
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Auch vor einer Kreuzung oder einem Kreisverkehr wird automatisch gebremst. Und für Spurwechsel auf der Autobahn genügt es, den Blinker zu setzen - sofern dies der Verkehr zulässt. Denn Lenken kann die S-Klasse selbstständig. Zumindest eine gewisse Zeit lang. Denn sollte der Fahrer längere Zeit nicht selbst aktiv werden, vermutet der elektronische Chauffeur einen Notfall, bremst den Wagen bis zum Stillstand und setzt einen Notruf ab. Kurzum: Mercedes-Benz hat mit der S-Klasse einen weiteren Schritt in Richtung pilotiertes Fahren gemacht.
Das alles kann als Vorbereitung auf künftige automobile Fortbewegung gelten. Dabei ist die aktuelle Form des Autofahrens in der S-Klasse so angenehm, dass sie nicht den Wunsch nach einem Auto-Piloten weckt. Da wird allen, die das anders sehen, ein Licht aufgehen. Oder 500 Lichter. Denn so viele LED-Lämpchen lassen sich im aktuellen Mercedes-Flaggschiff zählen. Andere Lichtquellen kennt es nicht mehr. 84 stecken in den Scheinwerfern, 70 in den Rücklichtern. Der Rest verteilt sich im ganzen Fahrzeug, um - unter anderem - an allen Ecken für eine Ambientebeleuchtung des Innenraums zu sorgen. Damit da das Bordnetz nicht schlappmacht, hat Daimler auf 48 Volt aufgerüstet. Das Interieur hat diese Lightshow verdient.
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Unterschiedliche Farben, hochwertige Materialien und ein feiner Formen-Mix schaffen die perfekte Luxus-Umgebung. Und das auf jedem der fünf Sitzplätze. Erster Klasse fährt es sich nämlich nicht nur vorne, sondern auch auf der Rückbank - mindestens. Da haben sich die Entwickler sogar besonders angestrengt, um dem Anspruch an eine Chauffeur-Limousine gerecht zu werden. Wer dort Platz nimmt, verschmäht künftig Abrahams Schoß - der allerdings nie zu Vergleichszwecken zur Verfügung steht.
Dieses souveräne Reisen findet im luftgefederten Fahrwerk die adäquate Ergänzung. Selbst üble Asphaltverwerfungen, die man mit einem unguten Bauchgefühl auf sich zukommen sieht, verlieren unter den Rädern der S-Klasse ihren Schrecken. Sie sind einfach weg, werden höchstens entfernt wahrgenommen. Und souverän ist natürlich der Antrieb aus Motor und Neungang-Automatik, der den zwei Tonnen schweren Wagen vollkommen unspektakulär anschiebt. Die Kraft des Triebwerks ist einfach da, wenn sie gebraucht wird, ohne dass viel Aufhebens darum gemacht würde.
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Das hängt natürlich in erster Linie mit den schon ab 1.600 Umdrehungen anliegenden 500 Newtonmetern maximalem Drehmoment zusammen, die der Reihenmotor seinen sechs Zylindern entlockt. Dafür genügen ihm knapp drei Liter Hubraum, auch wenn die Modellbezeichnung S 450 größere Brennräume erwarten lässt. Auf die Tube drücken geht natürlich ebenso. Nur 4,9 Sekunden vergehen, bis der digitale Tacho 100 km/h anzeigt. Der Benziner schiebt noch lange mächtig an, ehe ihm die Motorsteuerung bei 250 km/h früh die Grenze setzt.
Sprit sparen lässt sich so natürlich nicht. 10,7 Liter genehmigte sich der Testwagen im Durchschnitt, wobei ein Teil des Verbrauchs auf die Kappe des Allradantriebs geht. Sparen und S-Klasse gehen ohnehin nicht zusammen. Unter 84.639 Euro fährt der Luxuswagen nicht vom Hof des Händlers - dann als 286 PS starker S 350 Diesel. Für den Testwagen S 450 4Matic berechnet Mercedes mindestens 96.062 Euro.
Dass sich da noch Extras im Wert mehrerer Kleinwagen drauf packen lassen, überrascht nicht wirklich. Ob der Große mit dem Stern ein kleines Vermögen wert ist, kann man einen der weltweit über vier Millionen Besitzer fragen, die sich seit 1972 für eine S-Klasse entschieden haben. Alleine die jetzt aktualisierte Reihe 222 wollten in den vergangenen vier Jahren über 300 000 Käufer haben.
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Mercedes S450 4Matic | Viertürige Oberklasse-Limousine, |
Länge/Breite/Höhe/Radstand in Millimeter | 5.125/1.899/1.493/3.035, |
Leergewicht | 2.060 kg, |
Zuladung | 670 kg, |
Kofferraumvolumen | 530 l, |
Tankinhalt | 70 l. |
Antrieb | 6-Zylinder-Benziner, |
Hubraum | 2.999 ccm, |
Leistung | 270 kW/367 PS bei 5.500-6.100 U/min, |
max. Drehmoment | 500 Nm bei 1.600 – 4.000 U/min, |
0-100 km/h | 4,9 s, Höchstgeschwindigkeit |
Übertragung | 9-Stufen-Automatikgetriebe, |
Antrieb | Allradantrieb, |
Normverbrauch | 7,0-7,3 l Super/100km, |
CO2-Ausstoß | 159-167 g/km, |
Testverbrauch | 10,7 l Super/100km, |
Preis | 96.062 Euro. |
geschrieben von MID veröffentlicht am 28.11.2017 aktualisiert am 28.11.2017
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