Offenes Non-Plus-Ultra

Mercedes-Benz S-Klasse Cabrio: Monument der Offenheit

Das Dach des S-Klasse Cabrios ist extrem gut gedämmt. Störende Windgeräusche vernehmen die Insassen bei geschlossener Fahrt erst ab Tempo 200. Bilder

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Die offene Funkstille hat ein Ende: Immerhin rund 40 Jahre hat Mercedes-Benz über eine Neuauflage des luxuriösen Cabriolets seiner S-Klasse nachgedacht. 1971 kam der bisher letzte offene Luxusliner von Mercedes mit vier Sitzen.

Die lange Planungszeit hat sich gelohnt

Sportlich, sinnlich, massiv und schnittig-seriös fährt das teuerste deutsche Viersitzer-Cabrio vor. Hightech inklusive für betörende Fahrleistungen und hohe Sicherheit. Es ist nach dem Rolls-Royce Dawn das zweitteuerste V8-Europa-Cabrio mit vier Sitzen (Das RR Drophead Coupé speist sich aus einem V12): Als S 500 kostet es geschmeidige 139.051,50 Euro, die muskulöse Version AMG S 63 4Matic wird ohne Extras mit eher brutalen 187.484,50 Euro berechnet. Für 254.600,50 Euro darf der offene AMG S 65 übernommen werden. Alles hohe Preise, und dennoch ganz nach Wunsch kein Dach über dem Kopf.

Die weltweite Finanzpolitik hat es geschafft, dass mehr Geld mit starker Kaufkraft unterwegs ist, als je zuvor. Deshalb hat Mercedes seine offene, prestige- und margenstarke Garde ausgebaut: Eine Handvoll-Baureihen mit Klappdach fahren künftig im Zeichen des Sterns, so viele Mercedes-Modelle ohne verlötetes Stahldach gab es noch nie.

Vor wenigen Wochen wurde der traditionsreiche SL Roadster überarbeitet, die offenen Versionen der E- und der C-Klasse, dazu die neue Offen-Variante der S-Klasse und mit tiefgreifender Überarbeitung der vor zwanzig Jahren gestartete, kleine SLK, der jetzt als SLC firmiert. Professor Uwe Ernstberger, bei Mercedes verantwortlich für die Produktgruppe aus S-, E- und C-Klasse sagte zur Präsentation der großen Offenheit: "Wir haben das Jahr 2016 zum Jahr der Traumautos ausgerufen."

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Extreme Fahrleistung im S-Klasse Cabrio

Dafür gehen Dream-Maschinen ans Werk: Zunächst nur drei Motorisierungen sorgen im S-Cabrio für Sportwagen-Fahrleistungen: Im S 500 geht es dank 335 kW/455 PS so schnell voran, dass die Windsbräute kaum mehr mitkommen. In 4,6 Sekunden erreicht das rund 2,2 Tonnen wiegende Cabrio aus dem Stand 100 km/h, 250 km/h sind möglich, aber da gerät die Frisur trotz raffinierter Windschutz-Einrichtungen durchaus in Gefahr. Noch zügiger ist die AMG-Version unterwegs: Mit 430 kW/585 PS aus 5,4 Liter Hubraum wird unter voller Last aus dem Stand in 3,9 Sekunden auf 100 km/h gesprintet.

Der von den AMG-Leistungsspezialisten bearbeitete V8 legt alle Zurückhaltung ab, der Donnergott Thor erhebt seinen Hammer und schmettert ihn akustisch auf alles andere, was da noch auf vier Rädern unterwegs sein mag. Aber die Bräute des Windes werden immer kräftiger. Ohne die Abregelung bei 250 km/h wäre der AMG 63 wohl zu 300 km/h fähig. Eher aus Prestige-, denn aus Leistungsgründen existiert der AMG S 65 mit V12 und 463 kW/630 PS, mit seinem dynamischen Monument des Motorenbaus: Eintausend Newtonmeter Drehmoment wollen taktvoll verwaltet werden und die Abregelung greift auch hier.

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Askese gilt auch nicht für den Verbrauch

Aber bei 300 km/h wäre die Frisur nicht nur gefährdet, sondern am Ende. Laut Normmessung sind S 500 und AMG S 63 mit 8,5 oder 10,4 Liter Super oder Super Plus zufrieden, aber nur auf dem Papier. Erste Probefahrten förderten Verbrauchswerte um 13 bis 20 Liter für 100 Kilometer auf den Rechner. Bei hohem Dauertempo auf deutscher Autobahn liegen die Schluckwerte sicher noch höher. Denn die 2,2-Tonner sind jederzeit sicher und eben so schnell zu fahren, wie erlaubt.

Weil die Motoren mit hoher Durchzugskraft aufwarten, die serienmäßig automatisch schaltenden Getriebe sehr wachsame Aggregate sind und die aufwendigen Fahrwerke hohe Sicherheits-Reserven bereit halten, lassen sich mit satter Beschleunigung aus Kurven und Kehren heraus trotz gesetzlicher Limits angenehme Reisedurchschnitte erzielen. Das gilt auch für den nach oben grenzenlos offenen Zustand.

Bis zu 60 km/h lässt sich das Verdeck innerhalb von zwanzig Sekunden während der Fahrt öffnen und schließen und wenn alle Mechanismen eingerastet sind, dann sitzt die mehrlagig isolierte Mütze fast wie ein festes Dach. Störende Windgeräusche waren bei ersten Probefahrten erst jenseits von 200 km/h zu vernehmen.

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Komfort ist das zentralste Argument

Natürlich ist diese Form der Dachfreiheit in einem Mercedes keine unbequeme Lebensform. Raffinierte Heizmechanismen mit heißer Luft aus der Kopfstütze für den Nacken und die leistungsstarke Klimaautomatik holen auch bei niedrigeren Außentemperaturen den Frühling ins S-Cabrio. Luftfederung und etliche Assistenzsysteme sind ebenso serienmäßig wie der jetzt pyrotechnisch auslösbare Überrollschutz.

Serienmäßig und ohne Aufpreis liegt das Gewicht der Sonne auf dem S-Klasse Cabriolet. Es basiert auf dem Coupé der Oberklassenbaureihe und es setzt eine Tradition fort, die nie wirklich beendet wurde. Denn die unverwüstlichen Oldtimer bestätigen auch in hohem Alter den Mercedes-Anspruch: Wir bauen das komfortabelste Cabriolet der Welt, tönt die Marke, und jeder weiß, dass aus der BMW-Group der neue Rolls-Royce Dawn kommt. Unter dem Mercedes-Stern lebt der alte Schwaben-Ehrgeiz auf. Es könnte ihnen im S-Cabrio höchstens der Himmel auf den Kopf fallen.

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Technische Daten Mercedes Benz S 500 Cabriolet

Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 5,03/1,90/1,42/2,95
Leergewicht: 2.115 kg
zul. Gesamtgewicht: 2.590 kg
Kofferraum: 250 bis 350 l
Tankinhalt: 80 l
Motor: V8-Benzinmotor, Hochdruckeinspritzung, 4 Ventile je Zylinder, 2 Abgasturbolader
Hubraum: 4.663 ccm
Leistung: 335 kW/455 PS bei 5.250/min
max. Drehmoment: 700 Nm bei 1.800/min
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
0 bis 100 km/h: 4,6 s
Normverbrauch: 8,5 l/100 km
CO2-Emission: 199 g/km
Getriebe: Neungang-Automatik, Heckantrieb
Preis ab: 139.051,50 Euro

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