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Mercedes-Benz
Geschwindigkeit, Abstand und Fahrspur halten, das ist für entsprechend ausgestattete Fahrzeuge keine Kunst mehr. Autos könnten aber noch mehr, wenn man sie ließe, wie ein Prototyp von Mercedes nun zeigte.
Die entsprechend ausgerüstete E-Klasse ist in der Lage, selbsttätig fahrerische Entscheidungen zu treffen und kann die Fahrspur wechseln. Dass dem Kunden derlei Hightech aber noch in diesem Jahrzehnt angeboten wird, hält Jens Desens für unwahrscheinlich. Der Leiter der Vorentwicklung für längs- und querführende Assistenzsysteme bei Mercedes weist nicht zuletzt auf die ungeklärte juristische Situation hin. Schließlich sieht die Straßenverkehrsordnung einen verantwortlichen Fahrer vor, der eben kein Computer sein kann. Zudem ist die Ausfallwahrscheinlichkeit der Anlage zum jetzigen Zeitpunkt noch hoch, was beim Assistenten-Status kein Problem darstellt. Den Anspruch eines problemlosen autonomen Fahrens erfüllt sie jedoch noch nicht.[foto id=“452224″ size=“small“ position=“left“]
Das bahnbrechende Novum am hier vorgeführten prototypischen System sind nicht die Hardware-Komponenten. Die schon in der modifizierten E- und kommenden S-Klasse eingesetzte Stereo-Kamera zur Spurerkennung, weitere Linsen zur Verkehrsbeobachtung, sechs Radarquellen und die aktive Lenkung genügen der Elektronik, um ihre Befehle auszuführen. Allerdings lässt sich die Fahrautomatik – ob nun der weitreichende Prototyp oder die drastisch abgespeckte Serienversion – nur auf Straßen höherer Ordnung mit relativ einfacher Aufgabenstellung realisieren. Abbiegevorgänge in der Stadt beispielsweise wären für das heute benutzte Sensor-Netzwerk viel zu komplex.
In der ersten Stufe funktioniert der Prototyp so, wie zahlreiche aktive Tempomaten verschiedener Hersteller arbeiten, die heute bereits konventionelle Serienprodukte sind. Wenn man sie aktiviert, setzt eine unterstützende Längsführung ein, die bei Loslassen des Lenkrads bis zu 15 Sekunden fortgeführt wird. Der Assistent erkennt dabei die Fahrspur und kann leichte Autobahnkurven selbst lenken; er erkennt allerdings auch, wenn die Fahrer seine Finger vom Volant nimmt – und schaltet bald aus. Hierin unterscheidet sich der Versuchsassistent von der Serienausgabe und übernimmt die Längsführung bis 130 km/h dauerhaft. Dabei arbeitet die Anlage in der Praxis durchaus stabil, aber ruhiges Fahren sieht anders aus. Munter pendelt der mit Rechnern vollgepackte Test-Mercedes zwischen den Markierungen hin und her. Bei Gegenlicht haben die Kameras Schwierigkeiten, die Fahrspur zu erkennen, betont Experte Desens und weist noch einmal darauf hin, dass es ein Prototyp ist. Manchmal schaltet der Automat auch aus und piepst vernehmlich, die Hände sollten also immer in Reichweite des Steuerrades sein.[foto id=“452225″ size=“small“ position=“right“]
Mit der zweiten Stufe allerdings entfernt sich der Forschungswagen drastisch von den bereits bestellbaren Optionen: Die Getriebe-Schaltpaddel erhalten bei eingeschalteter Distronic die Funktion einer Spurwechsel-Aufforderung. Prompt erscheint nach dem Betätigen ein Pfeil im Display, der einen bald erfolgenden Linksschwenk anzeigt. Aber noch herrscht Verkehr auf der mittleren Spur, die Sensoren erkennen und überwachen ihn. Jetzt ist frei, da zieht der E 500 sanft nach links, beschleunigt hoch auf die zuvor eingestellte Geschwindigkeit und setzt sich nach Beendigung des Überholvorgangs wieder auf die rechte Spur. Doch es geht noch weiter. Mit einem Knopfdruck kann man den Rechner selbst entscheiden lassen, ob und wann er zum Überholen ansetzt. Er tut es, wenn die zuvor eingestellte Geschwindigkeit auf der rechten Spur nicht mehr eingehalten werden kann, weil zum Beispiel ein langsamer Verkehrsteilnehmer aufgetaucht ist.
Die Funktion wird durch ein „A“ im Display angezeigt – nun muss das Paddel gar nicht mehr bedient werden. Auch das funktioniert in der Praxis recht stabil und sogar souveräner als die schwankende Längsführung. Als vor der Forschungs-E-Klasse ein LKW auftaucht, erscheint prompt der Pfeil im Display. Verkehr vorbeilassen, Blinker setzen und sanft am Hindernis vorbeiziehen, danach wieder nach rechts.
Bis diese Funktionen in einem Serienfahrzeug angeboten werden, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Die Zwischenzeit überbrücken die Techniker damit, schrittweise noch weitere Funktionen zu den derzeitigen Assistenten hinzuzufügen. So bleibt auch Zeit, um das Problem mit der Straßenverkehrsordnung zu regeln.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 05.02.2013 aktualisiert am 05.02.2013
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