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Geiz ist geil. Für Elektronik vom Discounter mag das ja stimmen. Doch bei Autos ist es mit der Geilheit des Geizes noch nicht sonderlich weit her. Natürlich gibt es genügsame Kleinwagen, und mit einem modernen Diesel sind selbst die großen Limousinen oder SUV zu veritablen Knausern geworden. Aber Sportwagen? Spätestens da hörte der Spaß beim Sparen bislang auf.
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Dass es auch anders geht, will jetzt die schnelle Mercedes-Schwester AMG mit dem SLK 55 beweisen. Wenn der neue Roadster im Januar zu Preisen ab 72.590 Euro an den Start geht, bekommt er deshalb nicht nur einen V8-Direkteinspritzer und eine Start-Stopp-Funktion für die schnelle Siebengang-Automatik. Sondern vor allem erhält er als erster Mercedes der Neuzeit eine Zylinderabschaltung. Nur wenn man Vollgas gibt und das gesamte Potenzial des 422 PS starken Motors abruft, kocht das Kraftwerk auf acht [foto id=“387380″ size=“small“ position=“left“]Töpfen. Rollt man dagegen mit gebremstem Elan über Landstraße oder Autobahn, legt die Elektronik kaum merklich den halben Motor lahm.
Doch hat es die Umsetzung in sich. „Denn natürlich muss der Wechsel zwischen den Betriebsarten so ablaufen, dass es der Fahrer am besten gar nicht spürt oder hört“, sagt AMG-Motorenchef Friedrich Eichler. Deshalb sorgen Klappen im Auspuff für einen konstant kernigen Klang, Ausgleichswellen garantieren auch beim Vierzylinder-Betrieb einen ruhigen Motorlauf und eine aufwendige Luftführung sorgt dafür, dass die stillgelegten Zylinder ohne Verzögerung wieder anlaufen. So schafft der Motor den Wechsel vom Vier- zum [foto id=“387381″ size=“small“ position=“left“]Achtzylinder in weniger als 30 Millisekunden und ist damit schneller als das Getriebe.
Das Abschalten geschieht unmerklich, das wieder hochfahren fühlt sich an, als würde die Automatik einen Gang zurück schalten, und sobald die Reifen etwas lauter rollen und der Wind in den Roadster pfeift, ist auch die Klangkulisse nur schwer zu unterscheiden. Doch man kann den Unterschied sehen: Auf der „Eco4″-Anzeige zwischen Tacho- und Drehzahlmesser und auf dem Verbrauchsbildschirm des Bordcomputers. Schließlich drückt die neue Technik den Durst um über 30 Prozent. 8,4 Liter Normverbrauch meldet AMG von [foto id=“387382″ size=“small“ position=“left“]der Homologation und spricht stolz vom „effizientesten Achtzylinder der Welt“.
Wir wollten wissen, was der SLK in der Praxis an Sprit benötigt und haben ihn zur Jungfernfahrt dorthin geführt, wo AMG die meisten Autos verkauft: nach Amerika. Und wo besser als auf der legendären Route 66 könnte der Sportler sein Spartalent beweisen. Immerhin führt die einstige Hauptstraße des ganzen Kontinents einmal quer durchs Land, verbindet die grauen Industriegebiete des Ostens mit den strahlend blauen Küsten des Westens und führt über Highways und Byways fast 4.000 Kilometer von Chicago nach [foto id=“387383″ size=“small“ position=“left“]Los Angeles.
Sobald wir auf der Interstate I-55 den Stadtverkehr von Chicago hinter uns lassen, macht sich die Zylinderabschaltung bezahlt. Immer häufiger leuchtet die „Vier“ in der Eco-Anzeige, wenn der Roadster mit braven 120 Sachen und nicht einmal 2000 Touren gen Westen rollt. Die Reichweite liegt da schnell bei mehr als 500, 600 Kilometern und der Verbrauch sofort unter neun Liter – ein Wert, den er auf den nächsten 4.000 Kilometern nicht wieder übersteigen wird.
