Mercedes-Benz

Mercedes-Verkaufschef im auto.de-Gespräch: „Unser Anspruch muss weiter Führerschaft sein“

Detroit – Die Antwort darauf, welche Fragen ihm ebenfalls intern am meisten gestellt werden, ist klar. „Im Grunde genommen zwei“, sagt Joachim Schmidt: „Wie können wir noch mehr Autos verkaufen und“, so der seit Oktober 2009 für Marketing und Vertrieb zuständige Mercedes-Mann im auto.de-Gespräch zuletzt bei der Autoschau in Detroit, „wie können wir die Marke noch weiter nach vorne bringen?“

Und? Wie können Sie das?

Joachim Schmidt: Ich denke, da ist schon viel passiert. Wir haben die Marke wieder aggressiver, selbstbewusster gemacht, sie gestärkt und dahin gebracht, wo sie eigentlich hingehört. Wir setzen unser Geld dort ein, wo der Kunde am meisten davon hat. Bei der Sicherheit, bei der Wertigkeit, schauen Sie sich nur mal das Interieur der neuen C-Klasse an, bei den Motoren, bei alternativen Antrieben, bei der Effizienz.

Sie haben zuletzt Monat für Monat zweistellig, teilweise sogar über 50 Prozent zugelegt. Wie schafft man das?

Joachim Schmidt: Mit einer guten Vertriebsorganisation, die motiviert ist. Und Sie brauchen natürlich die richtigen Produkte. Entscheidend ist für mich das Thema „Marke“. Wir haben eine einzigartige Historie, aber nennen das Jubiläum, das wir 2011 feiern, ganz bewusst „125 Jahre Innovation“, weil wir über viele Jahrzehnte hinweg Marksteine gesetzt [foto id=“340868″ size=“small“ position=“left“]haben für viele technische Innovation, die heute in jedem Fahrzeug stecken. Und genau das muss unser Anspruch sein: Auch beim Thema „Innovation“ weiter die Führerschaft einzunehmen

Die Situation vorher war auch für Mercedes nicht einfach.

Joachim Schmidt: Die Stimmung war schlecht, weil wir auch keinen wirtschaftlichen Erfolg hatten und wir auf dem Markt zu dieser Zeit nicht unbedingt glänzten. Es war deshalb eine meiner ersten Aufgaben, eine Aufbruchstimmung herbeizuführen. Das war dann umso besser, je mehr sich auch der Erfolg beim Absatz wieder einstellte. Insgesamt glaube ich schon, dass die Stimmung im Unternehmen heute sehr viel positiver ist. Wir treten selbstbewusster auf. Und so soll es auch sein.

Allein in China haben sich Ihre Verkäufe zuletzt mehr als verdoppelt. Sehen Sie die Gefahr einer zu großen Abhängigkeit von diesem Markt?

Joachim Schmidt: Vorsicht ist sicher angeraten. Wir dürfen jedenfalls nicht nur von China allein abhängig sein. Auf der anderen Seite müssen wir alle Chancen wahrnehmen, die das Land bietet. Sonst wären wir schlechte Unternehmer. 2015, wenn wir weltweit den Absatz von 1,5 Millionen Fahrzeugen planen, wollen wir unsere Verkäufe in China auf rund 300 000 Einheiten verdoppeln. Sie haben letztlich auch gar keine andere Wahl. Selbst wenn Sie in eine gewisse Abhängigkeit kommen würden, können Sie nicht sagen, dann lass ich China weg. China ist so bedeutend – und wird an Bedeutung noch weiter zunehmen.

Was könnte die Abhängigkeit zumindest mindern?

Joachim Schmidt: Indem man auch vor Ort ist. Wir sind als good corperate citizen, als eine Art gute Unternehmensbürger, in China. Wir schaffen Arbeitsplätze. Aber ich gebe Ihnen Recht: Zu stark von einem Markt abhängig zu sein, das ist immer schwierig.[foto id=“340869″ size=“small“ position=“right“]

Hat Sie die Ankündigung von zu Beginn dieses Jahres greifenden Zulassungsbeschränkungen für Pkw in Peking überrascht?

