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Es geht südwärts. Von Jinan über 360 Kilometer bis Xuzhou in die Ursprungsregion des Taoismus. Die Hinterhöfe auf der dritten Etappe der „China Rallye of International Cars“ wirken etwas aufgeräumter, als in den Orten der ersten Streckenabschnitte weiter nördlich. Aber wie in der Region rund um Peking hat auch hier jede größere Stadt ihre breite und ewig lange Prachtstraße. Ähnlich wie die Champs Elysée in Paris verlaufen diese Alleen zwischen den Hochhäusern der riesigen Innenstädte. Es sind nahezu alles Millionenmetropolen. Nur sind Städte mit mehr als einer Millionen Einwohner im Reich der Mitte nichts besonderes. Es gibt mehr als 150 davon, die meisten sind in Europa völlig unbekannt.Das Land ist flach. Hügel oder Anstiege sucht man vergebens. Vielleicht gibt es hier gerade deshalb jede Menge Elektrofahrräder. Das Problem: Man hört sie nicht und muss unheimlich aufpassen, nicht angefahren zu werden.
Nach seiner Reparatur läuft der Mille-Miglia-Käfer von Volkswagen Classic mit Hans-Joachim Stuck am Steuer wieder einwandfrei. Probleme gibt es nicht. Lediglich die von Smog und Feinstaub belastete Luft setzt Windschutzscheibe und Lack etwas zu. Die Staubschicht wächst stetig. Doch dieses Phänomen ist in China tagesabhängig. Einen Tag später könnte schon wieder reine Luft herrschen. Dann wird die Sicht rund 100 Meter vor dem Auto nicht dunstig.
Spaß macht es, in China zu tanken. [foto id=“439010″ size=“small“ position=“right“]Der Sprit kostet verglichen mit Deutschland gut die Hälfte. Darum arbeiten viele Chinesen wohl auch als Taxifahrer, um Geld zu verdienen. Oft sind es Volkswagen Santana oder Jetta die als Taxi durch die Städte rollen – oder über die unzähligen, staubigen Pisten Abseits der großen Hauptstraßen. Apropos Hauptstraßen: Die Navigation führt die Teilnehmer der Oldtimer-Rallye oft kilometerlang geradeaus. Doch verpasst man nur einen Abzweig, hat das in den meisten Fällen einen sehr langen Umweg zur Folge…
Der Käfer mit der Startnummer 17 hält sich bestens. Auf Twitter und in chinesischen Zeitungen ist bereits zu lesen, dass der grüne Volkswagen das Auto ist, das so schnell fährt, dass es keiner einholen kann.
Klare Luft in Xuzhou am Morgen des vierten Tages. Der Smog ist über Nacht verschwunden. Die klare Luft tut auch dem 75 PS starken Mille-Miglia-Käfer gut. Wie ein Uhrwerk läuft der luftgekühlte Motor im Heck. Zuverlässig, störungsfrei und rund. Andere Fahrzeuge haben bereits Probleme nach den ersten Etappen. An Tag vier setzen nur noch 19 von ursprünglich 35 Oldies das Rennen fort.
Xuzhou ist eine Bergbaustadt. Die Technische Bergbau-Universität liegt am Wegesrand. Das Ziel ist Hefei. Zunächst ist die Qualität der langen und breiten Highways und Landstraßen bestechend. Sauberer glatter Asphalt. Doch die Route führt an diesem Tag in die tiefe chinesische Provinz. Schotterpisten, riesige Schlaglöcher und gigantische Längs- und Querrillen bestimmen den Weg. Haufenweise Lkw, Menschen, Radfahrer, Tiere tummeln sich auf den immer schmaler werdenden Straßen. In den ländlichen Regionen Chinas gibt es noch sehr viel Entwicklungspotenzial. Heruntergekommene Autos und Lastwagen, häufig auch als eigene improvisierte Konstruktionen, bestimmen das Bild.
[foto id=“439011″ size=“small“ position=“left“]Währenddessen wird die zweite Hälfte der vierten Etappe zur Tortur für den Käfer von 1956. Stoßdämpfer, Reifen, Fahrwerk und der Motor werden Extrembelastungen ausgesetzt. So auch auf der letzten Zeitprüfung über 30 Kilometer. Eine Stunde für diese Strecke scheint auf den ersten Blick recht viel. Wie sich jedoch herausstellt, sind diese 60 Minuten doch recht knapp bemessen. Schritttempo ist Voraussetzung auf den Betonpisten, die noch aus Maos Zeiten zu sein scheinen. „Da musst Du die gesamte Straße analysieren und die komplette Breite ausnutzen, um den besten Weg durch dieses Labyrinth von karosserie- und fahrwerkfeindlichem Untergrund zu finden“, resümiert Hans-Joachim Stuck.
Dass der klassische Volkswagen im Ziel wieder einen funktionsfähigen Tacho und Kilometerzähler hat – und damit für die fünfte Etappe voll einsatzfähig ist – ist den Improvisateuren zu verdanken. Die Mechaniker Michael Winkler und Klaus Ulrich durchforsteten sämtliche Kleinwerkstätten am Wegesrand nach Ersatzteilen, um die abgescherte Tachowelle des Käfers instandzusetzen. Geholfen hat am Ende ein weggeschmissenes am Bordstein liegendes Teil, das kurzerhand so umfunktioniert wurde, dass sowohl Tacho als auch Kilometerzähler wieder laufen. Etappe Nummer fünf führt heute nach Nanjing, die alte Hauptstadt und Hochburg der chinesischen Herrscher.
geschrieben von auto.de/(ampnet/tw) veröffentlicht am 12.10.2012 aktualisiert am 12.10.2012
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