Messerundgang Eurobike: Die Fahrrad-Branche boomt

Das Anstrengende bei einem Messerundgang ist das staunende Erkennen, was man alles noch nie gesehen und das Registrieren von Wünschen nach Dingen, die man bisher nicht vermisst hat. So ergeht es einem auf der Eurobike, der weltweit führenden Fahrradfachmesse in Friedrichshafen (bis 5. September).


Es ist nicht zu verkennen, dass die Branche boomt, trotz Krise. Rückgänge beim Ausstellerinteresse wurde nur im unteren Preissegment registriert. Aber es sind nicht nur die namhaften Hersteller, die in Friedrichshafen auftrumpfen und der Messe ihr Flair verleihen. Man kann auch viele Newcomer und Tüftler treffen, die auf Erfolg und Anerkennung hoffen.

So spricht den ratlosen Betrachter auf den ersten Metern in der Messehalle ein Architekt an, und zeigt einem ein Mountainbike, das sich aber durch einen Ski anstelle des Vorderrades hervortut. Dabei handelt es sich um ein Aufsatzteil, das leicht im Rucksack verstaut werden kann. Ideal für Berg- und Almbewohner, die mit einem Mountainbike unterwegs sind und immer mit einem Wintereinbruch rechnen müssen.

Einen Stand weiter bei der Fima B&W erschlägt einen fast die Größe eines Fahrradkoffers, der garantiert kein unsichtbares Plätzchen in der Wohnung findet. Mit 1,25 Meter mal 85 Zentimeter mal 32 Zentimeter ist der „Big Case“ geeignet für alle Race- und Mountain-Bike-Freaks, die nicht ohne eigenes Gefährt in den Urlaub gehen. Der für nur zwei Hände etwas unhandliche Koffer mit vier kleinen Inline-Rollen hat kein großes Eigengewicht und ist aus schlagfestem Kunststoff.

Dann ruht das Auge auf einem kleinen Arbeitstisch mit herrlichem Leder. Hier präsentiert sich die alte Bielefelder Firma Hebie, gegründet 1868, ein Überbleibsel der ehemals blühenden westfälischen Fahrradindustrie. Sie produziert nun schon in der fünften Generation Accessoires für Fahrräder, die Fahrräder erst zum Verkehrsmittel machen, und sagt von sich, man sei weltweit das älteste Unternehmen in der Fahrradbranche. Es ist erfreulich, dass man wirtschaftlich so lange mit der Produktion von Gepäckträgern, Fahrradständern, Schutzblechen und als Neuestem auch pfiffigen Design-Taschen für den Gepäckträger aus herrlich dickem Leder überleben kann.

Irgendwie noch befremdlich wirkt der Anblick der Liegeräder, die sich verstärkt auch ihren Platz auf dem Markt erobern. Auch hier gibt es bereits ein Sortiment für die verschiedensten Ansprüche, ob Genussfahren, Sport oder Reise. Die Firma HP Velotechnik aus dem hessischen Kriftel hat in diesem Segment ein Baukastensystem entwickelt, so dass der Kunde sich sein Rad ganz nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen kann. Die Krifteler Werkstatt, die das individuelle Velo von Hand dann baut, nennt sich selbst denn auch passend Manufaktur. Der absolut neueste Hit von HP Velotechnik ist der GrassHopper FX, ein faltbares Trekking-Liegerad, das 2010 auf den Markt kommt.

Ein Tricycle-Liegerad mit patentierter Lenkung an der Hinterachse, das im Sinne größerer Stabilität hinten zwei und vorne ein Rad hat, also umgekehrt wie alle Wettbewerber gebaut ist, kann leider nicht auf der Messe Furore machen. Dieses Einzelteil, eine Neuheit für Europa, und aus Taiwan von Jiuh Ling Co., Ltd kommend, wurde noch vor der offiziellen Messeeröffnung vom Stand gestohlen. Deutsche Raubkopierer werden verdächtigt.

Viel tut sich beim Zubehör. Taschen für alle Einsatzzwecke, elegant bis sportlich, für Tourer, Business-People, Mütter oder Schüler. Eltern, die ihre Kinder mit dem Rad zur Schule fahren lassen, sollten sich dringend mal damit beschäftigen, ob ihre, vielleicht 35 Kilogramm schweren Kleinen, wirklich mit 12 Kilogramm Gewicht auf dem Rücken sicher auf dem Rad unterwegs sind. Dafür gibt es heute Gepäckträger und trendige Schultaschen, die den Schwerpunkt des Rades wieder nach unten holen, wo er sein soll. Vielfältige, innovative Angebote kommen da von Haberland. Mit Ladeflächen für Kisten, Kästen und große Körbe für vorne und hinten kommen die Holländer daher. Hier merkt man, dass im Nachbarland eine viel ältere Fahrradkultur herrscht, und dass man diese in eine hohe und zugleich attraktive Form umzusetzen versteht. Mit solchen Gefährten könnte manch kleiner Lieferwagen in der Garage bleiben.

Aus Taiwan kommen nicht nur die meisten Fahrräder der Messe, sondern auch Modisches. Die Firma MHL präsentiert zwei Damen-Kollektionen, La Mer und Helena. Da sind Fahrradgriffe, Fahrradhandschuh, Satteltasche und Sattel farblich und im Muster aufeinander abgestimmt. Bei La Mer schimmern rosa-silberne oder grau-grüne Schuppen, bei Helena geht es gediegener zu mit Karos oder Tiger-Optik in Naturtönen. Aus Deutschland kommt eher Funktionskleidung, zunehmend auch die weibliche Anatomie berücksichtigend. Lockerer Streetwear-Look kommt mit herausnehmbarem Innenhosenpad und lässt einen am Arbeitsplatz etwas unauffälliger aussehen.

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