Ihre persönliche Autoberatung
0800 - 40 30 182
Motorradfahrer sind die
unterschiedlichsten Typen. Von gediegenen Herrschaften in
Franzenlederjacke die ihre schwere Goldwing kilometerlang geradeaus
die Route 66 entlang manövrieren bis hin zu Highspeedjunkies, die
jedes Wochenende auf der Rennstrecke auf Rekordzeitenjagd gehen. Vor
allem die zuletzt genannte Gruppe von Bikern dürfte auf das
Renndebüt des schnellsten Elektro-Motorrads der Welt am 12 Juni beim
TTXGP (erster emissionsfreier Grand Prix) auf der Isle of Man
gespannt sein. Mit 240 km/h Spitze brettert das futuristisch-bullige
Geschoss dann über die Strecke – ein unglaublicher Wert für ein
Öko-Bike. Durch die enorme Beschleunigung von 135 Newtonmetern
Drehmoment holt man auch kleinere Fahrfehler wieder spielend auf.
Weil es im Motorsport keine Spiegel
gibt, ist die Mission One nur schwer zu sehen. Und weil sie keinen
Laut von sich gibt, ist sie auch nicht zu hören. Das Bike macht beim
Fahren keinen Ton – null, nada, niente! Wie das funktioniert? Keine
Ahnung! Aber es muss an den Lithium-Ionen Batterien liegen, die das
stille Ungeheuer antreiben. Das Beste ist aber die Unabhängigkeit
von den Tankstellen. Spritpreiserhöhungen sind mit der Mission One
nicht mehr von Belangen. Das ist gut für den Geldbeutel und schont
vor allem die Umwelt. Denn durch den elektronischen Antrieb wird
genauso viel CO2 ausgestoßen, wie Lärm verbreitet: nämlich gar
keiner.
Dem Erfolg am Markt steht also nichts
mehr im Weg – die Generation von leisen, umweltfreundlichen
Motorrädern ist geboren und wird die alten, lärmenden
Spritschleudern ablösen. So erhofft es sich zumindest der Hersteller
des Elektro-Flitzers Mission Motors. Aber die Sache hat einen kleinen
Haken. Wobei bei einem Preis von rund 54 000 Euro „klein“ der
falsche Ausdruck ist. Selbst die abgespeckte Serienvariante, die
dieses Jahr noch vorgestellt werden soll, wird für den
durchschnittlichen Biker unerschwinglich bleiben. Auch bei dem
futuristischen Design der Mission One werden die Meinungen weit
auseinander gehen. Ich für meinen Teil finde den Anblick des
kantigen, voll verkleideten Elektro-Bikes sehr gewöhnungsbedürftig. [foto id=“63269″ size=“small“ position=“left“] Die siebartigen Löcher in der Verkleidung dienen sicher als
Luftkühlung für die Akkus, sehen aber ungewohnt und komisch aus.
Auch die im knapp 40°-Winkel stehende Doppelarmschwinge lässt das
Auge irgendwie nicht glücklich werden. Aber hey: Über Geschmack
lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Worüber viele
Motorradfans sich aber ärgern werden, ist das geräuschlose
Dahingleiten mit dem kantigen Zweirad. Ohne Knattern, Röhren oder
Heulen aus dem fehlenden Auspuff ist erstens Angeben an der roten
Ampel oder vor der Kneipe praktisch unmöglich und das Fahren macht
auch viel weniger Spaß. Außerdem erhält der Motorradfahrer durch
das lautlose Fahren erstens weniger Rückmeldung vom Bike und – was
viel wichtiger ist – wird er noch schneller übersehen als sonst
schon. Apropos fehlen: Wie zur Hölle soll ein Motorrad Spaß machen,
das keine Kupplung hat? Ohne manuelles Schalten, ohne das Zepter
selbst in der Hand zu haben, wird es nur wenigen Motorradfans ein
wirklicher Genuss sein, die Mission One um die Kurven zu jagen. Daran
wird auch die beeindruckende Beschleunigung in Verbindung mit einer
ruhigen Kurvenlage nichts ändern.
[foto id=“63270″ size=“small“ position=“right“]
Motorrad-Neukäufer werden außerdem
an die Kinderkrankheiten von brandneuen Modellen wie der Mission One
denken. Die Yamaha YZF R1 oder die Triumph Speed Triple haben sich
beispielsweise über Jahre in Ihrem Segment an der Spitze etabliert
und wurden stetig weiterentwickelt. Diese Maschinen sind ausgereift –
im Gegenteil zur Mission One, deren Hersteller Mission Motors gerade
mal knappe 2 Jahre existiert. Nur zum Vergleich: Triumph baut bereits
seit über 100 Jahren Motorräder, die Speed Triple kam 1994 auf den
Markt. Zwar haben sich mit Ex-Tesla-Mitarbeiter Forrest North, Edward
West und Mason Cabot drei talentierte und erfahrene Entwickler für
die Mission One zusammen getan – aber bei allem Respekt: So viele
Neuerungen ohne technische Macken? Ein toller Gedanke – aber
praktisch unmöglich…
Die Mission One ist mit Sicherheit ein
grandioses Powerbike, das die Zukunft der Motorräder mit dem
heutigen Anspruch zu verknüpfen versucht. Auch das Konzept, die
Umwelt zu schonen und ganz und gar emissionsfrei zu fahren ist
natürlich richtungsweisend und in Anbetracht des Klimawandels mehr
als nötig. Es sind genau diese Merkmale, die die Mission One von
allen bisherigen Motorrädern unterscheidet. Dass diese Pluspunkte
beim Motorradkauf allerdings eine große Rolle spielen, kann
erfahrungsgemäß ausgeschlossen werden. Und so stellt sich die
Frage: Warum viel mehr Geld für etwas ausgeben, das ungefähr soviel
leistet, wie ein anderes Produkt, mir aber optisch nicht gefällt und
von dem ich nicht weiß, wie lange es funktioniert und wie sicher es
wirklich ist? Um die Zukunft voran zu treiben oder die Umwelt zu
schonen, ist jedenfalls für mich keine ausreichende Antwort au diese
Frage.
[foto id=“63271″ size=“full“]
Die limitierte Auflage von 50 Stück
wird mit Sicherheit rasend schnell vergriffen sein, aber ob sich die
etwas billigere und abgespeckte Serienvariante der Mission One an dem
fest dominierten Motorradmarkt durchsetzen kann, wage ich zu
bezweifeln. Motorradfahren ist – anders als Autofahren – ein
Hobby, das bislang noch nicht bereit ist, sich an die aktuellen
ökologischen Forderungen anzupassen.
geschrieben von Max Zaczek veröffentlicht am 19.02.2009 aktualisiert am 19.02.2009
Auf auto.de finden Sie täglich aktuelle Nachrichten rund ums Auto. All das gibt es auch als Newsletter - bequem per E-Mail direkt in Ihr Postfach. Sie können den täglichen Überblick zu den aktuellen Nachrichten kostenlos abonnieren und sind so immer sofort informiert.