Joachim Schmidt: Ja, das ist eben China und nicht besonders erfreulich. Andererseits sehen wir das gelassen. Man weiß nicht, wie lange das geht und wie das letztlich abgewickelt wird. Peking ist eine von vielen Städten in China. China ist sehr groß. Wer einen Mercedes oder Smart kaufen will, der kann das überdies jederzeit weiter tun.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Mercedes-Verkaufschef im auto.de-Gespräch: „Unser Anspruch muss weiter Führerschaft sein“ – Teil II

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Welche Märkte gehen im Moment möglicherweise etwas unter?

Joachim Schmidt: Eigentlich keine. Wir haben in Indien zum Beispiel enorme Zuwächse, allerdings auf ganz anderem Niveau. Indien wird sich in den nächsten zehn Jahren sehr positiv entwickeln, zwar nicht als zweites China, aber durchaus mit erheblichem Stückzahlpotenzial. Oder nehmen Sie Brasilien, wo wir noch nie so viele Autos verkauft haben. Oder Russland, wo wir zuletzt 64 Prozent Steigerungsrate erreicht haben und noch deutlich zulegen können und werden. Oder Korea, wo wir um 86 Prozent auf jetzt 60 000 [foto id=“340871″ size=“small“ position=“left“]Einheiten zugelegt haben. Diese Märkte sind alle weiter ausbaufähig, insofern ist mir nicht bange.

In Deutschland hat es einen dramatischen Einbruch gegeben.

Joachim Schmidt: Wir hatten eigentlich nicht erwartet, dass wir mit dem Markt 23 Prozent abfallen. Aber ich bin froh, dass wir letztlich das Ergebnis des Vorjahresergebnis erreicht haben. Und wir sind auch hier Marktführer bei der S-, E- und C-Klasse, beim Smart und in anderen Segmenten. Bei den Händlern haben wir schon vor Jahren eine nachhaltige Restrukturierung vorgenommen, die Anzahl deutlich auf rund 100 reduziert. Ich glaube, dass wir mit der Einführung der neuen Kompaktmodelle auf A- und B-Klasse-Basis auch auf dem deutschen Markt wieder deutlich zulegen können.

Mercedes-Kunden sind in der Regel gut situiert. Worauf kommt es ihnen vor allem an?

Joachim Schmidt: Sie wollen das Beste. Deswegen ist es wichtig, dass wir unsere Marke stärken, dass wir natürlich hervorragende Produkte anbieten, insbesondere auch im Hinblick auf Qualität, Sicherheit, Komfort, was unsere Hauptdomänen sind.

Und was ist mit der Sportlichkeit?

Joachim Schmidt: Wir wollen unsere Fahrzeuge in Zukunft etwas sportlicher machen, das sehen Sie jetzt beim CLS, bei der C-Klasse-Modellpflege, beim neuen SLK. Das ist die Richtung, in die wir gehen.

Apropos Sportlichkeit: Die Rückkehr von Michael Schumacher in Ihrem Formel-1-Team haben auch Sie sich sicher anders vorgestellt, oder?

Joachim Schmidt: Es war eine hervorragende Maßnahme, Michael Schumacher als Fahrer zu gewinnen. Leider hat dann die Performance nicht so gestimmt, wie wir es uns erwartet hatten. Wir haben ihm einfach nicht das Auto gegeben, das er eigentlich verdient gehabt hätte. [foto id=“340872″ size=“small“ position=“right“]Aber ich bin davon überzeugt, dass wir 2011 deutlich besser sein werden. Mit Rennsport muss man mittelfristig natürlich erfolgreich sein, aber man kann es eben nicht immer.

Mercedes hat im vergangenen Jahr …

… beim Absatz um 15 Prozent auf über 1,1 Millionen verkaufte Mercedes, Maybach und Smart zugelegt. Es gab 14 Monate zweistellige Zuwächse in Folge. Das vierte Quartal war das beste der Unternehmensgeschichte. Die Verkäufe in China haben sich mehr als verdoppelt, die in den USA sind deutlich gestiegen. In Deutschland sind die Schwaben mit Blick auf die heimischen Konkurrenten Audi und BMW nach eigenen Angaben Nummer eins im Premiumsegment geblieben. Rund zehn Milliarden Euro investieren die Stuttgarter im Rahmen eines Zweijahresplanes bis Ende 2011 in Forschung und Entwicklung.

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