Alfa Romeo

Mille Miglia 2014 & 60 Jahre Alfa Romeo Giulietta – Auf die Nächsten Sechzig

Es ist ein lauer Maitag mit wolkenlosem Himmel, und auf der Piazza mitten im historischen Brescia stehen die Autos dicht an dicht. Ein Durchkommen wird selbst zu Fuß zum Geduldspiel. Doch es sind nicht irgendwelche Autos, mit denen der Platz gepflastert ist. Ein Hochkaräter nach dem anderen tummelt sich da im Gedränge; die meisten Menschen dürften mit vielen Marken und Modellen selbst dann nichts anfangen können, wenn sie sie von einer Liste abläsen. OM 665 SMM Superba, Salmson GS8 GD Sport oder Cisitalia 202 – wie bitte?

Bereits seit 1977 startet die heutige touristische Mille Miglia jedes Jahr im Mai im Gedenken an die originale Mille Miglia, die in den Jahren zwischen 1927 und 1957 als eines der berühmtesten Straßenrennen seiner Zeit abgehalten und nach einer Serie schwerer Unfälle eingestellt wurde. Während es früher um Geschwindigkeit ging, steht heute der Showeffekt an erster Stelle. Die Mille ist ein Luxusevent durch und durch – nicht nur, dass manches teilnehmende Fahrzeug achtstellige Euro-Beträge kostet, auch die Anmeldegebühr hat es mit rund 10.000 Euro in sich. Natürlich gibt es auch Wertungsprüfungen und am Ende eine Siegerehrung, so viel Sportsgeist muss schon sein.[foto id=“511294″ size=“small“ position=“right“]

Den Zuschauern soll es nur recht sein, wo sonst bekommt der Liebhaber so viel automobile Haute Couture auf einen Schlag geboten? Doch unter die Alfa 6C, Kompressor-Benz und Bugatti dieser Welt mischen sich auch immer eine Hand voll profaner Oldies vom Schlage Isetta, Mercedes 180 D, Renault Dauphine oder sogar VW Käfer. Es geht auch auf exotische Weise günstiger: Ein MG Magnette, eine vergleichsweise bescheidene Limousine aus den Fünfzigern, weilt ebenfalls unter den Mitfahrern. Ihr Glück, dabei sein zu dürfen, beruht auf der Tatsache, dass sie auch damals schon gestartet ist bei der originalen Mille – selbiges gilt für den Ponton, die Isetta, den Renault sowie den Käfer. Nur solche Fahrzeuge sind nämlich zugelassen, nachzulesen auf einer akribisch geführten Liste auf der Homepage des Veranstalters (www.millemiglia.it). Natürlich steht auch die 1954 eingeführte Ur-Giulietta in diesem Verzeichnis und darf an der exklusiven Ausfahrt teilnehmen. Da lässt es Alfa sich nicht nehmen, die Feier des 60-jähigen Modelljubiläums in die Atmosphäre des Mille Miglia-Starts zu tauchen.

So fährt die aktuelle Kompaktklasse mit dem klangvollen historischen [foto id=“511295″ size=“small“ position=“left“]Namen als schmückendes Beiwerk über die von anderen, hoch erlesenen Markenbrüdern gesäumten Straßen und lässt sich auch nicht von den zahlreichen Mercedes SLR ablenken, die hier und da sogar als exklusive Stirling Moss-Version ohne Frontscheibe um die Ecken bollern mit ihren bassigen V8-Triebwerken unter der Haube.

Die Giulietta steht für Bescheidenheit und tritt auf der Veranstaltung überwiegend als 1,6 Diesel an – recht bescheiden war auch das Urmodell mit 1,3 Liter großem Vierzylinder und 39 kW/53 PS zumindest im Vergleich zu manch anderen dargebotenen Autos dieser Kategorie. Doch die sportiven Italiener konnten auch wilder mit ihren unzähligen sowie ebenso unbezahlbaren 6C-Modellen zum Beispiel. Wer heute mit einem dieser Sechszylinder (daher die Bezeichnung) antreten möchte, muss je nach Ausführung und Modell mehr als eine Million Euro für die Anschaffung bezahlen. So teure Rennwagen – noch dazu mit Straßenzulassung – wird Alfa wohl nie wieder auf die Räder stellen.[foto id=“511296″ size=“small“ position=“right“]

Umso schöner, dass Sergio Marchionne jüngst angekündigt hat, fünf Milliarden in die Marke zu investieren, um sie wieder fit zu machen für den Wettbewerb gegen starke Labels wie Mercedes, BMW und Audi. Dann wird hoffentlich auch wieder ein Sechszylinder dabei sein und würdig neben einem 6C aus längst vergangenen Zeiten parken können. Und vielleicht wählen die Verantwortlichen ja wieder die Mille Miglia als Präsentationsort.

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