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„Bis zu 87 Prozent der Interstate-Etappen fährt das Auto im so genannten Halbmotorbetrieb“, erläutert AMG-Techniker Olaf Schulte, der die Motorelektronik regelmäßig mit dem Laptop ausliest. Zwar müssen später, als wir auf die sehr viel interessanteren, etwas kurvigeren und bisweilen etwas ambitionierteren Nebenstraßen der Originalroute wechseln, häufiger alle acht Zylinder ran. „Doch außer im reinen Stadtverkehr liegt der V8-Anteil immer unter 50 Prozent“, sagt Schulte und wird den Durchschnitt der [foto id=“387384″ size=“small“ position=“left“][foto id=“387385″ size=“small“ position=“left“]gesamten Fahrt am Ende irgendwo bei etwa 40 Prozent ermitteln: Auf einer Strecke vom Stockholm bis Gibraltar wäre für den V8 demnach schon kurz hinter Frankfurt Schluss.
Zwischendurch sehnt man sich bei dieser Sparfahrt allerdings mal nach einem Abstecher auf die Rennstrecke. Denn in einem Land, in dem das rigoros überwachte Tempolimit bestenfalls bei kaum mehr als 120 km/h liegt, fühlt man sich am Steuer des SLK irgendwann wie ein Formel1-Fahrer im Berufsverkehr. Wie schön man jetzt könnte, wenn man nur dürfte: Immerhin würde der Motor den Roadster bei Vollgas in 4,6 Sekunden auf Tempo 100 katapultieren. Die 250 km/h sind nicht viel mehr als eine lästige Formalität, und mit den 540 Nm ließen sich mit den schwarzen Walzen auf der Hinterachse bei ausgeschaltetem ESP ganz wunderbare Signaturen auf den schartigen Asphalt brennen.
Doch so einsam und einladend die Straßen in Illinois, Missouri, Oklahoma, Kansas, New Mexiko, Texas, Arizona und Kalifornien auf der Route 66 zwischendurch auch mal sein mögen, und so verlassen die hunderte Dörfer wirken, aus denen mit dem Bau [foto id=“387386″ size=“small“ position=“left“]der Interstates fast alles Leben gewichen ist – irgendwo steht immer ein Cop und zückt die Radarpistole.
Also lautet die Devise: Reisen, nicht Rasen, und die einzige Unvernunft ist das offene Dach. Das erhöht zwar spürbar den Luftwiderstand und mit ihm den Verbrauch. Doch bei so viel Sonne und einem derart eindrucksvollen Panorama will man partout nicht geschlossen fahren – Cinemascope ist schließlich auch besser als Fernsehen.
So rollt der Roadster ganz gelassen nach Westen und zeigt sein Temperament nur, wenn er in einem Augenzwinkern an den riesigen Trucks vorbei wischt, die sich zumindest gelegentlich noch auf die Route 66 verirren. Die Fahrzeuge der paar Touristen, die der historischen Hauptstraße gerade neues Leben einhauchen und sie als vielleicht spektakulärste Nebenstrecke der Welt entdecken, nimmt der SLK mit der Leichtigkeit eines Slalomläufers. Und als es zwischen Arizona und Kalifornien sogar mal über ein paar enge Passstraßen geht, kann man selbst im Mutterland des Tempolimits spüren, welch ein Feuer unter der Haube brennt. Obwohl uns da sogar doch mal die Gäule durchgehen und es ein wenig schneller wird, schmilzt die [foto id=“387387″ size=“small“ position=“left“]Verbrauchsanzeige auf dem Bordcomputer wie ein Eis in der Sonne von Santa Monica: Zwischendurch blitzt sogar mal kurz eine 8,6 auf, bevor der Stau auf dem Weg hinab in den Kessel von Los Angeles die liebgewordene 8,7 zurückbringt, die auch beim Zielfoto auf dem Pier von Santa Monica noch über den Bildschirm flimmert.
Als der Roadster dort, am offiziellen Endpunkt der Route 66 nach fast 4.000 Kilometern knisternd auskühlt, hat er den Normverbrauch nur um drei Zehntel verfehlt. Ohne dass der Spaß vollends auf der Strecke geblieben wäre, ist er auf Sparflamme quer durch Amerika gefahren, hat kaum 340 Liter Sprit für nicht einmal 350 Dollar verbraucht und sich von seiner sparsamen Seite gezeigt. AMG hat bewiesen: Geiz kann wirklich geil sein.
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geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 04.11.2011 aktualisiert am 04.11.2011
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