Mit Elektronik gegen Lkw-Unfälle

Noch ist die Vision vom unfallfreien Lkw-Fahren ein Wunschtraum, aber seine Erfüllung rückt näher. Zu diesem Schluss sind die Teilnehmer des siebten Dekra/VDI-Symposiums „Sicherheit von Nutzfahrzeugen“ im baden-württembergischen Altensteig-Wart gekommen. Dazu sei es aber zwingend notwendig, die bereits verfügbaren Sicherheitssysteme schneller als bisher auf die Straße zu bringen, so der Tenor der Teilnehmer.

Aus falsch verstandenem Kostenbewusstsein werden Sicherheits-Assistenzsysteme oft nicht geordert“, kritisiert etwa Clemens Klinke, Geschäftsführer der Dekra Automobil GmbH und Gastgeber des Symposiums. Daraus zieht Klinke den Schluss, dass hier auch der Staat gefordert sei: „Es braucht die Technik den Gesetzgeber.“ Als gelungenes Beispiel für die Wirksamkeit einer solchen Kombination führte er die Gurtpflicht an: „Durch Bußgeldandrohung stieg die Anlegequote schnell von zehn auf rund 80 Prozent.“ Die ESP-Pflicht für schwere Nutzfahrzeuge über 3,5 Tonnen von November 2011 an ist ein erster Schritt, die Spediteure zu ihrem Glück zu zwingen.

Dabei haben die Fahrzeughersteller bereits in der Vergangenheit viel getan. ABS ist in Nutzfahrzeugen schon seit mehr als 25 Jahren verfügbar, ESP heute eher die Regel als die Ausnahme. Wie in hochwertigen Pkw stehen auch Abstandsregel-Tempomaten und Spurhalteassistenten in den Preislisten. Zusätzlich bietet etwa Daimler schon seit 2006 optional das Notbremssystem Active Brake Assist (ABA) an, das selbsttätig Auffahrunfälle vermeiden kann. Doch die Bestellquoten solcher „elektronischer Schutzengel“ liegen meist noch im einstelligen Prozentbereich.

Das kann Herbert Schäfer, Spediteur aus Holzminden, nicht verstehen: „Durch den Kauf von Fahrzeugen mit Sicherheitsassistenzsystemen hat sich die Unfallquote bei uns drastisch gesenkt.“ Sein Kollege Anton Hotz, der ebenfalls auf moderne Sicherheitstechnik setzt, pflichtet ihm bei: „Schon wenn ein einziger Unfall durch ein solches System vermieden wird, hat sich die Investition gelohnt.“ In dieselbe Kerbe haut Jens Wendling vom Versicherer KRAVAG: „Durch geringere Unfallquoten lassen sich für Spediteure Versicherungsprämien sparen.“ Außerdem sieht [foto id=“328972″ size=“small“ position=“right“]er die beschleunigte Einführung jenseits gesetzlicher Vorgaben als „ethische Pflicht“ an: „Wenn es Systeme gibt, die Leben retten und menschliches Leid mindern können, müssen sie auch eingeführt werden.

An der Zuverlässigkeit der Systeme gibt es nach Meinung der Automobilzulieferer und Hersteller keinen Zweifel. Daimler-Mann Ingo Scherhaufer: „In mehreren 100 Millionen Kilometern, die unsere Kunden mittlerweile beispielsweise mit dem Active Brake Assist gefahren sind, gab es noch keine unberechtigte Notbremsung.“ Und so lassen sich die Lkw-Bauer von der bisher noch mangelnden Akzeptanz nicht schrecken und arbeiten an weiteren Verbesserungen. Daimler entwickelt das ABA zum Notbremssystem AEBS (Advanced Emergency Braking System) weiter, MAN forscht derzeit an einem Spurhalteassistenten, der anders als die meisten heute erhältlichen Systeme auch in engen Autobahnbaustellen funktioniert. Jetzt müssen die „Lebensretter“ also „nur“ noch gekauft werden.

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